Kinder- und Jugendhilfe: Große Länderunterschiede in Ostösterreich

Young boy sitting by himself on on bleachers.
Rechnungshof: Fachkräftemangel im Sozialbereich, nicht dem Bedarf entsprechendes Angebot, Untersuchung in Burgenland und der Steiermark von 2018 bis 2022.

Die Kinder- und Jugendhilfe im Burgenland und in der Steiermark ist mit wachsenden Zahlen bei der sogenannten Gefährdungsabklärung konfrontiert. Dies veröffentlichte der Rechnungshof am Freitag. Einerseits stieg die Anzahl der Gefährdungsabklärungen (Überprüfung des Verdachts einer Kindeswohlgefährdung, Anm.) von 2018 bis 2022 österreichweit um rund 23 Prozent. Andererseits besteht ein Fachkräftemangel im Sozialbereich. Das Angebot entsprach nicht immer dem Bedarf.

So gab es 2022 in der Steiermark 837 bewilligte Plätze in stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, aber 1.244 zu betreuende Personen. Eine Reform der bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen für strittige Kindesabnahmen ist seit 2015 ausständig.

Zahl eingeleiteter Abklärungen gestiegen

Die Länder prüfen laut RH etwaige Gefährdungen des Kindeswohls und entscheiden über Maßnahmen zur Unterstützung der Erziehung oder der Vollen Erziehung - das heißt Unterbringung außerhalb der Familie. Die Anzahl der eingeleiteten Gefährdungsabklärungen stieg von 2018 bis 2022 österreichweit um rund 8.600 Fälle oder rund 23 Prozent. 2022 wurden 46.995 Gefährdungsabklärungen durchgeführt.

Rund 56.000 Kinder und Jugendliche wurden im Jahr 2022 österreichweit von der Kinder- und Jugendhilfe betreut. Rund 13.100 von ihnen wurden in Voller Erziehung betreut. Davon waren rund 8.000 in stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen und rund 5.100 bei Pflegepersonen untergebracht.

Gesamtzahl in Österreich relativ konstant

Die Gesamtanzahl der betreuten unter 21-Jährigen in Voller Erziehung in Österreich war mit rund 15.300 Personen von 2018 bis 2022 relativ konstant. Wie viele in Voller Erziehung untergebracht waren, unterschied sich zwischen den Ländern stark. Im Burgenland stieg die Anzahl der Kinder in Voller Erziehung um 17 Prozent auf 492 Personen im Jahr 2022. In der Steiermark ging sie im gleichen Zeitraum um knapp zehn Prozent auf 2.064 Personen zurück. Man schließe nicht aus, dass die Unterschiede auch auf ein unterschiedliches Vorgehen der Kinder- und Jugendhilfe, ein unterschiedliches Meldeverhalten von Schulen, Spitälern und der Polizei oder ein unterschiedliches Angebot an alternativen Betreuungsformen zurückzuführen sind.

Das Burgenland versorgte im überprüften Zeitraum einen höheren Anteil der Kinder und Jugendlichen in stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen als die Steiermark. Die Grüne Mark hatte dagegen einen höheren Anteil der Kinder und Jugendlichen in Pflegefamilien. Betreuungsbedürftige Kinder und Jugendliche bei Pflegepersonen unterzubringen, beurteilt der Rechnungshof als wichtige Ergänzung zu stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen.

Oft Unterbringung in anderen Bundesländern

Weil es in der Steiermark deutlich weniger Plätze als zu versorgende Kinder und Jugendliche in stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen gab, mussten diese teilweise in anderen Ländern untergebracht werden. 2022 gab es in der Steiermark 837 bewilligte Plätze, aber 1.244 betreute Personen.

Österreichweit lagen die Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe, abzüglich Kostenersätzen, im Jahr 2022 bei rund 750 Millionen Euro. Rund zwei Drittel der Ausgaben beziehungsweise rund 506 Millionen Euro entfielen auf die Unterbringung in stationären Einrichtungen. Die stationäre Unterbringung kostete im Burgenland und in der Steiermark zwischen 58.000 Euro und 60.000 Euro jährlich. Geringer fallen die Kosten für die Betreuung von Pflegekindern bei Pflegepersonen aus. 2022 lagen diese pro Pflegekind im Burgenland und in der Steiermark bei durchschnittlich 12.000 Euro bis 14.000 Euro jährlich.

Weder das Burgenland noch die Steiermark verfügen über eine geeignete IT-Unterstützung. Das erschwerte die Auswertung über Bearbeitungsschritte, Fallzahlen und Leistungsdetails sowie deren Steuerung durch die Länder.

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