Luftraumüberwachung: Radarwellen statt Sturmgewehr

Ministerin Klaudia Tanner vor bzw. unter der Antenne
Am Kolomansberg entsteht eine neue Hightech-Radaranlage um 21 Millionen Euro.

Einem 15 Tonnen schweren, überdimensionalen Beton-Volleyball ähnelt die Radaranlage am Kolomansberg an der Grenze Oberösterreich-Salzburg auf den ersten Blick. Tatsächlich handelt es sich um eine Kuppel, die eine knapp 60 Meter hohe Antenne vor Wind und Wetter schützt. Die Antenne gehört zum Werkzeug der Luftraumüberwachung des Bundesheers – ein Kommando, das die Lufthoheit über dem österreichischen Staatsgebiet wahrt.

Luftraumüberwachung: Radarwellen statt Sturmgewehr

Außenansicht

Dass Luftraumverletzungen keine Seltenheit sind, zeigen die Zahlen aus dem Vorjahr, als rund 100 Flugobjekte abgefangen wurden. Sobald ein Flugzeug ohne Genehmigung in den heimischen Luftraum eindringt, steigen die Eurofighter auf. Damit es aber gar nicht so weit kommt, wird der Luftraum zusätzlich passiv gesichert. Radarstationen erfassen Luftfahrzeuge weit über die Grenzen hinaus und erstellen ein detailliertes Lagebild. Allein 2019 konnten so 40 unautorisierte Flugobjekte noch außerhalb des Staatsgebiets gestoppt werden.

Die Wiege der Radarüberwachung beim Bundesheer bildet die Station am Kolomansberg, von wo aus der Luftraum seit 1964 überwacht wird. Im Laufe der Jahrzehnte machte der technische Fortschritt immer wieder Anpassungen notwendig.

Augen der Republik

Ab 2021 soll eine neue Antenne das derzeitige Modell aus dem Jahr 2003 ablösen. 21 Millionen Euro kostet der Neubau – eine notwendige Investition, betont Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), die am Donnerstag für eine Besichtigung vor Ort war: „Die Radarstationen sind die Augen der Republik. Die Modernisierung stellt sicher, dass der Blick auch in Zukunft scharf ist und wir auf Bedrohungen aus der Luft reagieren können.“

Scharf ist der Blick der 77 m² großen Antenne tatsächlich: Luftfahrzeuge in bis zu 470 Kilometer Entfernung lassen sich auf einer Flughöhe von mehr als 30 Kilometern erkennen. Das Radarsystem des Bundesheers ist wesentlich leistungsstärker als Anlagen aus der zivilen Luftfahrt. Diese verwenden vorwiegend Sekundärsensoren, wodurch sie auf die Transpondersignale des Flugobjekts angewiesen sind. Kommt es zu einem (beabsichtigten) Transponderausfall können sie nicht mehr erfasst werden – wie etwa bei 9/11 auf tragische Weise deutlich wurde. In der militärischen Luftfahrt verlässt man sich nicht auf Kooperationsbereitschaft, weshalb mit Rückstrahlortung (Echoprinzip) gearbeitet wird.

Luftraumüberwachung: Radarwellen statt Sturmgewehr

Doch selbst mit neuester Technik sind die „Luftraumüberwacher“ laufend mit Herausforderungen konfrontiert. Drohnen sind aufgrund ihrer geringen Rückstrahlfläche schwer zu erfassen. Hinzu kommen topografische Gegebenheiten, wie sich anhand der Täler rund um den 1.114 Meter hohen Kolomansberg zeigt. Nicht zuletzt gestaltete sich die Rekrutierung technisch geeigneten Personals schwierig. „Wir kämpfen mit elektromagnetischen Wellen und nicht mit Sturmgewehren“, fasst Major Thomas Burgstaller das Aufgabengebiet der Luftraumüberwachung zusammen.

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