Forstarbeiter: Warum der Job so gefährlich ist

Symbolbild.
Stundenlang wartete eine Niederösterreicherin auf ihren 81-jährigen Ehemann, der am Dienstag mit Waldarbeiten im Bezirk Lilienfeld in Niederösterreich beschäftigt war. Um 22.20 Uhr hielt sie es nicht mehr aus und alarmierte die Bergrettung – die fand den Mann aber nur mehr tot neben einer von ihm gefällten Esche. Durch einen Ast dürfte er tödlich am Hinterkopf getroffen worden sein.
➤ Mehr lesen: Die größten Drogenfunde der letzten Jahre in Österreich
Kein Einzelfall, wie ein Blick in die Statistik zeigt: Bereits 29 Menschen starben heuer bei Forstarbeiten. Im Vergleichszeitraum 2022 starben insgesamt 23 Personen. „Die gefährdetste Personengruppe sind Männer ab 50 Jahren“, sagte Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). 60 Prozent aller Unfalltoten bei Waldarbeiten von 2018 bis 2022 waren Männer über 50. Die häufigsten Unfallursachen sind Fehleinschätzung, Ablenkung und Stürze.

Besonders gefährlich sind Waldarbeiten im alpinen, unwegsamen Gelände.
Sie führen laut Angaben des KFV oft zu Knochenbrüchen (37 Prozent), offenen Wunden (24 Prozent) sowie Sehnen- und Muskelverletzungen (18 Prozent). Am häufigsten werden Finger und Unterschenkel der Forstarbeiter in Mitleidenschaft gezogen. Unter welchen Bedingungen sind Waldarbeiten am gefährlichsten?
„Mehr Wetterextreme“
„Wir beobachten, dass vor allem lokale Wetterextreme wie Stürme oder Starkregen vermehrt auftreten. Die Herausforderungen liegen dann in der raschen Aufarbeitung des anfallenden Schadholzes“, erklärte Andrea Kaltenegger von den Bundesforsten. Besonders im alpinen Gelände sei Waldarbeit gefährlich, wie Harald Oblasser von der Forstorganisation Tirol ergänzt. „Das Risiko für Unfälle steigt bei der Aufarbeitung von Schadhölzern stark an, vor allem bei Windwürfen.“
2.334 Euro
beträgt das Bruttomindestgehalt eines Forstfacharbeiters bei einem Privatbetrieb in NÖ; die Bundesforste zahlen etwas mehr. Auch nach Bundesländern gibt es Unterschiede.
Monate
Die meisten Unfälle passieren im Februar, März, September und Oktober.
Bundesländer
Die meisten Toten gab es 2023 bei Forstarbeiten in NÖ (8). Im langjährigen Vergleich (2018–2022) liegt die Steiermark (47), gefolgt von OÖ (37), klar voran.
Unfälle im Wald passieren hauptsächlich im Zuge von Forstarbeiten. „Schwierig wird es nur dann, wenn Spaziergänger die Warnschilder missachten und trotzdem in abgesperrte Gebiete gehen. Das kommt leider vor“, betonte Michael Luidold, Landesforstdirektor der Steiermark.
➤ Mehr lesen: Von der Personenschützerin des Bundeskanzlers zum Model
Eine große Herausforderung für die Wald- und Forstwirtschaft stelle zudem der Befall durch den Borkenkäfer dar. Durch das massive Baumsterben fallen große Mengen an Schadholz an. 2022 gab es in der Steiermark etwa 650.000 Festmeter Schadholz durch den Käfer, in Tirol waren im vergangenen Jahr rund eine Million Bäume betroffen. Die Frage, ob Waldarbeiten durch Käferbefall sowie Wetterereignisse in Zukunft gefährlicher werden, lasse sich laut Experten schwer abschätzen.
„Je mehr Schadholz vorliegt, desto mehr Arbeiter sind unter erschwerten Bedingungen im Einsatz. Dadurch kann per se die Zahl der Unfälle steigen“, so Oblasser.
Kommentare