Der Betreiber, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, erklärt das Geschäftsmodell im KURIER-Gespräch so: "Swinger legen größten Wert auf Anonymität und die haben sie bei uns. Sie können ganz normal in unserem Familienhotel Urlaub machen, die schöne Gegend des Mölltals erkunden, am Abend die Kinder niederlegen und dann in das Gelbe Haus gehen und ihren Spaß haben", sagt der Hotelier. Denn um Spaß gehe es eben im Urlaub und er würde schließlich eine zahlungskräftige Urlauberschicht in die Gegend bringen.
Babyphone-App verbindet Hotel und Swinger-Spielwiese
Im Hotel seien bereits eigene Babyphone-Apps am Handy getestet worden, damit die Eltern auch ständig mitbekommen, was ihre Kinder im vom Gelben Haus abgetrennten Hotel treiben.
"Und falls die Eltern wirklich gerade auf einer Spielwiese sind, kann der Kellner an der Bar das Handy im Blick haben", erklärt der Mann, der das Hotel vor sieben Jahren gekauft hat. Rund 1.000 Nächtigungen mehr würde er sich im kommenden Jahr erwarten, so sein Konzept aufgeht.
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Ob es das tut, darüber entscheidet auch der 26. September. An diesem Tag hat sich die Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau zu einem Besichtigungstermin angesagt. Nachdem die Anrainer gegen das Swinger-Konzept mit Familienanschluss Sturm gelaufen sind. "Die BH wird eine gewerbebehördliche Überprüfung durchführen", bestätigt Gerd Kurath vom Landespressedienst.
Anrainer fürchten Wertminderung und Sexlärm
Verena ist eine der besagten Anrainerinnen. Vor drei Jahren hat sie mit ihrem Mann Philip das Haus direkt an der Grenze zum neuen Swinger-Treff gekauft. Damals noch ein normales Wohnhaus. Mittlerweile hat das Paar einen kleinen Sohn, Jonas. "Ich fühle mich unwohl, wenn ich mein Kind nur in Windeln auf der Terrasse herumlaufen lasse. Und keiner hat mit uns geredet, keiner hat ein Wort gesagt, dass hier ein Swingerclub geplant ist", sagt Verena. Und nach einer Pause: "Das ist eine Wertminderung für unser neues Haus."
Die sieben anderen Anwesenden am Holztisch in der geschmackvoll eingerichteten Küche von Verena nicken. Sie sind alle Nachbarn des Familienhotels mit erotischem Flair. "Wie wird das in der Nacht dann werden, wenn 60 Paare da oben zugange sind? Die werden die Fenster ja aufmachen, das ist eine Lärmbelästigung", sagt Margit, deren Enkerl bereits jetzt im Bus schon auf die Umtriebe in der knapp 2.000 Einwohner-Gemeinde angesprochen werden.
Öffentliches Ärgernis
Bei der Marktgemeinde Obervellach ist man sich des Problems bewusst. "Wenn es allerdings eine Genehmigung gibt, dann sind wir Zuseher", erklärt der erste Vizebürgermeister Franz Oberrainer (ÖVP). Sollte jedoch "ein öffentliches Ärgernis entstehen, dann würde man unverzüglich handeln".
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Genug Ärger gibt es aus Sicht der Anrainer bereits jetzt. "Wir fühlen uns von der Gemeinde im Stich gelassen. Ich habe sogar mit dem Landeshauptmann persönlich telefoniert. Der hat sich Zeit genommen. Da wurde uns geholfen", sagt Verena.
Normaler Sex ist out
Am wenigsten Verständnis haben die Anwesenden am Holztisch dafür, dass ein Swinger-Club in einem Familienhotel möglich ist.
Der Besitzer betont, dass er keinen Swinger-Club betreibe und schon gar nicht IN seinem Familienhotel. Das sei alles abgetrennt voneinander. "Wir sind ein Familienhotel, das gewisse Räumlichkeiten für gewisse Leute hat. Normaler Sex ist out."
Aber eben auch weiterhin Schülergruppen, die im Winter in sein Familienhotel anreisen. Und in diesem gelte die normale Kleiderordnung, wer swingen will, tut dies im gelben Haus und zieht sich erst dort um.
Wie sexy das Outfit dann dort ausfällt, darüber gibt wieder die Homepage Auskunft. Eines ist strikt verboten: Weiße Feinripp-Unterhemden.
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