"Testen, testen, testen"? Wenn man das auch mal würde

Eine medizinische Fachkraft mit Schutzkleidung hält ein Teströhrchen und einen Tupfer.
Ein junger Leser* erzählt von seiner vergeblichen Hoffnung auf ein Corona-Ergebnis. Die Worte seiner Tester werde er nicht vergessen.

Ich bin 17 Jahre alt und aus Tirol. Ich bin nicht Teil der Risikogruppe von Covid-19, aber ich wohne in einem Risikogebiet. Vor vier Wochen hat bei mir eine unglaublich nervige Erkältung angefangen. Ich hatte Fieber, Husten und die gesamte letzte Woche war ich sehr krank.

Da meine Mutter noch arbeitet – dazu noch in einem medizinischen Bereich – habe ich am Dienstag, den 17. März 2020, unter der Nummer 1450 angerufen, weil man das ja so machen soll, wenn man den Verdacht hat, Corona zu haben. Der doch recht freundliche Herr tippt munter auf seiner Tastatur, klickt hin und wieder auf seiner Maus und fragt mich Fragen wie "Könnten Sie mir bitte Ihre Symptome schildern?" und "Waren Sie in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet bzw. hatten Sie Kontakt zu einem positiv getesteten Fall?"

Ja, ich war in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet, ich lebe in Tirol! Das zählt hier wohl aber nicht.

Nachdem ich die letzten zwei Fragen also jeweils mit "Nein" beantwortet habe – ich war ja auch nur in der Schule, im gerappelt vollen Bus und beim Auskehren der Imster Fasnacht, also nie wirklich unter Leuten – teilt mir der Telefonist mein erwartetes Ergebnis mit: "Ihre Symptome deuten nicht auf Corona hin und Sie waren nicht in einem Risikogebiet!" Aha! Husten und Fieber sind also gar keine Coronasymptome!

Ein neuer Anlauf

Ich lasse nicht locker. Am Tag darauf wird unsere Schule von den Behörden geschlossen, da eine Lehrkraft positiv getestet wurde, ich rufe erneut an, gebe dieselben Symptome an wie tags zuvor und beantworte die Frage, ob ich Kontakt mit einer positiv getesteten Person gehabt habe, mit Ja.

Siehe da, plötzlich entspricht die Symptomatik genau dem Bild von Corona, und ich muss wohl getestet werden. Die Dame teilt mir mit, ich würde in Kürze einen SMS-Code erhalten, mit dem ich den Testbereich in Zams betreten dürfe.

Ich warte also. Und ich warte. Ich rufe nach einer Stunde bei der Infohotline an, diese teilt mir mit, dass das dauern kann. Ich warte weiter. 24 Stunden dieses Mal. Nach 24 Stunden rufe ich erneut bei der 1450 an und erhalte in wenigen Sekunden meinen Code. Man hat es vergessen, es ist fehlgeschlagen oder was auch immer. Jedenfalls wurde ich 24 Stunden, nachdem ich hätte getestet werden können, erst wirklich getestet.

Am 19. März um zirka 14.50 Uhr war es soweit. Ich fahre in den menschenleeren Testbereich; die Ärzte und das Sicherheitspersonal, versammelt um eine Bank, können es wohl kaum fassen, dass eine Person sich ihrem Testbereich nähert. Ich bin froh über jeden Mediziner und jede Medizinerin, jeden Verkäufer und jede Verkäuferin usw. Aber soll das dieser unglaubliche Andrang an Tests sein, von dem jeder redet?

Das Versprechen

Nach fünf Minuten verlasse ich den Testbereich mit meinem Auto wieder. Die Worte, die mir abschließend mit auf den Weg gegeben wurden, vergesse ich jedoch sicherlich nicht. "Bis der Test ausgewertet ist, dauert es zirka drei bis vier Tage. Du wirst in jedem Fall telefonisch kontaktiert."

Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit den Telefonisten der Hotlines habe ich es bereits kommen sehen. Ich muss mich quer durch verschiedene Ämter telefonieren, um wirklich an mein Ergebnis zu kommen, weil irgendetwas schiefgehen wird. Es vergehen vier Tage. Es ist Montag, der 23. März um 15 Uhr. Mein Handy ist bisher stumm geblieben. Die Wartezeit von drei bis vier Tagen ist ohnehin schon eine Frechheit - ich rufe also beim Gesundheitsamt an. Die etwas genervte und gestresste Dame dort verrät mir, dass das wohl momentan dauern könne. Sie haben gerade die Liste erhalten, wahrscheinlich bin ich dort dabei.

Ich schreibe diesen Text am 26. März um 21 Uhr. Ich habe nach einer Woche und sechs Stunden noch immer kein Ergebnis meines Tests. Ich habe heute Morgen erneut beim Gesundheitsamt angerufen. Anscheinend würden noch ein paar Leute vom 19. März fehlen, sie hätten dazu noch nichts bekommen. Sie wissen das und wollen wohl heute selbst im Labor in Innsbruck anrufen, um die Ergebnisse zu bekommen. Ich sollte bis spätestens Freitagabend eine Rückmeldung bekommen.

Ich warte noch

Ich warte. Seit einer Woche warte ich - eventuell umsonst, weil ich ja negativ sein könnte. Ich nenne es einen Schildbürgerstreich. Es wird überall gepredigt, dass man sich unbedingt testen lassen soll. Und wenn man das tut? Dann bekommt man eh keine Rückmeldung.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien viel Gesundheit, Kraft und Energie in diesen chaotischen Zeiten.

*Der Autor hat um Anonymität gebeten, sein Name ist der Redaktion bekannt.

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