Lopatka-Prozess: Kinder schickten stundenlange Filme

Der Arzt wurde nicht rechtskräftig schuldig gesprochen
Das Verfahren hätte heute eigentlich mit dem Urteil vorläufig enden sollen. Doch der Richter muss neue Beweisanträge prüfen.

Der Prozess gegen den steirischen Arzt zieht sich. Das ist für ein Verfahren, das schon einmal verhandelt und nun neu aufgerollt wurde, schon ungewöhnlich: Am Freitag ist der siebente Verhandlungstag für Eduard Lopatka, doch aus eigentlich anvisierten Plädoyers und Urteilsverkündung wird nichts. Einzelrichter Oliver Graf bekam erneut von den Rechtsanwälten der Kinder Lopatkas Beweisanträge vorgelegt, die er erst sichten muss. Laut der Sprecherin des Straflandesgerichtes Graz handelt es sich um ein "umfangreiches Urkundenkonvolut".

Videos und Fotos

Über die Absender dieses "Konvoluts" sei er aber überrascht gewesen, hält der Richter am Freitagvormittag fest. "Die vier Kinder haben es selbst vorgelegt." 33 Videos, Fotos, Tonaufnahmen mit einer Gesamtlänge von vier bis fünf Stunden schickten ihm die drei Töchter und der Sohn Lopatkas vor ein paar Tagen. "Ich hab' sie mir noch nicht angeschaut. Formal müssen das die Anwälte einbringen", wundert sich Graf und fragt sich, warum das über diesen Weg gelaufen sei.

"Manche Verfahren entwickeln eine Dynamik, die nicht in der Strafprozessordnung stehen", kommentiert Gerald Ruhri, einer der Anwälte. Bis 24. Juni müssen die Juristen nun zu jeder einzelnen Datei Beweisthemen formulieren. Danach eintscheidet Graf, ob er sie zulässt.

 

Unter den Beweisanträgen dürfte auch jenes Video sein, das Miriam Lopatka, eine der Töchter des Angeklagten, schon via Presseaussendung öffentlich machte: Darauf seien sie und ihre Geschwister als Kinder beim Biertrinken und Rauchen zu sehen. "Wir sind vor Betrunkenheit vom Sessel gefallen. Ihn hat das gefreut", merkte die 24-Jährige an.

So ein Video wurde im Prozess schon einmal vom Richter zugelassen. „Wir saufen um die Wette“, jubelte darin der kleine Sohn des Arztes. Der Vater filmte und fragte: "Wer ist der nächste Trinker?" Im Prozess gesteht Lopataka ein, er hätte da früher einschreiten müssen.

Kinderpsychologe erneut geladen

Am 11. Juli geht es weiter. Auf Wunsch der Opferanwälte wird Kinderpsychologe Walter Wagner erneut befragt. Bekanntlich wird dem Lopatka vorgeworfen, seine minderjährigen Kinder über rund zehn Jahre hinweg seelisch gequält zu haben. Der Arzt gesteht Suidziddrohungen und Selbstverletzungen zu, er habe seinen Kindern aber nie schaden wollen.

 

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