Erzbergrodeo: „Dieses Rennen muss man fahren“

Hilfe erwünscht: Nur wenige Fahrer schaffen es ins Ziel
Die Stadt Eisenerz zieht mit dem Erzberg Motorsport-Fans, Läufer und künftig auch Forscher an

Norbert Both fährt erst seit vier Jahren „Moped“, wie er es nennt, hat aber dennoch ein ambitioniertes Ziel: In die „dritte oder vierte Startreihe beim Hare Scramble“ will der Niederösterreicher. „Ich bin fit. Aber das Rennen ist psychisch und kraftmäßig natürlich der Oberhammer.“

Mit Both rittern heuer 1761 weitere Motorradfahrer um einen der 500 Plätze aus der berühmten Startgrube am Erzberg in Eisenerz. Auf diese Anzahl von Offroad-Spezialisten ist der „Hare Scramble“ limitiert. Um es dorthin zu schaffen, müssen sich die Fahrer Profis wie Amateure zuvor im Prolog qualifizieren, nur die 500 Schnellsten dürfen am Sonntag starten.

Noch keine Frau im Ziel

Bis ins Ziel schaffen es innerhalb der Frist von vier Stunden noch viel weniger: Im Vorjahr kamen 25 Fahrer an, das ist verglichen mit den 22 Rennen zuvor schon richtig viel. „Es kommen eine Menge junger Talente nach“, freut sich Martin Kettner vom Veranstaltungsteam. In der heuer nun 24-jährigen Geschichte des Erzbergrodeos fehlt nur noch eines: Dass es auch einmal eine Frau ins Ziel schafft. 36 Enduro-Fahrerinnen haben heuer die Chance, diese Pionierleistung zu schaffen.

Eine Premiere ist der Start beim harten Offroad-Rennen auch für Norbert Both. 2016 hatte er zwar schon einmal einen Startplatz für das Rodeo, das binnen weniger Stunden ausverkauft ist. Aber vier Wochen davor brach sich der Kfz-Techniker ein Bein und musste absagen. Seinen ersten Start am Erzberg holt er jetzt nach. „Es ist einfach das Rennen, das man fahren muss“, begründet der 30-Jährige. „Gas geben, den Kopf einschalten. Der Rest ist wetterabhängig, man braucht auch Glück.“

Unter Sportfans ist Eisenerz längst ein Begriff. Was für die Enduro-Fahrer das Erzbergrodeo ist, ist für Läufer der Erzberglauf im Juli. 12,5 Kilometer über die Serpentinen gehen in die Beine. 2017 wurden weitere Bewerbe eingeführt, ein „Dirtrun“ durch Schlamm und über Hindernisse sowie ein Mountainbike-Rennen. Heuer kommt ein spezieller Triathlon dazu: Laufen, Klettern, Paragliden.

Tunnel-Wissenschaft

Bei solchen Veranstaltungen wächst das kleine Eisenerz über sich hinaus. Allein beim Erzbergrodeo, das heute, Donnerstag, beginnt, werden 50.000 Fahrer, Begleitpersonen und Zuschauer erwartet also mehr als dass Zehnfache der eigentlichen Einwohneranzahl. Künftig sollen auch Wissenschafter ihren Weg in die Obersteiermark finden: Bis 2019 entsteht im Erzberg ein internationales Tunnelforschungszentrum. 30 Millionen Euro investieren Bund, Land und Montanuniversität Leoben in das europaweit einzigartige Projekt, das der alten Industriestadt eine neue Aufgabe geben soll.

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