Erntezeit im Waldviertel: Klimakrise wandelt Gerstenanbau

Ein Claas Dominator Mähdrescher bei der Ernte auf einem Getreidefeld.
Durch immer längere Trockenperioden muss man beim Getreideanbau umdenken. Um die Brauereien im Waldviertel versorgen zu können, wird vermehrt Winterbraugerste angebaut.

So viel vorweg: Hopfen und Malz sind im Waldviertel noch nicht verloren. Obwohl die veränderten klimatischen Bedingungen eine große Herausforderung in der Landwirtschaft darstellen, kann derzeit Gerste geerntet werden. Damit ist auch die für die Brauereien in der Region wichtige Versorgung sichergestellt. Doch wegen des Klimawandels muss man auch hier umdenken.

Früher war es üblich, in erster Linie Sommerbraugerste für das Bierbrauen einzusetzen. Mittlerweile setze man auf einen Mix aus Sommerbrau- und Winterbraugerste, erklärt Barbara Widner, Obfrau der Erzeugergemeinschaft Edelkorn. „Heuer werden erstmals 40 Prozent Winterbraugerste und 60 Prozent Sommerbraugerste angebaut. Dieser Mix gibt sowohl unseren landwirtschaftlichen Mitgliedsbetrieben als auch der Brauerei Sicherheit“, sagt Widner.

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Drei Personen sitzen lächelnd in einem reifen Getreidefeld.

Landwirtin Renate Müller, Braumeister Heinz Wasner und Barbara Widner von der Erzeugergemeinschaft.

Gerste leidet unter Hitze

Die Winterbraugerste wird üblicherweise schon im Herbst gesät. Sie profitiert laut Heinz Wasner, Braumeister bei der Brauerei Zwettler, von der Feuchtigkeit in den kühleren Monaten. Die Sommerbraugerste kann jedoch die für das Brauen notwendigen Proteinwerte ausbilden. Dadurch, dass diese Sorte zwischen Februar und April ausgesät wird, wird sie jedoch viel mehr von Wetterextremen wie Hitze und Trockenheit beeinflusst.

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Deshalb setzt man vonseiten der Brauereien vermehrt auf beide Varianten. „Früher haben wir 20 Prozent Winterbrau- und 80 Prozent Sommerbraugerste eingesetzt – nun geht die Tendenz immer stärker in Richtung noch mehr Winterbraugerste. Sie steht dank der Züchtungserfolge in ihrer Braufähigkeit der Sommerbraugerste mittlerweile um nichts nach“, sagt Wasner.

In Deutschland wird dazu bereits länger geforscht. So analysierten Forschende des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung 22.600 Gerstensorten. Die These: In den Erbinformationen können sich eventuell DNA-Baupläne für Resistenzen oder höhere Erträge verstecken.

Niederschlag fehlte

In Österreich wird Braugerste auf etwa 122.000 Hektar angebaut, das größte Anbaugebiet ist Niederösterreich. Das Waldviertel zählt aufgrund der klimatischen Bedingungen zu den Top-Produzenten. Heuer waren die großen Regenmengen im Frühjahr ideal, in den vergangenen Wochen fehlte der Niederschlag jedoch. Wie sehr die Qualität darunter leidet, lässt sich noch nicht sagen, so Widner.

Bei der Brauerei Zwettl kooperiert man seit 20 Jahren mit Edelkorn und habe seither etwa 40 Millionen Kilogramm regionale Gerste verarbeitet. „Gerade in Zeiten, wo Klimaschutz so wichtig ist, sind regionale Bezugsquellen heute sinnvoller denn je“, sagt Karl Schwarz, Geschäftsführer der Brauerei.

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