Ein vermögender Mann in der Partei der kleinen Leute
Nachdem Hans Peter Doskozil nach seinem absoluten Sieg bei der Landtagswahl im Jänner 2020 den Blauen die Regierungssessel vor die Tür gestellt hat, übte sich die freiheitliche Parteispitze in Mimikry – und warf ihrerseits hochrangige Funktionäre von Ex-Klubchef Géza Molnár abwärts aus der FPÖ.
Jetzt werden die solcherart auch in den Bezirken entstandenen Lücken wieder aufgefüllt: Im Bezirk Mattersburg versucht die FPÖ den Neustart, wie berichtet, mit Andreas Binder, der aus der niederösterreichischen FPÖ kommt und Gemeinderat in Wiener Neustadt war.
Der Unternehmer lebt seit rund eineinhalb Jahrzehnten in der Kurgemeinde Bad Sauerbrunn, unweit von Wr. Neustadt, und ist dort auch einziger blauer Gemeinderat. Hört man sich bei Gemeinderatskollegen um, wird Binder als „unauffällig“ beschrieben, an nachhaltige politische Aktivitäten kann man sich nicht erinnern. Und auch bei früheren FPÖ-Funktionären im Bezirk sorgt die Wahl Binders für Erstaunen: Er sei kaum je bei Sitzungen gewesen und wenn, habe er dort „mit seinem Geld gewachelt“.
Außerdem habe sich Klubobmann Hans Tschürtz, der im kommenden Jahr in der Stadt Mattersburg Bürgermeister werden möchte, früher skeptisch über Binder geäußert. Binder selbst sieht im KURIER-Gespräch seine Aufgabe im Bezirk Mattersburg als Stabilisator der FPÖ in schwieriger Zeit. Er sei schon lange bei der Partei und stelle sich nun eben für eine gewisse Zeit zur Verfügung, er zahle quasi in die FPÖ ein, sagt er lachend. Als Unternehmer wisse er zu organisieren und es gelte, bis zur Kommunalwahl im kommenden Herbst Ortsgruppen aufzubauen.
Überhaupt vergleicht Binder Politik gern mit der Wirtschaft, da wie dort gehe es „um Gewinn“. Einmal in Form von Wählerstimmen, das andere Mal in Geldwert. Apropos: Menschen, die Binder näher kennen, halten den redegewandten und im Gespräch einnehmenden Unternehmer für einen Multimillionär. Binder sagt dazu, er habe „erfolgreiche Beteiligungen in Kroatien und Österreich“, am Hungertuch nage er also nicht gerade.
Wie lange er in der Bezirkspolitik bleibe oder gar darüber hinaus gehe, wisse er noch nicht. Jetzt gelte es, die Kommunalwahlen in rund einem Jahr gut zu schlagen. Erst müsse man Erfolge haben, bevor man weiter plane.
Der Sauerbrunner Listen-Bürgermeister Gerhard Hutter, selbst Unternehmer, kommt mit Binder „sehr gut aus“. Bei der Diskussion kommunaler Projekte müsse man ihn aber manchmal einbremsen. Hutter: „Eine Gemeinde muss sich nach der Decke strecken“.
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