Eine neue Filmstadt am Rande Wiens: Hafenstudios nehmen Form an

Eine neue Filmstadt am Rande Wiens: Hafenstudios nehmen Form an
Bis Anfang 2024 sollen in Simmering beim Hafen Wien zwei international konkurrenzfähige Studiohallen entstehen und somit eine große Lücke füllen.

Wien steht seit 2014 ohne konkurrenzfähiges Studiogelände da, damals wurden die Rosenhügel-Filmstudios aufgelassen. Anu Shanker, zu jener Zeit noch als Aufnahmeleiter in der Branche tätig, möchte nun die „Magie der Vergangenheit“ wiederbeleben und zur „Magie der Zukunft“ machen. Denn die heimische Filmbranche müsse derzeit immer wieder neue Gewerbeflächen anmieten und in Behelfsstudios umfunktionieren.

2016 musste Shanker wieder einmal Büros für eine Filmproduktion suchen, „was mir wahnsinnig auf den Nerv ging“, wie er sagt. Er sprach mit Immobilienentwickler Fabian Kaufmann von CC Real international darüber und die beiden „Sandkastenfreunde aus Linz“ beschlossen, etwas zu tun.

Eine neue Filmstadt am Rande Wiens: Hafenstudios nehmen Form an

Anu Shanker und Fabian Kaufmann, die Macher hinter den HQ7-Studios, werden die Studioflächen  mieten und  betreiben 

2019 entstand der Kontakt zum Hafen Wien, der auf dem HQ7-Gelände in Wien-Simmering seit 2018 im provisorischen Betrieb bereits Filmdrehs beherbergt. 2021 hätten hier zwölf Drehs stattgefunden, heuer bereits 18. Darunter seien Produktionen wie „Tatort“ oder die Sky-Miniserie „Die Ibiza-Affäre“ gewesen, berichtet Hafen-Wien-Geschäftsführer Fritz Lehr. Auf dem Areal haben bereits Requisiteure, Kulissenbauer und Ausstatter ihre Zelte aufgeschlagen. Mit den HQ7-Studios, die im kommenden Jahr gebaut werden, soll überhaupt ein stadt-, sowie flughafen-naher Gewerbepark, also eine Art „Film-Hub“, entstehen, sagt Shanker.

Eine neue Filmstadt am Rande Wiens: Hafenstudios nehmen Form an

Derzeit bestehende Halle, die seit 2018 als provisorisches Filmstudio genutzt wird. Hier fand auch die Präsentation der  HQ7-Studios statt

Herzstück sind zwei neue Filmproduktionshallen, wie gestern bei einer Pressekonferenz in der derzeit bestehenden Halle berichtet wurde. Die 2.000 m² und 1.000 m² großen Hallen sollen mit 13 Metern innere Lichte internationalen Standards entsprechen, zwei Produktionen können unabhängig voneinander zur gleichen Zeit realisiert werden. Die Studios werden schalldicht ausgeführt, damit keine teuren Nachsynchronisationen notwendig sind. Zudem soll eine Fotovoltaikanlage mit 704 Paneelen 80.000 Kilo CO₂ pro Jahr einsparen.

Eine neue Filmstadt am Rande Wiens: Hafenstudios nehmen Form an

Der Filmbranche wolle man „in keiner Weise in die Quere kommen“ meint Kaufmann, daher werde HQ7-Studios nur die Räumlichkeiten vermieten, Technik und Know-how müssten andere Firmen bereitstellen. Ihn habe  Shankers Idee schnell überzeugt. „Weil eine ganze Branche, die eigentlich sehr aktiv ist, tatsächlich keinen einzigen Platz hat, wo sie professionell arbeiten kann". Man wolle auch die heimische Werbebranche ansprechen, die derzeit noch oft im benachbarten Ausland drehen müsse.

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Hier sollen die beiden neuen Filmstudiohallen entstehen. Im Gebäudeteil links sind derzeit schon die provisorische Halle und auch ein Unternehmen für Requisitenvermietung untergebracht

Das Interesse vonseiten der Filmindustrie sei beträchtlich, berichtet Fritz Lehr vom Eigentümer Hafen Wien. Internationale Streamingdienste hätten bereits angefragt, darunter der US-Sender HBO.

Neue Filmförderung als "fette Butter"

Internationale Produktionen suchen aber nicht nur Infrastruktur, sondern auch Finanzierungsmöglichkeiten. Die Stadt Wien, bei der Pressekonferenz durch Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig vertreten, hat im März dieses Jahres den mit zwei Millionen Euro dotierten Vienna Film Incentive gestartet. Österreichweit soll 2023 überhaupt ein neues Zeitalter anbrechen. Das neue Filmstandortmodell, das pro Jahr in Zukunft jährliche Gesamtsummen von mehr als 50 Mio. Euro ausschütten dürfte, kommt heute im Nationalrat zur Abstimmung.

Der Businessplan für die HQ7-Studios sei bereits ohne Berücksichtigung dieses Anreizes entstanden, sagt Shanker, die neue Filmförderung sei aber wohl „die fette Butter aufs Brot“.

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