Covidbuster: Gegen das Coronavirus anspielen

Covidbuster: Gegen das Coronavirus anspielen
Der niederösterreichische Spieleerfinder Robert Fritz hat sich mit „Covidbuster“ der Pandemie angenommen – und ein hochstrategisches, kooperatives Spiel entwickelt, bei dem man so einiges lernen kann.

Wer die Wohnung von Robert Fritz betritt, dem eröffnet sich eine eigene, faszinierende Welt. Spiele stapeln sich bis unter die Decke. An den Wänden hängen Spielbretter wie Kunstwerke, überall sind seine Requisiten aus der Filmgeschichte zu bestaunen. Große 3D-Puzzles wechseln sich mit Miniaturfiguren ab. Klingt nach einem Bubentraum. Ist es auch.

Robert Fritz ist ein Aficionado. Doch er spielt und sammelt nicht nur, er entwickelt auch selbst Drehbücher (deren Szenen er mit den Miniaturfiguren nachstellt) und – natürlich – Spiele. Für seine kreativen Schöpfungen hat er sein eigenes Spielelabel „Tablewood Studios“ gegründet.

Covidbuster: Gegen das Coronavirus anspielen

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Spielen ist bei Fritz eine durchaus ernste Angelegenheit. Das zeigt sich beim Blick auf den Esstisch, auf dem der 51-Jährige seine jüngste Schöpfung spielbereit gemacht hat.

Fritz hat sich der Corona-Krise angenommen – und ein zugleich hochkomplexes und doch leicht verständliches Planspiel namens Covidbuster entwickelt, das alle Stückerl spielt.

Das erste Jahr

Die Ausgangslage ist rasch erklärt. (Wohl auch deshalb, weil sie so real ist.) Das Spiel setzt am Beginn der Pandemie an: In einzelnen Bundesländern treten erste Verdachtsfälle und Cluster auf (vom Apres-Ski- bis zum Opern-Cluster).

Über Ereignis- und Pandemiekarten entwickelt sich die Lage weiter. Das Virus springt auf andere Bundesländer über, aber auch das benachbarte Ausland spielt eine Rolle.

Die Spieler haben in zwölf Runden (die ein Jahr abbilden) die Aufgabe, die Krise möglichst gut zu managen. Vier Akteure stehen zur Verfügung – Gesundheitsbehörden, Rettungsorganisationen, Polizei und Bundesheer – , jeder mit eigenen Spezialfähigkeiten (vom Lockdown bis zur Mobilmachung der Miliz).

Gespielt wird kooperativ – und dennoch ist natürlich jeder Akteur daran interessiert, sich selbst im besten Licht erscheinen zu lassen.

Covidbuster: Gegen das Coronavirus anspielen

Beeindruckend, wie (historisch) detailgetreu die Entwicklungen abgebildet sind und wie hochsensibel die Spielmechanik ist: Jede Entscheidung hat große Auswirkungen. Und natürlich sind die Mittel knapp: Es mangelt an Desinfektionsmittel, Masken, Intensivbetten.

Man kann sich nicht um alle Virusherde gleichzeitig kümmern. Lieferketten müssen sichergestellt, Güter an die richtigen Orte verschoben werden. Parallel wird am Impfstoff geforscht.

Anleihen bei Klassikern

Bei den Regeln hat sich Fritz Inspiration bei zwei Klassikern geholt: bei der Spieleserie Pandemie und beim Expertenspiel Aftershock: A Humanitarian Crisis Game, in dem die Folgen einer Naturkatastrophe bewältigt werden müssen.

Dass alles so realistisch ist, liegt nicht nur daran, dass Fritz inhaltlich ein Profi ist. (Der frühere Offizier arbeitet nach mehreren Auslandseinsätzen als ziviler Referent im Militärstrategischen Lagezentrum des Verteidigungsministeriums.) Sondern daran, dass er das Spiel als Ausbildungsmittel für und mit der Theresianischen Militärakademie konzipiert hat. Auch Private und ausländische Militärakademien zeigen Interesse.

Sein Spiel sieht Fritz „als Werkzeug, um in sozialer Interaktion ein Bewusstsein für reale komplexe Probleme zu schaffen.“ Spielerisch entdecke man „die verborgenen Zusammenhänge, die es beim Krisenmanagement gibt“. Wohin werden kritische Bedarfsgüter verschoben? Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Pressekonferenz? Wie verschärfen Ereignisse wie der Terroranschlag unerwartet die Lage?

Ein bisschen kann das Spiel letztlich auch zur persönlichen Krisenbewältigung beitragen, hofft Fritz: „Vielleicht kann man so besser verstehen, was man da real erlebt hat.“

Wermutstropfen: Bisher ist Covidbuster nur in einer Kleinstauflage erschienen. Ob er sich vorstellen kann, das Spiel auch in den Handel zu bringen? Fritz’ Augen funkeln. Womit wir wieder beim Bubentraum wären.

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