Ein Marathon bei minus 28 Grad in einer Eisfabrik. 100 Kilometer laufen auf der Terrasse des Donauturms. 12 Stunden mit dem Fahrrad in einer Gondel des Wiener Riesenrades. Oder ein 70-Kilometer-Lauf um den Küchentisch herum.
Klingt ein bisschen ... verrückt? Rainer Predl aus Lassee in Niederösterreich ist bei einer solchen Beschreibung gar nicht böse, nennt er seine schrägen Läufe doch selbst "crazy projects": "Die haben sich bei mir 2020 eingebürgert“, beschreibt der 35-Jährige.
Schräge Ideen während der Pandemie
Damals, als die Corona-Pandemie das Tempo vorgab und Gewohntes nicht mehr möglich war, etwa Predls Benefizlauf zugunsten des Kinderhospiz "Sterntalerhof" (Burgenland) im Frühjahr, ersann der Niederösterreicher skurrilere Veranstaltungen.
"Ich habe damals im Fernsehen einen Chinesen gesehen, der 66 Kilometer um seinen Küchentisch gelaufen ist. Ich habe mir gesagt, das kann ich auch, aber ich mache 70 Kilometer. Und es hat funktioniert."
Die Corona-Beschränkungen sind längst vorbei, die "crazy projects" für einen guten Zweck sind geblieben. Zumindest eines davon mache er jedes Jahr, erzählt Predl. "Ich versuche, damit Aufmerksamkeit zu erregen und eine Botschaft zu senden."
Es geht auf den Erzberg
Heuer etwa liege der Fokus auf mentaler Gesundheit. "Das ist so wichtig, da hinzuschauen“, betont der 35-Jährige: Und deshalb soll der Erlös des nächsten schrägen Vorhabens an eine Institution gehen, die sich damit beschäftigt. Welche genau, wird noch ausgesucht.
Fix ist aber das Projekt, das den Sportler aus dem Bezirk Gänserndorf in den steirischen Bezirk Leoben führt. Predl hat die Verantwortlichen des "Abenteuer Erzberg" für die Idee gewonnen, doch mitten in dem Erzabbaugebiet einen Marathon zu laufen – auf einem Muldenkipper, in Eisenerz "Hauly" genannt.
Warum tut man das? Predl schmunzelt: "Weil es noch keiner gemacht hat.“
Nun ist so ein Gefährt aber nicht besonders lang, dafür zweistöckig, also wird Predl am 8. März auch Stufen auf- und ablaufen, um die 42,195 Kilometer absolvieren zu können.
Noch im Jänner macht der Niederösterreicher einen ersten Lokalaugenschein am Erzberg, um seine Laufstrecke zu inspizieren. "Wir werden wohl zwei Muldenkipper nehmen und die Popsch an Popsch stellen“, überlegt Predl, das vergrößere die Lauffläche. Doch auch damit dürften es nur 50 bis 60 Meter werden, die der 35-Jährige zur Verfügung hat.
Grob gerechnet muss er also mehr als 800-mal hin und herlaufen, um die Marathondistanz zu absolvieren. "Mein Ziel ist, unter vier Stunden zu bleiben“, überlegt Predl.
Recht langsam für seine Verhältnisse unter anderen Bedingungen: Der Niederösterreicher läuft, wenn er nicht gerade auf Aussichtsplattformen von Windrädern oder in Kreisverkehren Runden dreht, Spitzenzeiten bei Marathons wie auch Ultraläufen. 2014 gewann er mit einer Zeit von 2 Stunden und 50 Minuten als erster Europäer den Sahara-Marathon.
Predl hält unter anderem den österreichischen Rekord im 12-Stunden-Straßenlauf (2020, 151,23 Kilometer) und holte 2022 den Gesamtsieg beim 100-Kilometer-Wüstenlauf "Running with the Devil" in den USA.
Was macht der Spitzensportler beruflich?
Er wurde zudem zwei Mal österreichischer Meister im 100-Kilometer-Straßenlauf – und das alles semiprofessionell: Predl hat auch einen Beruf abseits des aktiven Sports, er arbeitet derzeit als Laufschuhberater bei einem Sportartikelhändler, ehe er heuer noch zu seiner Lebensgefährtin nach Frankfurt in Deutschland übersiedelt.
120 Triathlons: Bis zu 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer laufen: Das ist ein Triathlon in der Volldistanz. Dem Deutschen Jonas Deichmann war einer davon zu wenig: Er absolvierte 2024 120 davon – hintereinander, an jedem Tag einen
Klimmzüge: Doug Martin aus den USA schaffte 2024 binnen 24 Stunden 9.250 Klimmzüge und wurde damit Weltrekordhalter. 2018 zog sich der Italiener Tazio Gavioli 36-mal an der Klimmzugstange hoch, aber nur an den kleinen Fingern. Auch das war Rekord
Baumstammwürfe: 35 bis 60 Kilogramm wiegen die Baumstämme, die beim Baumstammwerfen zum Einsatz kommen, beliebt ist vor allem in den schottischen Highlands. Andrew Murphie schaffte in drei Minuten 26 Würfe
Üblicherweise liegt Predls Marathonzeit bei einem Straßenlauf bei 2 Stunden, 40 Minuten. „Aber bei solchen Projekten wie beim Marathon auf dem Muldenkipper ist das ein bisschen anders“, beschreibt er. "Du läufst, musst beim Umdrehen wieder abbremsen und dann wieder Gas geben."
Gas geben will er auch bei Projekten nach dem Muldenkipper-Marathon. So steht am 22. März der Lasseer Benefizlauf an, im April ein 24–Stunden-Lauf in Frankreich. Ein großes Ziel ist dann richtig weit weg: Im November will Predl beim Südpol-Ultramarathon starten, 100 Kilometer sind dabei zurückzulegen.
"Eine Art Trauerbewältigung"
Seinen ersten Ultralauf über 77 Kilometer bestritt er als 17-Jähriger, damals „eine Art Trauerbewältigung“: Predl saß 2007 auf der Heimfahrt von der Schule in einem Zug, der auf einer Eisenbahnkreuzung ein Auto rammte. Predl versuchte zu helfen, musste aber Todesopfer sehen – den Lauf absolvierte er im Gedenken an Helmut und Sophie, Onkel und Nichte, die getötet wurden.
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