Skigebiete: EU-Kommissar spricht sich für Einheimischentarife aus

EU-Kommissar auf Tirol-Besuch
Apostolos Tzitzikostas will überprüfen, ob es gesetzliche Änderungen auf EU-Ebene benötigt. Tourismus müsse für alle zugänglich sein.

Zusammenfassung

  • EU-Kommissar Tzitzikostas spricht sich für Einheimischentarife in Skigebieten aus und kündigt eine Überprüfung auf EU-Ebene an.
  • Hintergrund sind steigende Preise und Akzeptanzprobleme bei Einheimischen, die sich durch fehlende Vergünstigungen benachteiligt fühlen.
  • Tzitzikostas betont, dass Tourismus für alle zugänglich sein müsse und kündigt eine EU-Strategie für nachhaltigen Tourismus bis 2026 an.

Am Mittwoch ist Aposotolos Tzitzikostas, der EU-Kommissar für Verkehr, in Innsbruck angereist, um am Donnerstag an einem großen Festakt teilzunehmen, bei dem ein Meilenstein beim Bau des Brenner Basistunnel (BBT) gefeiert wird. Tief im Berg werden Mineure erstmals eine unterirdische Verbindung zwischen Tirol und Italien herstellen.

Der Grieche wurde am Abend von Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) und Mitgliedern der Bundes- und Landesregierung mit einem landesüblichen Empfang - also Schützensalven und Ehrenbekundungen - vor der Innsbrucker Hofburg begrüßt. 

Brennendes Thema 

Danach war der EU-Kommissar von Tirol Werbung und Land aber auch zu einer Veranstaltung zu nachhaltigem Tourismus - der zweiten Zuständigkeit von Tzitzikostas - geladen. Dabei sprach praktisch jeder Redner ein Thema an, das der österreichischen Tourismusbranche unter den Nägeln brennt: die Einheimischentarife.

Dass es nur schwer mit EU-Recht vereinbar ist, dass Einheimische etwa für Skikarten weniger zahlen, als Urlauber aus anderen EU-Ländern, war seit Jahren ein offenes Geheimnis und hing vor allem über Skigebietsbetreibern wie ein Damoklesschwert. Eine Klage war nur eine Frage der Zeit.

Dass im Vorjahr ausgerechnet der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) und die Finanzprokuratur gegen die Einheimischentarife vorging und sie zur Fall brachte, sorgte in den Wintersportregionen Westösterreichs für Empörung. 

Probleme mit der Akzeptanz

Hier hat der Tourismus vor allem aufgrund der Verkehrsbelastung durch die Urlauber bei den Einheimischen zunehmend ein Akzeptanzproblem. Es wird befürchtet, dass sich dieses vergrößert, wenn es nicht zumindest einen gewissen Ausgleich für die Bevölkerung gibt, in dem sie etwa zu vergünstigen Kondidtionen über die Skipisten schwingen kann.

Das noch dazu vor dem Hintergrund, dass die Preise Jahr für Jahr anziehen. So dürften in einigen Regionen Tagsskipässe in der kommenden Saison über 80 Euro kosten.

Tzitzikostas zeigte am Mittwochabend am Rande der Veranstaltung in der Innsbrucker Tourismusfachschule Villa Blanka Verständnis dafür, "dass die Preise sehr hoch sind" und es für Einheimische sehr schwierig sei, sich diese zu leisten. "Es sollte für sie möglich sein, Tarife für Einheimische zu bekommen", bezog der EU-Kommissar klar Stellung. 

"Kein Privileg, sondern Anerkennung"

Darauf hatte Mattle gehofft, der im Vorfeld des Treffens erklärte: "Leistbare Freizeitaktivitäten sind kein Privileg, sondern eine gerechte Anerkennung. Ohne die heimische Bevölkerung würde es die blühende Tourismusbranche nicht geben. Die Menschen, die hier leben, verdienen es, von diesem Wohlstand direkt zu profitieren."

Vorteile für Einheimische seien deshalb keine Diskriminierung, sondern eine gerechte Anerkennung für die Gastfreundschaft in unserem Land.

"Weil wir verstanden haben, dass das ein Thema ist - nicht nur hier in Tirol - werden wir in den kommenen Wochen eine Überprüfung durchführen, um zu sehen, ob es in diese Richtung Änderungen geben sollte", kündigte Tzitzikostas an.

Auf Nachfrage zeigte er sich überzeugt, dass auch große Länder - etwa Deutschland, der wichtigste Herkunftsmarkt in Österreich - hierbei mitziehen würden.

"Tourismus muss für alle zugänglich sein"

"Ich glaube, viele Länder sehen das so. Und wenn sie mich fragen, ist das die Defintion von nachhaltigem Tourismus. Wenn wir nachhaltigen Tourismus haben möchten, müssen wir sicherstellen, dass Tourismus für alle zugänglich ist. Wir müssen sicherstellen, dass Einheimische oder Menschen mit geringem Einkommen 12 Monate im Jahr Zugang haben."

Tzitzikostas arbeitet gerade an der ersten EU-Strategie für Nachhaltigkeit, die er im ersten Halbjahr 2026 vorstellen will. In dieser werden man Wege finden, "um die Nachhaltigkeit auch in diesem Bereich zu verstärken", sagte der EU-Kommissar mit Blick auf die Einheimischentarife. 

Aus Sicht des Griechen ist der Tourismus ein Vehikel, das "Europäern hilft, sich besser zu verstehen", erklärte er vor namhaften Branchenvertretern aus Tirol. Der Wirtschaftszweig erzeuge in der Eurpäischen Union Bruttowertschöpfung von 800 Milliarden Euro pro Jahr und sichere 20 Millionen Jobs.

"Das wollen wir nicht ändern. Aber wir müssen Sachen besser machen", so Tzitzikostas. Tourismusströme müssten etwa besser gemanaged werden. Ansonsten bestehe die Gefahr, "dass die Bürger dem Tourismus den Rücken kehren."

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