Kleiner Flughafen, viele große Fragezeichen

Es war einmal. So beginnen normalerweise Märchen. Die Geschichte des Flughafens Klagenfurt erinnert über weite Strecken an eines – nur ob es am Schluss auch ein Happy End gibt, ist noch unklar.
Vorweg die gute Nachricht: Ja, man kann von Klagenfurt aus tatsächlich abfliegen. Und zwar sehr bequem. Denn weder muss man drei Stunden vorher am Flughafen sein – 45 Minuten reichen, um die einzige Sicherheitskontrolle zu durchlaufen –, noch gibt es lange Wege. Geld im Duty Free gibt man ebenfalls nicht zu viel aus, denn das zollfreie Einkaufsparadies beschränkt sich auf eine Wand mit Regalbrettern. Die Sommerdestinationen sind mit Alicante und Mallorca (Ryanair) und Griechenland im Charter dafür attraktiver.
Teilverkauf im Jahr 2018
Nur wie es in Zukunft weiter geht, das ist ungewiss.
Es war einmal im Jahr 2018, als der kleinste Verkehrsflughafen Österreichs teilprivatisiert wurde. Die Lilihill-Gruppe von Franz Peter Orasch übernahm für 8,1 Millionen Euro 74,9 Prozent des Flughafens Klagenfurt.
Das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt behielten sich nicht nur die restlichen Anteile, sondern auch die Möglichkeit eines Rückkaufs vor, die sogenannte Call Option – quasi ein Sicherheitsnetz – sollte der Flughafen je in Turbulenzen geraten. Konkret: die Passagierzahl jährlich unter 100.000 Personen fallen, oder versprochene Investitionen ausbleiben.
Zunächst herrschte eitle Wonne, doch dann zogen – wie in jedem guten Märchen – dunkle Wolken auf: In Form von Corona.
Wurde die Diskussion um die Mindestpassagierzahl während der Pandemie und den damit ausbleibenden Passagieren noch mit dem Argument „höhere Gewalt“ erklärt, spitzte sich die Situation mit Abflauen von Covid immer weiter zu und sorgte zuletzt sogar für Verstimmungen in der sonst so harmonischen rot-schwarzen Kärntner Koalition.
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hielt Orasch die Stange, der mittlerweile zum LH-Vize aufgestiegene Martin Gruber (ÖVP) wollte stets einen Rückkauf. Besonders als sich immer deutlicher herauskristallisierte, dass es Orasch in erster Linie nicht um den Flughafen selbst, sondern die damit verbundenen Grundstücke geht, die er unter Wert veräußern wollte. Gruber tobte, Kaiser beruhigte.

Die Zahl der Koffer von Passagieren am Flughafen Klagenfurt ist bis jetzt noch überschaubar
Beantworten, wie es mit dem Flughafen weitergeht, will hingegen die Neuauflage der SPÖ-ÖVP-Koalition. Für die Volkspartei war der Flughafen ein zentraler Punkt in den Koalitionsgesprächen. Wie Martin Gruber im KURIER-Interview betonte, könnte es noch vor dem Sommer zu einer bindenden Entscheidung kommen.
Die Zeit drängt, auch weil ein anderer Flughafen zusehends ins Visier der Diskussion gerät. Jener in Graz. Denn die Züge der neu errichteten Koralmbahn haben am Flughafen Graz keine Haltestelle. Obwohl die Bahnstrecke direkt daran vorbeiführt. Wäre es nicht klug, dies nun zu beeinspruchen, für den Fall, dass der Flughafen Klagenfurt doch keine Zukunft hat?
Von Jörg Haider verhindert?
Die landläufige Erklärung, warum es keine Haltstelle in Graz gibt, lautet wie folgt: Angeblich soll der einstige Kärntner Landeshauptmann, Jörg Haider (FPÖ), dies Anfang der 2000er-Jahre verhindert haben. Aus Angst, dass sonst Klagenfurt durch die attraktive Bahnverbindung und das bessere Flugangebot in Graz unter die Räder kommen könnte.
Ob Realität oder doch nur ein Märchen, dies lässt sich heute nur mehr schwer herausfinden.
Großes Versprechen
Und Orasch? Der gelobte Besserung. Als ein Zeichen seiner ernsten Absichten verkündete der Investor im Dezember 2022 sogar die Gründung einer eigenen Fluglinie: Liliair. Diese sollte die Kärntner Landeshauptstadt mit wichtigen Luftfahrt-Hubs verbinden. Abheben sollte die Airline mit April, einzig Tickets kann man immer noch keine buchen. Ab wann dies möglich sein könnte, will niemand mit letzter Sicherheit beantworten.
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