Kaufhaus Tyrol im Abverkauf: „Das Ding muss funktionieren“
In den Auslagen der Geschäfte im Kaufhaus Tyrol geht der Winterschlussverkauf seinem Ende entgegen. „Final Sale“ mit „bis zu minus 50 Prozent“ wird versprochen. Dass nunmehr der gesamte Gebäudekomplex, der als Herz der Maria-Theresien-Straße den Puls der wichtigsten Einkaufsstraße von Innsbruck vorgibt, zum Verkauf steht, ist nirgendwo ersichtlich.
Wer bei der Immobilie zuschlägt bzw. ob sie überhaupt einen Käufer findet, ist nicht nur für die Gläubiger der in die Insolvenz geschlitterten Signa Prime Selection AG relevant, zu deren wichtigsten Assets der Einkaufstempel zählt. An der Zukunft des Kaufhaus Tyrol hängt auch jene der Innsbrucker Innenstadtbetriebe.
Aus wäre "katastrophal"
„Es ist als Frequenzbringer extrem wichtig. Wäre der nicht mehr da, wäre das für das Zentrum katastrophal“, sagt Michael Perger, Obmann des Zentrumsvereins, der die Kaufleute von Alt- und Innenstadt vertritt. Große Sorge, dass es nicht zu einer Übernahme und damit zu einer Schließung kommt, hat er aber nicht.
„Das ist eine Immobilie in für Innsbruck absoluter Premiumlage“, ist für Perger das eine Kriterium, das ihn optimistisch stimmt. Das andere: „Das ist ein funktionierendes Geschäftsmodell. Das Kaufhaus hat eine sensationelle Frequenz. Das ist die Basis für den Verkauf.“ Denn: „Fonds und große Investoren kaufen Rendite.“
Damit beschreibt Perger, der bei einer Bank arbeitet, den aus seiner Sicht potenziellen Interessentenkreis. Welchen Wert das Kaufhaus Tyrol aktuell hat, ist unklar. Wie berichtet, soll es aber im Paket mit weiteren Filetstücken der Signa Prime in Wien – Park Hyatt, Goldenes Quartier und Verfassungsgerichtshof-Gebäude – auf den Markt kommen. Entsprechend groß muss die Finanzkraft von Investoren sein.
Der erste große Wurf
Für den nun strauchelnde Innsbrucker Immobilien-Investor René Benko waren der Bau und die Eröffnung des Kaufhaus Tyrol 2010, bei der er gerade einmal 32 Jahre alt war, das Meisterstück. Als Aushängeschild ebnete es den Weg zum Aufstieg. Nun hängt an dem Prestigeobjekt das Verkaufsschild.
Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) geht davon aus, dass es beim Kaufhaus Tyrol „um einen Wert in dreistelliger Millionenhöhe“ geht. Laut Grundbuch lastet auf der Immobilie jedenfalls ein Pfandrecht in Höhe von 180 Millionen Euro, wobei unklar ist, wie viel davon bereits bezahlt ist.
Von seinem Büro aus blickt der Stadtchef direkt auf das gegenüberliegende, nunmehrige, Problemkind. Dass dem Kaufhaus die Schließung droht, befürchtet auch er nicht: und ist von einer Fortführung des Betriebs überzeugt: „Alles andere wäre völlig unrealistisch.“ Jeder neue Besitzer müsse Interesse daran haben, „dass die Mieten weiterfließen“.
Abseits der Krise
Die Bedeutung des Weiterbestands ist auch dem Stadtchef bewusst: „Das ist der Magnet, der viele Menschen in die Innenstadt zieht. Das Ding muss weiter funktionieren.“ Dass sich angesichts der Krise des stationären Handels gar kein Interessent findet, befürchtet Willi nicht: „Wenn Handel noch funktioniert, dann in solchen Häusern.“
Das schätzt Perger ebenfalls so ein und sieht Arbeitsplätze wie auch Geschäftsmodell gesichert: „Der zentrumsnahe Kaufhausmarkt hat Bestand, das sieht man in Amerika.“
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