Drogenlabor im Weinkeller: Polizei sucht untergetauchten Drahtzieher

Kanister voller Chemikalien, giftig, leicht brennbar und auch hochexplosiv: Es war eine brandgefährliche Mischung, auf die Ermittler in einem aufgelassenen Weinkeller in Walterskirchen im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich im Frühjahr 2021 gestoßen sind.
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Ein damals 29-jähriger Chemiker aus Wien, sein fünf Jahre älterer Bruder und ein 30-jähriger Student „aus gutem Hause“ hatten eines der größten Drogenlabore in Österreichs Kriminalgeschichte hochgezogen. Monatelang wurden verschiedene Experimente und Versuche durchgeführt, bis man mit einer eigenen Formel Mephedron im Selbstlaborat mit einem Reinheitsgehalt von 99,3 Prozent herstellen konnte.
Labortests bescheinigten dem Trio die hohe Wirksamkeit des Suchtmittels. In Aluminium-Getränkedosen getarnt, wurde das stark psychoaktive Rauschmittel aus dem Labor im Weinviertel an Abnehmer bis nach Neuseeland geschickt. Der Straßenverkaufswert des Suchtgiftes betrug knapp vier Millionen Euro.

Im Ausland vermutet
Während Ermittler des NÖ Landeskriminalamtes (LKA) zwei Tatverdächtige festnehmen konnte, gelang es dem Chemiker und Kopf der Bande unbemerkt unterzutauchen. Zweieinhalb Jahre später lässt das LKA nichts unversucht, Nicolas R. vielleicht doch noch aufzuspüren.
Mit einem neuen Fahndungsaufruf und einer Medienkampagne in Zeitungen und Fernsehen, zuletzt in der Sendung "Fahndung Österreich" in Servus TV, wird ein neuer Anlauf unternommen, den Flüchtigen doch noch zur Strecke zu bringen. „Wir vermuten, dass sich der Haupttäter im Ausland befindet. Denn es wäre für ihn sehr schwer, sich so lange in Österreich zu verstecken“, sagt Brigadier Stefan Pfandler, Leiter des Landeskriminalamtes NÖ.
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Wo ist Nicolas R. ? Die Fahnder vermuten ihn im Ausland
Außerdem gehen die Fahnder im LKA davon aus, dass es Menschen gibt, die ihn auf seiner Flucht unterstützen. „Sei es, um Dokumente zu besorgen, oder auch finanzieller Natur“, sagt Pfandler im Gespräch mit dem KURIER.
Aufmerksame Nachbarn
Dass das Trio in dem Weinkeller überhaupt entlarvt wurde, ist aufmerksamen Nachbarn zu verdanken. Sie vermuteten, dass sich junge Leute zu „Kiffer-Partys“ treffen. Als die Polizei nachsah, brodelte und kochte es im unterirdischen Labor. Die beiden Mittäter wurden zu Haftstrafen von zwei Jahren bzw. 18 Monaten verurteilt.
Der flüchtige Nicolas R. ist 184 cm groß und hat brünette Haare. Sachdienliche Hinweise an das Landeskriminalamt NÖ unter: 059 133 30 3333.
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