Helmpflicht für E-Bikes und E-Scooter: 1.000 Verletzungen pro Jahr weniger

Hohes Risiko für Schädel-Hirn-Traumata bei Unfällen (Symbolbild)
Erst vor wenigen Wochen kollidierte ein Pkw in Schlierbach (Oberösterreich) mit einem E-Scooter, auf dem zwei 14-jährige Mädchen fuhren. Eines wurde schwer verletzt, das andere starb im Krankenhaus an den Folgen des Zusammenpralls.
Unfälle dieser Art häufen sich, die Zahlen steigen eklatant - auch, weil die wenigsten auf dem E-Scooter einen Helm tragen. Gerade einmal 10 Prozent schützen ihren Kopf.
Das Verständnis für die Wichtigkeit des Helms ist bei Menschen auf E-Bikes zwar höher, aber auch hier gibt es noch genug Luft nach oben. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) präsentiert schockierende Zahlen dazu, zeigt Lösungswege auf und stellt konkrete Forderungen an die Politik.
67 Prozent der E-Biker setzen konsequent einen Helm auf, auf dem E-Scooter sind es nur 10 Prozent. Dabei ist das Risiko für Schädel-Hirn-Verletzungen auf einem E-Bike ohne Helm um 6,4-mal höher als mit Helm.
"Helmpflicht ist an der Zeit"
"Es besteht noch immer zu wenig Bewusstsein dafür, dass das keine Spiel- und Spaßgeräte sind", sagt Klaus Robatsch, Leiter der Abteilung für Verkehrssicherheit beim KFV. Würden alle E-Bike- und E-Scooter-Fahrer einen Helm tragen, könnten in Summe rund 1.000 schwere Kopfverletzungen pro Jahr vermieden werden. "Deswegen ist es wirklich an der Zeit, dass hier die offizielle Helmpflicht kommt."

Die Maßnahmen im Zeitvergleich
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Pflichten sind wirksam und senken die Verletzungen massiv. Die Anschnallquote im Pkw liegt derzeit bei 98 Prozent und beim Motorradfahren tragen 99,99 Prozent einen Helm. Das war nicht immer so.
2.948 Todesopfer im Jahr 1972
Seit Einführung der Gurtpflicht 1976 und der Helmpflicht für Motorradfahrerinnen und -fahrer 1979 konnte die Zahl der Todesfälle im Straßenverkehr um 88 Prozent gesenkt werden. Der Höchststand im Jahr 1972 lag bei 2.948 Getöteten, 2024 waren es 351. Und das, obwohl sich die Zahl der Pkw im genannten Zeitraum von mehr als 50 Jahren vervierfacht und die Zahl der Motorräder versechsfacht hat. Maßgeblich trugen auch der medizinische und der technische Fortschritt zu dieser Entwicklung bei.

Rasant und gefährlich: Nur jeder Zehnte trägt auf dem E-Scooter einen Helm.
Warum die Unfälle mit E-Bikes und E-Scootern massiv steigen, liegt auf der Hand: Das Tempo ist höher, die Bikes haben mehr Gewicht, die Scooter kleinere Reifen, die Beschleunigung ist - je nach Modell - flott. Deswegen betrifft die Forderung des KfV auch konkret diese beiden Gefährte und nicht die gewöhnlichen Räder.
"Alle unsere Auswertungen zeigen, dass die Verletzungen hier wesentlich schwerer ausfallen", sagt Experte Robatsch. Die Helmpflicht beim Radfahren für Kinder wurde 2012 eingeführt, weil die Zahlen gezeigt haben, dass beinahe die Hälfte aller Verletzungen den Kopf betroffen haben.
25 km/h sind zu schnell
Robatsch kritisiert auch die in Österreich erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h: "Das ist zu schnell. 20 km/h sind völlig ausreichend." Auch in Deutschland und der Schweiz sei das Limit bei 20 km/h angesetzt. "Mit einem E-Scooter mit 25 km/h irgendwo dagegen zu prallen, ist genau so, wie von zwei Metern Höhe abzustürzen."
Die rechtliche Lage bei den E-Scootern ist gleichzusetzen mit dem Fahrrad: Wenn es Radwege gibt, sind diese zu befahren, wenn nicht, müssen die Gefährte auf der Straße bleiben.
Was der Experte rät
Aber dem 12. Lebensjahr dürfen Kinder die flotten Scooter ohne Einschränkung nutzen, ab 8 Jahren mit dem Radfahrschein.
Ob er denn Bedenken habe, dass die Nutzungszahlen mit einer Helmpflicht zurückgehen würden? "Gar nicht. Alle Untersuchungen weisen darauf hin, dass deswegen kaum jemand den E-Scooter oder das E-Bike daheim stehen lässt", so Klaus Robatsch. "Aber alle Zahlen zeigen, dass die Zahl der Schädel-Hirn-Verletzungen bei einer Helmpflicht spürbar zurückgeht."
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