Wie der Denkmalschutz dereguliert und zum Investitions-Turbo werden soll

Winterliches Hallstatt mit schneebedeckten Bergen und Häusern am See.
Denkmalamt-Präsident Christoph Bazil will die Förderbürokratie abschaffen, Investitionen in den Denkmalschutz steuerlich absetzbar machen und damit ein millionenschweres Konjunkturpaket zünden.

Während die Bundesregierung über neue Steuermodelle (Grundsteuererhöhung?) brütet und Deregulierungsmaßnahmen ankündigt, kommt vom Präsidenten des Bundesdenkmalamts (BDA) ein Vorstoß, der beides vereint: Das bisherige Fördersystem für private Denkmalschutz-Investitionen soll völlig entbürokratisiert werden – stattdessen sollten diese einfach steuerlich absetzbar werden, fordert BDA-Chef Christoph Bazil. Dies wäre eine Win-win-Situation, weil durch diesen „Motor“ ein Konjunkturpaket in dreistelliger Millionenhöhe gestartet werden könnte.

„Es soll einfacher und attraktiver werden, das kulturelle Erbe für die nächste Generation zu erhalten. Das wäre daher eine tolle Maßnahme, die allen zugutekäme“, sagt Bazil im Gespräch mit dem KURIER. Er verweist auch auf das aktuelle Regierungsprogramm, wo genau dieses Modell „geprüft“ werden solle. Konkret würde man alle Ausgaben „gemäß dem Denkmalschutzgesetz“ künftig als Sonderausgabentatbestand beim Jahresausgleich absetzen können – und zwar „gleichmäßig auf zehn Jahre“ verteilt, wie es in einem dem KURIER vorliegenden Entwurf heißt.

Derzeit müssen Privatpersonen um Förderungen ansuchen und bekommen rund 20 Prozent der Investitionen via BDA-Zuwendungen ersetzt. Nicht selten komme es aber etwa vor, dass statt zwölf bewilligter Fenster dann nur sechs restauriert werden – was einen Neuantrag auslöse. „Es würde daher eine ganze Menge an Verwaltungsaufwand und Bürokratie ersparen – nicht nur bei uns, sondern auch bei den Förderwerbern“, sagt Bazil.

Ausgabenseitig betrachtet wäre eine solche Änderung – übrigens nach deutschem Vorbild – ein Nullsummenspiel, denn im Vorjahr wurden rund 22,5 Millionen Euro vom Denkmalamt an Direktförderungen ausgeschüttet, die dann eben wegfielen.

Bei einer erwarteten Erhöhung der Sanierungsquote würde dieses Steuerzuckerl aber konjunkturbelebend wirken; laut Studien sei eine Wertschöpfung von bis zu 480 Millionen Euro und damit eine Verdreifachung zu erzielen, rechnet Bazil vor.

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Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamts

Ländlicher Raum profitiert

Wesentlich sei dabei aber, wo diese Konjunkturspritze stattfinde – nämlich großteils im ländlichen Raum, weil dort die meisten Denkmäler stehen. „Wenn es schön hergerichtete, historische Objekte gibt, bleiben die Leute eher dort wohnen. Und das trägt auch dazu bei, der Versiegelung entgegenzuwirken“, sagt Bazil. Und nicht zuletzt würden eher „kleine und mittelständische Fachfirmen für lokale Handwerkskunst“ profitieren, die mit ihren „hoch qualifizierten Fachkräften“ unverzichtbar seien. Letztlich gehe es dabei schon rein optisch um die „gesamtgesellschaftliche Lebensqualität“: „Die allermeisten Objekte stehen in der Öffentlichkeit und machen einen Ort attraktiv“, sagt Bazil. Nachsatz: „In der Denkmalpflege geht es ja nicht darum, wie man vor 200 Jahren in einem Haus gelebt hat, sondern darum, wie man heute in einem 200 Jahre alten Haus lebt.“

Was sagt das Finanzministerium zu diesen Wünschen und dem Stand der „Prüfung“? Letztere erfolge „im Laufe der Regierungsperiode“. „Aktuell stehen derartige Maßnahmen unter einem starken Budgetvorbehalt“, heißt es knapp.

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