Hundecoach: "Gefährliche Menschen haben gefährliche Hunde"

Immer wieder gibt es Hundeattacken
Bernd Pierstorff, 84, initiiert ein Volksbegehren, beklagt lasche Gesetze und hilft bei Fragen.

Seit 25 Jahren beschäftigt er sich mit Hunden. Auch mit jenen, die für Ärger sorgen, als unvermittelbar gelten oder die niemand will. Bernd Pierstoff ist Hundecoach und Gründer des Vereins „fairdog“.

Er bietet regelmäßig Seminare über den respektvollen, führungsstarken Umgang mit Hunden an. Sein großes Anliegen: Aufklären darüber, dass das Problem bei Vorfällen nie beim Tier, sondern immer beim Menschen liegt.

KURIER: Warum beißen Hunde?

Bernd Pierstorff: Um Gefahr abzuwenden. Die kann real sein oder nicht. Ein Hund will nicht töten, sondern sich verteidigen. Die Rasse des Hundes ist oft ausschlaggebend, wenn es um Bisse geht.

Manche Rassen sind also aggressiver als andere.

Sie werden in eine bestimmte Richtung gezüchtet, mit einem starken Schutz- oder Territorialtrieb. Nehmen wir zum Beispiel den Rottweiler. Das ist der überflüssigste Hund, den es gibt. Er wurde dazu gezüchtet, das Fleischhauer-Areal zu bewachen. Wer sich einen Rottweiler nimmt, hat eine bestimmte Absicht.

Und die wäre?

Gefährliche Menschen wollen gefährliche Hund. Diese Tiere kommen immer in die falschen Hände, nämlich zu Menschen, die andere einschüchtern, bedrohen oder Angst machen möchten. Mit einem Rottweiler kann man auch nicht spazieren gehen, er ist einfach zu stark.

Was lässt sich dagegen tun?

Ich habe das Volksbegehren „Kampfhunderassen: Zucht- und Importverbot“ initiiert, das jetzt unterschrieben werden kann. Jeder Stafford-Terrier, der nicht geboren wird, ist besser als einer, der sein Leben lang im Tierheim ist, weil niemand mit ihm zurechtkommt. Es gibt bei uns keine Beschränkung. Jeder darf diese Rassen züchten, jeder darf sie kaufen wie einen Goldfisch. Das ist fahrlässig. So ein Hund kann eine Waffe sein.

In Oberösterreich wurde das Hundehaltegesetz verschärft, nachdem eine Joggerin von drei American Staffordshire Terriern zu Tode gebissen wurde. Was halten Sie davon?

Da wurde einiges falsch gemacht. Es ist zum Beispiel nicht richtig, nach der Größe eines Hundes zu gehen, sondern es muss auf die Rasse geschaut werden. Mehrfach vorbestrafte Gewalttäter sollen keine Hunde halten dürfen. Außerdem wäre es sinnvoll, wenn alle, die einen Hund wollen, davor ein Seminar absolvieren müssen und nicht erst, wenn sie ihn schon haben. Und dann jedes Jahr wieder eine Fortbildung. Für spezielle Rassen sollte man eine Genehmigung anfordern müssen. Und eben das Zucht- und Importverbot von Kampfhunderassen, auf das das Volksbegehren abzielt. Ich verstehe nicht, dass das nicht umgesetzt wird. Bei einer Missachtung des Gesetzes muss es für die Hundehalter spürbare Folgen und Konsequenzen geben.

Was sind die gröbsten Fehler in der Hund-Mensch-Beziehung?

Wenn der Hund vermenschlicht und verwöhnt wird. Das Tier muss sachlich, ruhig, konsequent, souverän und liebevoll erzogen werden, aber der Mensch bestimmt, was passiert. Das lernt der Hund nicht über Strafen, die versteht er nicht, sondern über positive Bestärkung und Belohnung. Ein weiterer Fehler ist, dass Zeit und Kosten für die Haltung des Tieres unterschätzt werden. Einen Hund sollte man auch nie alleine lassen. Er kann ja nicht wissen, wann Sie wieder zurückkommen.

Hundecoach Bernd Pierstorff.

Hundecoach Bernd Pierstorff

Wer kann sich einen Hund nehmen? Welche Lebensphase ist am ehesten geeignet?

Alte Menschen haben viel Zeit. Es wäre schön, wenn sie sich ältere Hunde nehmen. Bei Familien mit Kindern, bei denen ein Elternteil zu Hause ist, bietet es sich ebenfalls an. Dazu sollte man sich vorab folgende Fragen stellen: Passt der Hund in mein Leben? Welcher Hund passt zu mir? Woher kommt das Tier, das ich möchte?

Empfehlen Sie Hunde aus dem Tierheim?

Wer einen Hund aus dem Tierheim aufnehmen möchte, sollte davor mal zwei Wochen lang nur mit dem Tier spazieren gehen und schauen, was passiert. Auch da muss man sich besonders gut informieren, viele Tiere haben eine traurige Vorgeschichte.

Es gibt vermehrt Vorfälle mit Hunden, die Kinder beißen, meist in den Kopf.

Das ist schlimm und wäre in den meisten Fällen zu verhindern. Kinder dürfen niemals mit Hunden alleine gelassen werden. Erwachsene, die das tun, vernachlässigen ihre Aufsichtspflicht und sind verantwortlich für diese Unfälle. Man weiß nicht, was das Kind mit dem Hund macht. Die Tiere reagieren auf das, was ihnen passiert.

Was raten Sie Menschen, die Angst vor Hunden haben?

Ein Hund hat grundsätzlich nicht vor, einem Menschen zu schaden. Wenn er herkommt und man sich nicht wohl oder dadurch gar bedroht fühlt, bleibt man am besten ruhig, dreht sich weg und signalisiert Desinteresse. Das zeigt dem Tier, dass man keine Gefahr darstellt.

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