Die Festspielstadt Bregenz bekommt ein Facelift

Der Bahnhof und die einzige Durchzugsstraße von Bregenz trennen das Stadtzentrum vom Bodensee ab. Nun kommt hier einiges in Bewegung
Bregenz liegt am Bodensee. Und irgendwie auch nicht. Denn wer vom Zentrum der Vorarlberger Landeshauptstadt ans Wasser will, muss zunächst Bahngleise und die viel befahrene Landesstraße über- oder unterqueren. Und wer mit dem Auto durch Bregenz will, kommt hier entlang.
Bis zu 28.000 Fahrzeuge pro Tag werden an diesem Abschnitt gezählt. „Ein vergleichbares Nadelöhr gibt es relativ selten“, sagt der frisch wiedergewählte SPÖ-Bürgermeister Michael Ritsch. Denn in der zwischen dem Hausberg Pfänder und dem See gelegen Stadt gebe es eben nur diese eine Straße für den Durchzugsverkehr.
Vier Tore in die Stadt
Diese Enge hat aus der Sicht des Bürgermeisters aber auch einen Vorteil. Nach der Wahl hat er sich mit der ÖVP in einem Arbeitsprogramm darauf geeinigt, die Einführung einer Citymaut zu prüfen. Die zu kontrollieren, wäre relativ einfach, „da wir nur vier Stadtein- und -ausfahrten haben.“

Im März wurde Michael Ritsch (SPÖ) - hier mit Ehefrau Yvonne - im ersten Wahldurchgang als Bürgermeister bestätigt.
Dass Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) nun, wie berichtet, die Einführung von kameraüberwachten Zu- und Einfahrtskontrollen zu Innenstädten ermöglichen möchte, freut Ritsch: „Bis jetzt hatten wir die rechtliche Grundlage nicht.“
Der Individualverkehr in der Landeshauptstadt ist in den vergangenen Jahren zwar zurückgegangen, viele Vorarlberger sind auf Rad und Öffis umgestiegen. Aber Bregenz wird weiterhin von Autos, die zwischen der Schweiz und Deutschland durch Bregenz kommen, überrollt und zugestaut. Das soll die Citymaut ändern.
„Wir brauchen nur ein intelligentes System, um den Verkehr auf die höherrangigen Straßen zu lenken, die wir um teures Geld gebaut haben“, so Ritsch. Er meint damit die mautfreie Umfahrung von Bregenz auf der Autobahn, die vierspurig durch den Pfänder führt. Und trotzdem von zu vielen links liegen gelassen wird.
Wer bleibt, ist willkommen
Diese Autofahrer sollen mit der Citymaut, für die es auch das Land braucht, abgeschreckt werden. „Der Treibstoff für eine Stadt sind nicht die Autos, die durchfahren, sondern die Menschen die in Bregenz shoppen oder essen gehen“, sagt Ritsch.

Der Bahnhof von Bregenz soll abgerissen und neu gebaut werden
Eine Aufwertung für die Festspielstadt soll aber auch ein anderes Verkehrsprojekt bringen, dass das Gesicht von Bregenz nachhaltig verändern wird.
Eine marode Lachnummer
Das wird noch vom hässlichsten Bahnhof Österreichs geprägt. Der kürzeste Weg vom Zentrum zum Festspielgelände führt durch dieses marode Bauwerk mit seinen lecken Dächern. Blaue Putzkübel fangen das Wasser auf. Fotos davon haben den Bahnhof in den sozialen Medien längst zur Lachnummer gemacht.
Nun steht nach jahrelangen Debatten ein Neubau vor der Tür, für den der Bürgermeister „den ÖBB ein Kunstprojekt mit diesen blauen Kübeln“ vorschlagen möchte, wie er scherzhaft meint. Tatsächlich ist Ritsch aber froh, dass nun Besserung in Aussicht ist. Das Projekt wird zudem das ganze Areal Bregenz Mitte prägen.

Am Bahnhof haben die ÖBB eben erst mit den Arbeiten zur Errichtung eines Ersatzgebäudes begonnen. Ziel ist, dass es zum Start der Festspiele im Sommer in Betrieb geht. Ritsch rechnet damit, dass der Bahnhof rund um den Jahreswechsel abgerissen wird. „Wir werden dann aber eine Weile eine Baustelle haben.“
Landesstraße verlegen
Die Pläne sehen vor, dass die Landesstraße künftig nicht mehr um den Bahnhof herum, sondern entlang der Gleise geführt wird. Das soll den Vorplatz aufwerten. An den schließt ein riesiger Parkplatz an, den die privaten Eigentümer überbauen wollen.
Außerdem soll unter dem Bahnhof eine großzügige Passage entstehen, die den Festspielbezirk erschließt. Allein dafür rechnet Ritsch mit einer Bauzeit von drei Jahren. „Ich würde gerne vor meiner Pensionierung alles eröffnen. Ich hätte also gerne, dass das spätestens in acht Jahren alles fertig ist“, so der Stadtchef.

Ein Ausweichgebäude (rechts, Visualisierung) wird gerade gebaut. Das alte Bahnhofsgebäude wird abgerissen
Mit der Fertigstellung eines anderen ÖBB-Projekts rechnet er erst in etwa 25 Jahren, die Weichen dafür werden aber in den kommenden Jahren gestellt. Die ÖBB wollen zwischen Wolfurt und Lindau ein Zusatzgleis für den Güterverkehr errichten.
17 Bürgermeister der Region und der Landtag haben klar gemacht: Das geht für sie nur unterirdisch, was entsprechend teuer wäre. „Am Ende entscheiden der Finanz- und der Verkehrsminister, was gemacht wird“, sagt Ritsch. Das nunmehr beide Parteikollegen von ihm sind, „macht es natürlich einfacher“, glaubt der Stadtchef von Bregenz.
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