Warum eine Kirche in Wien vor Weihnachten geschlossen wird

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Am 14. Dezember soll die Pallottikirche in der Auhofstraße profaniert werden. Laut Ordensgemeinschaft komme man an die „Grenzen des Leistbaren“. Eine Petition kämpft nun mit für den Erhalt des Gotteshauses.

Ausgerechnet kurz vor Weihnachten soll die Pallottikirche in der Auhofstraße ihre Tore für Kirchenbesucher für immer schließen. Das Kirchengebäude, das Eigentum der deutsch-österreichischen Provinz der Pallottiner ist, wird profaniert und kann künftig nicht mehr für Gottesdienste und andere religiöse Handlungen genutzt werden. Die Pallottiner sind eine katholische Ordensgemeinschaft

Um die Profanierung zu verhindern, wurde Ende Oktober eine Petition ins Leben gerufen. Dass die Kirche für viele Anwohner mehr als ein Gotteshaus ist, zeigt die Anzahl der Unterschriften: Mehr als 700 Personen haben bereits in den ersten zwei Wochen unterschrieben. Das berichtete zuerst Mein Bezirk.

„Spirituelles Zuhause“

Einer, dem der Erhalt der denkmalgeschützten Kirche besonders am Herzen liegt, ist Alexander Kaiser, selbst Mitglied der Pallottiner und Initiator der Petition. „Seit 35 Jahren bin ich in dieser Kirchengemeinde mit dabei, in den letzten 25 Jahren auch an vorderster Front tätig, mit Wortgottesdiensten oder als Kommunionsspender. Diese Kirche ist mein spirituelles Zuhause“, erzählt Kaiser.

Seit 65 Jahren befindet sich die Pallottikirche bereits an ihrem Standort in der Auhofstraße 10. Durch die Profanierung des kompletten Areals würde ein wichtiger Ort der Bildung und der pastoralen und sozialen Arbeit sowie ein beliebter Begegnungsraum verloren gehen. Jedes Wochenende besuchen rund 100 Menschen den Gottesdienst. 

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Rund 100 Menschen nehmen regelmäßig an Gottesdiensten in der Pallottikirche teil.

„Innerhalb dieser Gottesdienstgemeinde gibt es viele Freundschaften und Bekanntschaften. Für die meisten, die kommen, ist es ein Fixpunkt in ihrem Alltag. Sie kommen hierher, um eine Kerze anzuzünden oder die Stille zu genießen“, so Kaiser.

Brief der Pallottiner

Vor zwei Wochen erhielt er einen Brief der Pallottiner mit der Information, dass die Kirche am 14. Dezember profaniert werden soll. „Ich habe die Menschen in einem Gottesdienst darüber informiert und richtig gemerkt, dass da ein Stück Verzweiflung bei vielen dabei war. Gerade jetzt vor Weihnachten, wo es eh ein bisschen emotional ist“, schilderte der Gründer der Petition. Er könne weder die Dringlichkeit noch die Profanierung an sich nachvollziehen und setzt sich deshalb dafür ein, dass die Pallottikirche künftig als Art „Multifunktionsraum“ für kulturelle Veranstaltungen sowie Gottesdienste genutzt werden kann.

"Ordensprovinz wird älter und kleiner"

Hintergrund für die Profanierung der Kirche seien finanzielle Herausforderungen, hieß es auf KURIER-Anfrage von den Pallottinern. „Unsere Ordensprovinz wird älter und kleiner. In vielen Bereichen kommen wir an Grenzen des Leistbaren“, sagte Pater Björn Schacknies, Vizeprovinzial der Pallottiner. 

In Wien gebe es schon seit einigen Jahren keine „Kommunität von Patres“ mehr. Daher sehe man zur Profanierung keine Alternative. Derzeit lebt ein Pallottiner-Bruder in dem Gebäude. Auch ein Verkauf stand kurzzeitig im Raum. Dies wurde mittlerweile aber von der Provinzversammlung der Pallottiner in Deutschland abgelehnt. 

Diese Entscheidung begrüßt Kaiser zwar, kann sie aber nicht nachvollziehen. „Geldmäßig erspart man sich dadurch nichts, weil man das Haus ja weiterhin erhalten muss. Zudem ist die Kirche denkmalgeschützt“, so Kaiser.

Künftige Nutzung unklar

Wie das Gebäude in Zukunft genutzt werden soll, steht derzeit noch nicht fest. „Sicher ist, dass es dort keine Mitbrüder mehr geben wird. Ein Zeitplan ist derzeit noch schwer abzusehen“, so der Sprecher der Pallottiner.

Auch Bezirksvorsteherin Johanna Zinkl (ÖVP) äußerte sich dazu: „Eine mögliche Schließung der Einrichtung wäre auch ein Verlust für den gesamten Bezirk und besonders bedauernswert.“ Man befinde sich in intensivem Austausch mit den Pallottinern, um die zukünftige Nutzung und damit Sicherstellung dieses Ortes für die Wohnbevölkerung Hietzings zu ermöglichen. 

Das Ziel der Bezirksvorstehung sowie des Petitionsgründers besteht nun zunächst darin, die Profanierung aufzuschieben. „Das ist auch bei ähnlichen Fällen in Deutschland passiert. Ich glaube daran, dass wir das auch für die Pallottikirche bei uns schaffen“, sagt Kaiser.

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