Luftqualität in Österreichs Klassenzimmern: Neue Studie zeigt alarmierende Werte

Lüften im Klassenzimmer
Eine Studie der TU Graz zeigt, dass die CO2-Konzentration in drei Viertel der Klassenräume zu hoch ist - Sensoren und automatische Belüftung können Abhilfe schaffen.
  • Studie zeigt, dass über 75% der österreichischen Klassenzimmer den CO2-Richtwert überschreiten, im Winter sogar 88%.
  • Automatische Belüftungen und Sensoren können die Luftqualität verbessern und das Infektionsrisiko senken.
  • In Städten sind CO2-Werte oft besser als auf dem Land, besonders bei mechanischer Belüftung.

In Österreichs Klassenzimmern herrscht dicke Luft: Eine Studie der TU Graz im Auftrag des Bildungsministeriums hat gezeigt, dass in mehr als drei Viertel der Klassenräume der Richtwert für die durchschnittliche CO2-Konzentration überschritten wird.

Im Winter stieg die Quote bei den rund 1.200 untersuchten Klassenzimmern sogar auf 88 Prozent, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Automatische Belüftungen und kostengünstige CO2-Sensoren können Abhilfe schaffen.

Gute Luftqualität in Innenräumen ist eine Grundvoraussetzung für die menschliche Gesundheit und entscheidend für die Konzentrationsfähigkeit in Beruf, Ausbildung und beim Lernen.

Werte 7-fach über der Norm

Die österreichweite Studie der TU Graz hat nun gezeigt, dass Österreichs Schulen die nationalen und europäischen Richtlinien zur Belüftung größtenteils nicht einhalten. Im Schuljahr 2023/24 wurde in über 75 Prozent der untersuchten Klassenräume der Richtwert für die tägliche mittlere CO2-Konzentration von 1.000 ppm (parts per million) überschritten. Im Winter stieg die Quote noch höher.

„In Einzelfällen lagen die stündlichen mittleren Werte bei über 6.900 ppm, also fast beim Siebenfachen des Richtwerts. In den schlimmsten Fällen bot ein Viertel aller Klassenräume nicht einmal das absolute Mindestmaß an Belüftung, das die geltenden europäischen Normen empfehlen“, hieß es.

Zu wenig frische Luft in der Schule

Seit den Reformen der 60er Jahre hat sich das Bild von Schule radikal verändert

Ein hoher CO2-Wert korreliert auch mit der Zahl der Atemwegsinfektionen. Bessere Luftqualität durch regelmäßiges Lüften senkt also auch das Infektionsrisiko. Für die Studie hat ein Team um Robert McLeod und Christina Hopfe vom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz im Schuljahr 2023/24 die CO2-Konzentrationen, Belüftungsraten sowie die Umweltdaten in rund 1.200 Klassenzimmern in allen österreichischen Bundesländern untersucht.

In den Städten besser als auf dem Land

Dabei zeigten sich zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen Schultypen und Regionen sowie dem Einfluss der Belüftungsart: „Besonders gut schnitten Sonderschulen ab, weil deren Klassenräume eine relativ geringe Belegungsdichte aufweisen. Überraschenderweise hatten Schulen aller Typen in den Städten meist bessere CO2-Werte als Schulen auf dem Land.

Automatische Belüftungen für bessere Werte

Die Art und Weise der Klassenraumbelüftung spielt ebenfalls eine Rolle: „In Räumen mit einer automatischen, mechanischen Belüftung ist die Luftqualität im Jahresmittel besser als in Klassen, die manuell durch Öffnen der Fenster belüftet werden“, sagte Hopfe. Besonders deutlich werde dieser Effekt bei Außentemperaturen von 16 Grad Celsius und darunter: An solchen Tagen sei die mittlere CO2-Konzentration in mechanisch belüfteten Schulen um 450 bis 600 ppm niedriger als in natürlich belüfteten Schulen. Mechanische Belüftungssysteme kosten allerdings.

Relativ günstige Sensoren könnten alternativ verwendet werden: In der Hälfte der untersuchten Schulklassen wurden gut sichtbare Sensoren angebracht, die das Überschreiten des Richtwertes mit farbigen Leuchten signalisierten. „Solche Sensoren beeinflussen in vielen Klassenzimmern das Lüftungsverhalten und haben dadurch die Luftqualität in manuell belüfteten Räumen signifikant verbessert, vor allem in den Wintermonaten“, so Hopfe.

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