Immer mehr Westösterreicher ziehen ins Burgenland
Landflucht, wenig Jobs und schlechte Verkehrsanbindungen. Das Südburgenland zählt zu Österreichs benachteiligten Randgebieten. Dörfer sind unter der Woche verwaist, die Nahversorgung ist löchrig und die Bevölkerungszahl geht in vielen Ortschaften zurück.
Vorarlberg
"Ich kann die Abwanderung nicht nachvollziehen, es ist doch super hier, so gut hatten wir es noch nirgends", sagt Jasmin Tschofen. Sie ist mit ihrer Familie aus dem Vorarlberger Montafon nach Gerersdorf bei Güssing gezogen. "In Vorarlberg ist alles touristisch, als Landwirt ist es schwierig Fuß zu fassen, da der Boden rar und teuer ist", schildert die Wahlsüdburgenländerin, die hier eine Sennschule gegründet hat und Ziegen hält. Sie gehört zu den jüngeren Zuzüglern aus dem Westen.
Zwischen 2002 und 2017 zog es 2558 Westösterreicher in die südlichen Bezirke. "Sie suchen Ruhelagen, mit Aussicht und großen Grundstücken", weiß Alfred Saurer, Geschäftsführer von AS Immobilien Südburgenland. Die meisten seiner Kunden aus dem Westen stehen vor der Pensionierung, suchen mildes Klima und wollen der Enge der Berge entfliehen.
Salzburg
„Wir haben hier alles, was wir brauchen und unser kleines Paradies gefunden.“ Das Klima, die Abgeschiedenheit und die Ruhe haben Brigitte Wagner und Karl Winkler aus Salzburg im Jahr 2007 ins südliche Burgenland verschlagen. In Eberau im Bezirk Güssing haben sie ihr Traumhaus gefunden – einen Arkadenstreckhof, erbaut im Jahr 1747. Der ist, obwohl mitten im Ort gelegen, dennoch eine Oase der Ruhe. „Wir haben nach einem alten, historischen Haus gesucht“, erzählt die ehemalige Salzburgerin. Alle Voraussetzungen habe ihr Traumhaus im Süden erfüllt: „Bestes Klima, Ruhe und Idylle“, schwärmt Wagner von der Region Südburgenland als „einem der letzten Geheimtipps Österreichs, mit bodenständigen Menschen, ohne Hektik und Stress, dafür mit allen Zutaten, die der Mensch zum Leben braucht“.
Geheimtipp
Die Argumente fast aller Zuzügler ähneln jenen von Brigitte Wagner und Karl Winkler. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt, denn die westösterreichischen Preise für Immobilien sind mit jenen entlang der ungarischen Grenze nicht vergleichbar.
Die Entscheidung für einen Umzug in den Süden hat auch die Familie Hofmann getroffen. "Wir haben im Burgenland den idealen Platz gefunden, unseren Lebenstraum von Gärtnern, Tierhaltung und Imkerei zu verwirklichen", erklären die beiden. Hier sei für solche Vorhaben ausreichend Platz und das richtige Klima. Eigentlich wollten die beiden Deutschen entweder nach England oder Italien. Der Kompromiss war das südburgenländische Limbach. "Es haben uns viele Burgenländer bei unserem Vorhaben unterstützt", sagt Hofmann.
In den Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf wird es schon eng mit passenden Immobilien in Alleinlage oder mit Weitblick. Besonders beliebt sind Streusiedlungen in den sanften Hügeln des Südens. Schaffen es solche Refugien auf den Markt, werden Preise bezahlt, „die kein Burgenländer zahlen würde“, meint Saurer.
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