Zu groß war die Gefahr, dass der 45 Meter hohe Baukran umfällt und auf Wohnhäuser stürzt. Er musste schließlich abgebaut werden. Zwei Spezialkräne mit einem Gewicht von 220 und 160 Tonnen kamen zum Einsatz.
Die beiden Spezialkräne heranzukarren, sei eine logistische Herausforderung gewesen, sagt der Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr, Christian Feiler. Denn so große Kräne können nicht durch jede Straße durchfahren. „Es ist im ersten Moment außerdem schwer, einzuschätzen, wie lange so ein großer Einsatz dauern wird. Mit acht bis zwölf Stunden muss man allerdings rechnen“, sagt Feiler. Ärgerlich für die Anrainer, sie konnten während des Einsatzes nicht in ihre Wohnungen im Sperrgebiet.
Im Minutentakt stoppen die Polizisten den ganzen Mittwoch über vorbeifahrende Autos und weisen auf die rot-weißen Sperrbänder hin. Anrainer Sascha Popovic (45) möchte in seine Parkgarage fahren und kommt nicht weiter. „Was ist eigentlich passiert?“, fragt er einen Polizisten. Mitbekommen habe er nichts. Wie viele andere, muss auch Popovic auf Seitengassen ausweichen.
Aus Sicherheitsgründen müssen auch die Geschäfte in der Favoritenstraße während des Einsatzes schließen. Ihnen geht ein Tagesgeschäft verloren: „Viele Kunden haben angerufen, warum sie nicht zufahren können. Wir können Geschäfte telefonisch abwickeln, aber für Lebensmittelgeschäfte ist es schwierig“, erzählt der Geschäftsführer eines Haushaltswaren-Geschäfts im gesperrten Gebiet, während er dem Abbau des Krans am frühen Nachmittag zusieht.
Die Berufsrettung Wien hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Einsatz schon abgeschlossen. Verletzte habe es im Rahmen der Evakuierung keine gegeben. Der Großteil der betroffenen Anrainer machte sich am Mittwoch auf den Weg zu Verwandten, in ein Café oder in die Arbeit.
Post für zwei Tage
Letztere konnte ein Postbote, der am frühen Mittwochnachmittag in der Weldengasse unterwegs war, allerdings nicht zufriedenstellend erledigen. „Zustellungen in die Favoritenstraße sind gerade nicht möglich. Für mich bedeutet das mehr Arbeit morgen, dann werden die Anrainer wohl die Zeitung für heute und für morgen bekommen“, sagt er. Und muss dabei ein bisschen grinsen.
Gegen 14 Uhr gingen die Einsatzkräfte in Favoriten noch davon aus, dass das Abbauen des Krans bis Mitternacht dauern könnte. Für die Anrainerinnen und Anrainer hätte das eine Nacht im Hotel, bei Freunden oder in einer Notunterkunft bedeutet.
Schlussendlich geht es aber doch schneller: Gegen 16.30 Uhr werden die 200 Wohnungen wieder freigegeben und die Anrainer können nach Hause gehen. Der Kran musste dann zwar noch fertig abgebaut werden, die Gefahr ist zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits gebannt.
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