Hitze, Sturm und Hagel: Die Rekordjagd der Wetterextreme

Wie hier direkt neben der Brennerautobahn im Wipptal schaut es in vielen Wäldern Tirols aus
Starkregen und orkanartiger Sturm, gleichzeitig ist es wärmer als in den vergangenen 30 Jahren, auch Badeseen sind alles andere als erfrischend.

Fast jeden Tag war Österreich in den vergangenen zwei Wochen Schauplatz schwerer Unwetter. Windspitzen von bis zu 160 km/h, Starkregen und Hagel verwüsteten mehrere Regionen in Tirol, Oberösterreich und Kärnten. Allein im südlichsten Bundesland werden die Schäden auf 15 Millionen Euro geschätzt.  

Die Unwetterereignisse der vergangenen Wochen häufen sich aufgrund einer besonderen Großwetterlage mit ungewöhnlich starken Höhenwinden. Laut Ubimet-Meteorologe Konstantin Brandes  befindet sich Österreich schon sehr lange genau im Zentrum zwischen Warm- und Kaltluft, weswegen die Unwetter hier besonders stark ausfallen.

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Österreich kratzt in Sachen Hitze im Sommer 2023 an einem Rekord: Die höchste jemals gemessene Temperatur wurde am 8. August 2013 in Deutsch-Altenburg in Niederösterreich aufgezeichnet und betrug 40,5 Grad. Heuer erhitzte sich die Luft in Bludenz (Vorarlberg) am 11. Juli bereits auf 37,7 Grad – und dieser Rekord könnte noch fallen, denn im August liegt die Wahrscheinlichkeit für über durchschnittlich hohe Temperaturen bei 80 Prozent, im Juli nur bei 60 Prozent. 

Wärme in den Bergen

Rekordwerte, die sich dann auch in längerfristigen Vergleichen niederschlagen. Bereits vergangene Woche meldete Geosphere Austria (ehem. ZAMG) 15,7 Grad am Sonnblick-Observatorium – auf mehr als 3.100 Metern Seehöhe. Gemessen wird dort seit 1886. Fast 16 Grad sind ein seither noch nie da gewesenen Ergebnis, das weit über dem  Bekannten liegt: Zwischen 1990 und 2020  war es im Juli am Sonnblick durchschnittlich sechs Grad warm, in der Periode 1961 bis 1990  gar nur 4,2 Grad.

„Seit Anfang der 1980er-Jahre sind  die Temperaturen in den Gipfelregionen um durchschnittlich 2,3 Grad gestiegen“, berichtet Klimatologe Alexander Orlik von Geosphere Austria. „Aber nicht nur im Sommer wird es wärmer, sondern auch in den anderen Jahreszeiten.“

Mehr Sonnenschein

Das habe unweigerlich mit der globalen Erwärmung und dem Klimawandel  zu tun, betont Orlik. „Generell haben sich Landmassen seither stärker erwärmt als Ozeane. Und es sind auch kleinräumige Effekte  aufgetreten, so  hat die Sonnenscheindauer im mitteleuropäischen Raum zugenommen.“  Auch wenn es angesichts  der täglichen, je nach Region unterschiedlich heftigen Regengüsse nicht so wirken mag:   Der Juli 2023 ist – als Mittelwert über ganz Österreich gerechnet –  um 2,1 Grad heißer als der Durchschnittswert der vergangenen 30 Jahre: Zwischen 1991 und 2020 lag der Messwert bei 18,8 Grad, heuer bei 20,9.

Noch extremer sind die Differenzen beim Blick auf einzelne Messstationen: Selbst hoch gelegene, wie jene auf der Villacher Alpe,  dem Patscherkofel oder dem Sonnblick, weisen Steigerungen  von zwei Grad und mehr aus. In den Landeshauptstädten ist das noch deutlicher spürbar: Eisenstadt etwa ist diesen Juli mit 24,5 Grad überdurchschnittlich warm, der Mittelwert der vergangenen 30 Jahre lag drei Grad darunter.  Wien zeigt heuer Werte von 24,2 Grad –  1991 bis 2020 waren es noch 21,4 Grad. Das hat Folgen: 29 Grad hatte der Neusiedler See am Montag,  26 Grad die Alte Donau und selbst der als kühl bekannte Weißensee in Kärnten brachte es auf 24 Grad.

 „Wirklich besorgniserregend sind  die langen Trockenphasen, die zuzunehmen scheinen, vor allem im Osten des Landes“, überlegt Klimatologe Orlik. „Niederschläge fallen in längeren Abständen, dann aber oft heftig.“

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