Detlef oder Doris: Die Paten der Wetterlagen

Tief namens „Detlef“ setzte Venedig unter Wasser.
Warum und wie man den Namen eines Tief- oder Hochdruckgebiets erstehen kann.

Es ist eine Geschichte über Geldnot und auch eine über Feminismus. Seit dem Jahr 2002 kann sich jeder eine Wetterlage „kaufen“. Möglich ist das beim Institut für Meteorologie in der deutschen Hauptstadt Berlin.

Die Idee, die Namensvergabe zu Geld zu machen, entstand aus einem Problem heraus: Aus finanziellen Gründen sollte die Wetterbeobachtungsstation nicht mehr 24 Stunden am Tag besetzt werden. Meteorologiestudenten wollten das verhindern und übernahmen die Aufgaben. Mit dem Verkauf der Wetterpatenschaften wird ihre Arbeit am Institut unterstützt.

Wer seinen Namen gerne im Wetterbericht hören möchte, muss bis zu 299 Euro investieren – so viel kostet Hochdruckgebiet. Billiger wird es, wenn man sich für ein Tief interessiert. Diese sind schon für 199 Euro zu haben. Der Preisunterschied ist darin begründet, dass Hochs eine wesentlich längere Lebensdauer haben und deshalb längere Zeit auf den Wetterkarten verbleiben. Pro Jahr werden rund 60 Hochs und 150 Tiefs getauft.

Zugelassen werden nur standesamtlich anerkannte Namen. Firmen- oder Doppelnamen sind nicht erlaubt. Außerdem muss immer auf das Geschlecht geachtet werden. In „geraden“ Jahren tragen Hochdruckgebiete männliche und Tiefdruckgebiete weibliche Namen. In ungeraden ist es umgekehrt.

Als die Tiefs noch von den Meteorologen des Berliner Instituts selbst vergeben wurden, waren allen Tiefdruckgebiete weiblich, was Mitte der 1990er-Jahre Kritik von Feministinnen auslöste. 1998 wurde das Prozedere schließlich geändert.

X ist noch zu haben

Die Vergabe für die Namen im kommenden Jahr hat schon Ende September begonnen. 2020 sind die Tiefs wieder weiblich und das erste wird Amrei heißen, gefolgt von Bianca und Clara. Zu kaufen wären noch die Buchstaben O, Q und X. Auch bei den Hochdruckgebieten wäre das X noch zu haben. Wenn sich also beispielsweise eine Xenia oder ein Xaver findet, könnten sie noch zuschlagen.

2018 gab es so viele Tiefs, dass fünf Durchläufe an Namen herhielten. Bei den Hochs waren es im Vorjahr drei. Hat man nun ein Hoch oder Tief gekauft, besteht die Möglichkeit, dass die Wetterlage nicht eintritt. Daher wurde die sogenannte „Risikopatenschaft“ eingeführt. Entsteht das Druckgebiet nicht, bekommt man sein Geld zurück.

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