Eine Pannenfahrt mit der Bahn von Frankfurt nach Wien-Meidling

Die Bilder von der Evakuierung Hunderter Fahrgäste aus einem Bahntunnel zwischen Wien Meidling und Hadersdorf sind noch präsent. Stundenlang steckten die Fahrgäste in einem ICE ohne Strom, Klimaanlage und Klo fest, ehe sie herausgeholt werden konnten.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist es beinahe zu einer Wiederholung des Vorfalls gekommen, wieder in einem ICE, diesmal Richtung Wien.
Denn der ICE 229, der aus Frankfurt kommend schon einmal vor Schärding neu aufgesetzt werden musste, stoppte kurz vor Meidling erneut. Der Schaffner meldete sich per Lautsprecher launig zu Wort.
Doppeltes Déjà-vu im ICE nach Wien
"Wir haben ein Déjà-vu, der Zug muss nochmals resettet werden. Aber die gute Nachricht: Wir sind schon aus dem Tunnel heraußen", nahm er Bezug auf die dramatische Evakuierung vor wenigen Tagen.

Der Slogan "Deutschlands schnellster Klimaschützer" trifft immer öfter so nicht zu.
Diesmal hatten die Fahrgäste mehr Glück, der ICE rollte nach erneuter Stromabschaltung im Schritttempo in Wien-Meidling ein. Da war es kurz nach ein Uhr - mit 124 Minuten Verspätung im Gepäck.
Pleiten, Pech und Pannen: Eine Fahrt mit der Deutschen Bahn
Das waren aber nur Ende und Höhepunkt der Fahrt von Hannah (19) und Klara (16) zu ihrer Cousine in Frankfurt.
Diese Reise sollte in vieler Hinsicht für die beiden Mädchen sowie Hunderte andere Zugfahrgästen ein eindrückliches Lagebild des Zustands der Deutschen Bahn bieten.
Dabei hatte alles am Montag noch gut begonnen. Pünktlich ging es von Wiener Neustadt nach Wien, auch der ICE 22 Richtung Frankfurt startete pünktlich um 15.13 Uhr.

Abfahrt in Wiener Neustadt, alles ist gut.
Die Hoffnung der Sitznachbarin im Zug nach Wien, dass es trotz der bekannten Probleme mit der Deutschen Bahn eine "fröhliche Zugfahrt" werde, sollte sich nicht erfüllen.
Erstes Dilemma: Die Sitzplätze passen nicht
Das erste Dilemma: Die von Hannah und Klara gebuchten Sitzplätze gegenüber an einem Tisch entpuppten sich im bereitgestellten Zug als zwei Plätze hintereinander. Andere leidgeprüfte Mitreisende tauschten die Plätze, somit war das erste Problem gelöst.
Gleich nach dem Grenzübertritt in Passau ging es dann aber los. 20 Minuten Wartezeit wegen der Grenzkontrollen waren noch verschmerzbar.
WC-Anlagen funktionieren nicht
Vor Regensburg dann die Durchsage des Schaffners: "Es stehen nur noch drei WC-Anlagen in dem Zugteil zur Verfügung."
Fünf Minuten später waren es nur noch zwei, der Schaffner appellierte: "Bitte verstopfen sie nicht mutwillig unsere WCs."
Ganzer Zugteil wird geräumt
Dann die Hiobsbotschaft: "Dieser Zugteil wird wegen nicht funktionierender WCs geräumt," Sprich: Aus mehreren Waggons stürmen die Fahrgäste auf den Bahnsteig und versuchen, in einem der beiden anderen Zugteile einen Platz zu ergattern.
Hannah und Klara schaffen es gerade noch rein, die reservierten Sitzplätze sind weg.

Vorerst gab es nur mehr Sitzplätze am Boden.
Sie verbringen die nächste Zeit am Boden, ehe in Nürnberg viele Fahrgäste entnervt den Zug verlassen und die Mädchen können bis Hanau sitzen, wo sie den Zug frühzeitig verlassen.
Verspätung schon bei der Abfahrt
Nach einigen schönen Tagen bei der Cousine und deren einjährigem Sohn ging es am Donnerstag retour. Schon in Frankfurt hatte der ICE 229 bei der Abfahrt 20 Minuten Verspätung, gegen 17 Uhr fuhr er schließlich los.
Bei den 20 Minuten sollte es nicht bleiben. Zwischen Würzburg und Nürnberg musste der Zug wegen Schäden am Gleis umgeleitet werden. Das Fazit: 75 Minuten Verspätung.
Um 21 Uhr hatte der Zug bereits 100 Minuten aufgerissen. Dann das nächste Dilemma: Der Zug blieb mit technischen Problemen auf offener Strecke kurz vor Schärding in Oberösterreich stehen.
Strom, Klimaanlage und WC fallen aus
Der Lokführer musste einen Reset durchführen, in der Zeit fielen Strom, Klimaanlage und Toiletten aus. Die Garnitur konnte wieder flott gemacht werden - Wien-Meidling war zu dem Zeitpunkt mit 110 Minuten Verspätung angekündigt.
Dort kam es dann - siehe oben - zum erneuten Stopp samt Neustart des Zuges, der glimpflicher endete als jene vor wenigen Tagen.
Als der Zug dann letztlich in Wien-Meidling eintraf, hatte er 124 Minuten Verspätung im Gepäck.
Um diese Zeit gibt es noch eine Verbindung nach Wiener Neustadt - ab Meidling, Abfahrt 1.20 Uhr. Ankunft in Wiener Neustadt: 3.09 Uhr. Wenn nichts dazwischen kommt.
Hannah und Klara wurden aus Wien mit dem Auto abgeholt, ein ebenfalls in diesem Zug gestrandeter Exil-Frankfurter aus Wiener Neustadt hatte sich unterdessen - wie viele andere - in Wien ein Ersatzquartier gesucht.
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