SPÖ-Kampfabstimmung: Schicksalstag für Georg Dornauer

Im Dezember ist Georg Dornauer von der Regierungs- auf die Abgeordnetenbank im Landtag gewechselt
Gerade noch SPÖ-Landeschef, kämpft der 41-Jährige heute um seine letzte Machtbastion. Dornauer will Bezirksobmann bleiben, Bernhard Höfler ihn ablösen

Ein gutes Jahrzehnt hat es gedauert, bis sich Georg Dornauer durch die Mühen der Ebene bis an sein Ziel gekämpft hatte und im Herbst 2022 nach der Tirol-Wahl die Funktion des SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreters in einer Koalition mit der ÖVP übernommen hat.

Gerade einmal zwei Jahre im Amt musste der 41-Jährige im Dezember auf Druck seiner Partei nach Bekanntwerden eines Jagdausflugs mit Milliardenpleitier René Benko als SPÖ-Chef abdanken und von der Regierungs- auf die Abgeordnetenbank wechseln – ein Platz, an dem er trotz Widerständen festhält.

Ein Duell um die Bezirksführung

Verteidigen will Dornauer auch die wichtigste Funktion, die ihm nach seinem Absturz noch geblieben ist. Am heutigen Samstagvormittag stellt er sich einer Kampfabstimmung um die Obmannschaft seines Heimatbezirks Innsbruck-Land – dem größten im Bundesland. 

Dieses 2014 eroberte Amt war das Sprungbrett für die Politkarriere Dornauers. Herausgefordert wird er von Bernhard Höfler. Der als Tirols FSG-Vorsitzender auf die Mobilisierungskraft der Gewerkschaft zählen kann.

Wer sich im Vorfeld des Duells in der Partei umhört, bekommt unterschiedlichste Einschätzungen zu hören. „Arschknapp“ werde es werden, meint ein langjähriger Funktionär, ein anderer glaubt an einen klaren Sieg von Höfler. 

"Keine g'mahde Wiesn"

Der 38-Jährige selbst sieht im KURIER-Gespräch „keine g’mahde Wiesn. Georg Dornauer war immerhin Landeshauptmann-Stellvertreter“, aber „die Stimmung ist positiv.“

SPÖ-Kampfabstimmung: Schicksalstag für Georg Dornauer

Bernhard Höfler fordert Dornauer heraus

Eine Rekordzahl von 278 SPÖ-Mitgliedern hat sich für den Bezirksparteitag, der ab 9.30 Uhr im Forum Rum nahe Innsbruck über die Bühne geht, als Delegierte angemeldet. Sie werden über Wohl und Wehe des bisherigen Landesparteichefs entscheiden. 

Für den scheidenden Bezirksobmann-Stellvertreter Max Unterrainer zeigt das, dass dieses Match „polarisiert und die Protagonisten mobilisieren. Man sieht schon, dass es um viel geht.“

Um viel geht es vor allem für Dornauer. Wird er von der Basis, an der er immer noch viele Getreue haben dürfte, abgewählt, erscheint eine von dem Vollblutpolitiker offenkundig ersehnte Chance auf ein Comeback in der Zukunft unwahrscheinlich.

Wählerhochburg

Behält Dornauer die Oberhand, bleibt er ein Faktor. „Mit dem Bezirk gewinnt oder verliert man Wahlen“, sagt Unterrainer zur Relevanz dieser Region. Ein Viertel aller Tiroler Wahlberechtigten lebt im Bezirk Innsbruck-Land. Bei den Landtagswahlen hat die SPÖ in diesem Wahlkreis ein Drittel ihrer Stimmen gewonnen.

Hier sind auch viele rote Funktionäre politisch mit Dornauer groß geworden und ihm teilweise für seine Unterstützung auch nach der Jagdaffäre – bildlich auf der Titelseite der Krone dokumentiert – weiterhin dankbar. Für viele hat er aber auch den Bogen schlichtweg überspannt.

Höferl ist einer von ihnen: „Wir haben ihn stets trotz seiner Eskapaden und Skandale unterstützt. Dieses Foto war ein Pulverfass, das explodiert ist. Das hat er selbst verursacht.“ 

In ruhiges Fahrwasser

Der Tiroler Gewerkschaftschef, der seit einigen Monaten im Nationalrat sitzt, will in der anstehenden Abstimmung kein Duell erkennen. „Ich kandidiere nicht gegen Georg Dornauer, sondern für die Partei. Ich will den Bezirk wieder in ruhiges Fahrwasser führen.“

Wie Philip Wohlgemuth als neuer SPÖ-Landeschef und Landesrat betont auch Höferl, ein „Teamplayer“ zu sein, und will damit einen Kontrast zum Rollenverständnis von Dornauer setzen. 

Der hatte die Partei, nachdem er 2018 den Landesvorsitz übernommen hatte, stark auf seine Person ausgerichtet und stand im Mittelpunkt einer Vielzahl von Kontroversen. Die Debatte um ein Jagdfoto war die letzte in dieser Reihe.

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