Gletscher-Zusammenschluss: Liftbau beschert Urlaubern Baulärm

Vom Ötztaler zum Pitztaler Gletscher soll eine Verbindung geschlagen werden
Analyse: Ausgerechnet eines der so umstrittenen Chaletdörfer ist vom Pitztaler Gletscherprojekt am stärksten betroffen

Der geplante Verbindung von Pitztaler und Ötztaler Gletscher sorgt seit Monaten für hitzige Debatten zwischen Befürwortern und Gegnern. Es geht um nicht weniger als die Frage, ob es nicht längst Ausbaugrenzen für Skigebiete brauchen würde.

Die geplante Erschließung von unberührten Gletscherflächen für ein neues Mega-Skigebiet mit 64 Hektar neuer Pisten hat Symbolcharakter. Dass das UVP-Gutachten des Landes die Auswirkungen auf die beiden Schutzgüter Landschaft und Mensch, wie berichtet, als „untragbar“ bewertet, ist Öl ins Feuer.

Insbesondere die Touristiker im Pitztal erhoffen sich von dem Zusammenschluss wirtschaftliche Impulse für ihre Region. Da entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass laut dem Umweltverträglichkeitsgutachten ausgerechnet in Beherbergungsbetrieben im Bereich der Talstation eben die für Menschen untragbaren Auswirkungen befürchtet werden.

Hauptbetroffen ist dabei ein 2018 errichtetes Chaletdorf. Und damit genau eines jener Tourismusmodelle, die in Tirol in den vergangenen Jahren wie die Schwammerl aus dem Boden geschossen sind und inzwischen höchst kritisch gesehen werden – sei es wegen dem großen Flächenbedarf für die Anlagen oder der Finanzierung.

Wie bei touristischen Appartementanlagen, stehen auch bei Chaletdörfern oft sogenannte Investorenmodelle dahinter. Betreiber verkaufen einzelne Einheiten, die dann allerdings an Urlauber vermietet werden sollen.

Freizeitwohnsitze

Der Verdacht, dass über diesen Weg Freizeitwohnsitze für die Investoren geschaffen werden, schwingt stets mit. Im Fall des Pure Resort Pitztal, wie das von den Bauarbeiten betroffene Chaletdorf heißt, schließen die Betreiber das aus. Die Bewohner dieser Anlage und einen Ferienhauses müssen laut UVP-Gutachten mit „untragbarer“ Lärmbelästigung während des Baus rechnen. Allerdings nur „unter der Annahme eines ständigen Aufenthalts von Bewohnern“.

Gletscher-Zusammenschluss: Liftbau beschert Urlaubern Baulärm

Mit Widerstand aus dem Chalet-Dorf ist nicht zu rechnen, wie Inhaberin und Betreiberin Vivian Peters auf Anfrage versichert. „Wir unterstützen den geplanten Skigebietszusammenschluss, der bei der Planung von unserem Resort auch schon bekannt und geplant war“, sagt sie und würde dabei auch für ihre Investoren sprechen.

Beim Chalet-Dorf ist laut Gutachten vor allem in vierten Baujahr mit Lärmbelästigung von bis zu 109 Dezibel (das entspricht Discomusik) zu rechnen, „durch Fluglärm zusätzlich mit einem Dauerschallpegel“ von 71 Dezibel.

Das wird von den Betreibern aber offenkundig in Hoffnung auf künftiges Geschäft durch das Mega-Skigebiet in Kauf genommen.

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