Missbrauch durch Lehrer: Opfer auch in Camp bei Hartberg

Neue Opfer, neue Tatorte. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass im aktuellen Missbrauchsfall neue Details ans Tageslicht kommen. Bislang sind zumindest 40 Opfer bekannt. Der mutmaßliche Täter: Lehrer an einer Wiener Schule, Trainer in verschiedenen Sportvereinen, Betreuer in diversen Camps, Organisator eigener Sport- und Freizeitcamps. Gerade so, als ob der Lehrer immerzu auf der Suche nach neuen Opfern gewesen wäre. Apropos neue Opfer: Neben jenen aus dem Camp am Wolfgangsee sollen sich mittlerweile auch Betroffene aus einem Camp in Hartberg gemeldet haben.
Aktueller Stand: Das Verfahren gegen den Lehrer wurde nach dessen Selbstmord im Frühjahr eingestellt. Die Verfahren gegen zwei von Opfervertretern angezeigte Männer, die in Camps und im Verein mit dem Lehrer eng zusammen gearbeitet haben, wurden mangels Anfangsverdacht von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Zum Verfahren, an das sich ein Polizist aus Baden erinnert, der den damals verdächtigen Lehrer einvernommen hat, gibt es laut Auskunft des Bundesministeriums für Justiz keine Akten mehr. Eine weiterführende Anfrage des KURIER an die Staatsanwaltschaft Wien wurde seit Mittwoch nicht beantwortet.
Kampagne gefordert
Dieser Fall ruft auch Kinderschutzzentren auf den Plan. Hedwig Wölfl vom Kinderschutzzentrum „Die Möwe“, betont, dass es in solchen Fällen nicht ausschließlich um sexuellen Missbrauch geht, sondern vielmehr auch darum, dass Autoritätsverhältnisse und Machtstrukturen ausgenutzt werden. Wölfl weiter: „Einen Verdacht des sexuellen Missbrauchs auszusprechen und anzusprechen, ist für viele sehr heikel. Oft führt das dazu, dass er nicht angesprochen wird.“ Und gerade, weil auch die Dunkelziffer, die aus Scham und Angst der Betroffenen resultiert, seien funktionierende Präventionskonzepte besonders wichtig.
Sie hält es für notwendig, dass sowohl bei der Polizei als auch bei Pädagogen in der Ausbildung ein wesentlich größeres Augenmerk auf die Missbrauchs- und Gewaltthematik gelegt werden müsse. Und sie fordert eine groß angelegte „Kinderschutz-Kampagne seitens der öffentlichen Hand, um die Sensibilisierung in diesem Bereich voranzutreiben.“
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