Japankäfer bedroht Pflanzen: Bevölkerung soll Sichtungen melden

Der Käfer tritt in riesigen Massen auf und kann Felder oder Weingärten innerhalb kurzer Zeit kahl fressen.
Von Anna Mayr
Erst im Dezember 2024 kürte der Naturschutzbund den Japankäfer zum „Alien des Jahres 2025“. Damals warnte Carolina Trcka-Rojas vom Naturschutzbund Österreich im Gespräch mit dem KURIER: „Der Japankäfer kommt bereits in Italien, Deutschland, der Schweiz und Slowenien vor. Er steht bei uns potenziell vor der Haustür.“
Nun ist die Warnung Realität geworden.
Am 30. Juli bestätigte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) den ersten Fund in Vorarlberg. „Es ist immer tragisch, wenn invasive Arten bei uns ankommen – wir haben aber leider damit gerechnet“, sagt Carolina Trcka-Rojas nun.

Erkennbar ist er an den fünf weißen Haarbüscheln seitlich.
Der Käfer stammt ursprünglich aus Japan, wurde vor mehr als 100 Jahren in die USA eingeschleppt und breitete sich dort rasant aus. In Europa tauchte er erstmals 1970 auf den Azoren auf, 2014 schaffte er den Sprung aufs Festland. Seither frisst er sich durch Norditalien, die Schweiz, Süddeutschland und Slowenien.
Blinder Passagier mit Riesenhunger auf alles
Seine Ausbreitung erfolgt auf zwei Wegen: Einerseits fliegt er rund einen Kilometer pro Tag, andererseits wird er durch den Menschen verbreitet. „Wir sind von Anfang an davon ausgegangen, dass er vor allem als blinder Passagier in Autos verschleppt wird“, so Trcka-Rojas. Gebirgsketten können für die Verbreitung der fliegenden Käfer zwar natürliche Barrieren darstellen, doch Verkehr und Handel überwinden diese Grenzen mühelos.
Besonders problematisch ist der enorme Appetit des Käfers: Er befällt über 400 Pflanzenarten, darunter Weinstöcke, Obstbäume, Mais, Rosen und Linden. Die Käfer fressen Blätter bis auf die Blattadern ab, die Larven zerstören im Boden die Wurzeln.
„Vor allem für Landwirtschaft und Obstbau besteht große Gefahr. Der Käfer tritt in riesigen Massen auf und kann Felder oder Weingärten innerhalb kurzer Zeit kahl fressen“, warnt Trcka-Rojas. In Italien und den USA mussten Winzer und Obstbauern bereits schwere Schäden hinnehmen.

„In der Mitte von einem schönen Feld geht es ihm am besten, dort kann er sich schlagartig verbreiten", sagt Carolina Trcka-Rojas
Naturschutzbund.
Was man tun kann
Keine fremden Pflanzen oder Tiere aussetzen, heimische Arten bei der Gartengestaltung nutzen, keine lebenden Pflanzen, Samen oder Tiere von Reisen mitnehmen.
32 Tier- und Pflanzenarten
gelten in Österreich als invasiv. In der Fachsprache nennt man sie „Neobiota“. Die meisten kommen aus Nordamerika und Ostasien. Die fremden Pflanzen und Tiere profitieren von den steigenden Temperaturen in Europa.
Ideale Lebensbedingungen findet der Japankäfer in warmen, nicht zu trockenen Regionen mit vielen Futterpflanzen. Besonders gefährdet sind laut Trcka-Rojas Gebiete in Niederösterreich, Wien, dem Burgenland, der Steiermark und Kärnten.
Wer hat wo einen Japankäfer gesehen?
Zunächst setzten die Behörden nur auf Beobachtung und Monitoring. Mit Pheromonfallen soll er lokalisiert werden, damit Ausbreitungsorte so schnell wie möglich vernichtet werden können. „Flächendeckende Kontrolle ist unmöglich“, erklärt die Expertin. „Darum ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung entscheidend. Verdächtige Käfer sollten unbedingt von allen Seiten fotografiert und auf naturbeobachtung.at hochgeladen werden.“
Dort wird dann bestimmt, ob es sich tatsächlich um den Japankäfer handelt, denn er kann leicht mit heimischen Käferarten wie dem Mai- oder Rosenkäfer verwechselt werden.
Lässt sich die Ausbreitung überhaupt noch verhindern?
„In Italien oder den USA ist er ein massives Problem. In Österreich haben wir die Chance, die Schäden noch einzudämmen. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir die Situation in den Griff bekommen können“, sagt Trcka-Rojas. Ob die Biologin mit ihrer Prognose auch diesmal recht behält, wird sich zeigen.
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