Kärnten-Wahl: „Es gibt nur eine Partei, die verlieren kann“
Klagenfurt, Spittal an der Drau und Hermagor – drei Kärntner Bezirksstädte mit einer zentralen Sonntags-Frage: Werden die SPÖ-Hochburgen auch nach der Bürgermeisterstichwahl am 14. März in roter Hand bleiben, oder färben sie sich gelb beziehungsweise türkis?
„Es gibt nur eine Partei, die verlieren kann bei dieser Wahl und das ist die SPÖ“, analysiert Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle. Der KURIER bat die Professorin für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Kärnten in Villach zur Einschätzung.
Zum dritten Mal in Folge: Duell um Klagenfurt
Scheinwerfer auf die Landeshauptstadt Klagenfurt. Mit 101.779 Einwohnern die größte Stadt Kärntens und die sechstgrößte in Österreich. Bekannt für den Lindwurm und den Wörthersee, der wärmste Alpensee in ganz Europa. Heiß wird es aber auch rund um das Gewässer.
Zum dritten Mal heißt das Duell nach 2009 und 2015: Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) gegen Christian Scheider (Team Kärnten). Ex-Bürgermeister gegen Bürgermeister-Nachfolgerin. Sollte die 64-Jährige nicht als Siegerin hervorgehen, will sie ihre politische Karriere beenden.
„Die SPÖ würde dann eine neue Führung in Klagenfurt erhalten. Somit bleibt abzuwarten, ob nicht doch eine Koalition möglich sein könnte“, gibt Stainer-Hämmerle zu bedenken. Sollte das Team Kärnten mit dem 57-jährigen Scheider (früher FPÖ, seit vergangenem Herbst beim Team Kärnten) wirklich der Coup in der Landeshauptstadt gelingen, stellt sich auch die Frage, wie sehr dies eine Zusammenarbeit mit Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) beeinflusst.
„Für die Symbolik wäre dies natürlich ein Desaster“, sagt die Politologin. Wer am Sonntag das Rennen macht, sei schwer abschätzbar.
Gerhard versus Gerhard
Rund 80 Kilometer weiter westlich, fällt Stainer-Hämmerle die Wahlprognose leichter: Spittal an der Drau, 15.156 Einwohner und wohl bald nicht mehr in roter, sondern in gelber Hand. Hier lautet das Duell Gerhard (Pirih, SPÖ) gegen Gerhard (Köfer, Team Kärnten).
Und wie in Klagenfurt tritt der Ex-Bürgermeister gegen seinen Nachfolger an. Doch in Spittal kommt hinzu, dass Gerhard Köfer einst sogar SPÖ-Parteikollege von Pirih war. „Den großen Verlust der SPÖ in Spittal hätte ich so nicht angenommen. Köfer war sehr gut aufgestellt, ihm ist es sicher gelungen, einen Teil seiner ehemaligen Parteiwähler für sich zu gewinnen. Er hat realistische Chancen auf den Bürgermeister-Sessel“, lautet die Analyse.
Totgesagte leben länger
Gerhard Köfer, Christian Scheider und das Team Kärnten. Wie erklärt sich die Expertin das bereits jetzt starke Comeback des eigentlich totgesagten Team-Kärntens? „Es sind beides Persönlichkeiten, die Stimmen holen. Sie punkten sicher bei jener Wählerschaft, die sich eine unpolitische Politik wünscht“, sagt Stainer-Hämmerle.
Dass das Team Kärnten eine Bürgerbewegung sei, wehrt die Politologin allerdings ab. „Das Geschäftsmodell des Team Kärntens ist es, bekannte, unzufriedene Politiker aus anderen Parteien einzusammeln. Ein Start-up, als dass sich das Team Kärnten gerne präsentiert, ist es nicht. Alle haben langjährige politische Karrieren hinter sich. Hinzu kommen funktionierende Finanzierung und Strukturen.“
Corona, eine Abrieglung und ihre Folgen
Bleibt, mit 6.915 Einwohnern, die dritte und kleinste Bezirksstadt im Stichwahl-Trio der Kärntner Bezirksstädte: Hermagor.
Hier tritt Siegfried Ronacher (SPÖ) erneut gegen Leopold Astner (ÖVP) an. Bei der letzten Stichwahl vor sechs Jahren gewann Ronacher das Rennen denkbar knapp mit nur sieben Stimmen vor Astner. Aktuell steht der Bezirk Hermagor aber ohnedies eher im Fokus der Schlagzeilen wegen der seit Dienstag geltenden Ausreisebestimmungen aufgrund der hohen Sieben-Tages-Inzidenz bei den Corona-Zahlen.
Genau aus diesen Gründen ortet Stainer-Hämmerle in Hermagor ein spannendes Rennen, mit ungewissen Ausgang. „Ein Bürgermeister wird immer dann abgewählt, wenn lokale Unzufriedenheit vorherrscht. Es wird sich zeigen, inwiefern die Abriegelung sich auf die Bürgermeister-Wahl auswirkt“, analysiert die gebürtige Tirolerin.
Für die Stichwahl kommt die Maßnahme jedenfalls zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.
Eines will die Politologin in der Kärntner-Wahlen aber jedenfalls nicht sehen: Eine Denkzettel-Wahl Richtung Bund. „Dann hätte die SPÖ bedeutend besser punkten müssen.“ Am Sonntag gegen 19 Uhr sollte jedenfalls Klarheit herrschen.
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