Coronavirus: Steirisches Heim wegen Todesfällen angezeigt
"Alle haben still sein müssen und nicht drüber reden dürfen", beschreibt eine Bewohnerin eines steirischen Heimes, in dem bereits rund 40 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. "Aber die Mitarbeiter sind noch wochenlang ohne Schutzausrüstung unterwegs gewesen", schildert die Steirerin. "Die war weggesperrt."
Verbreitung nicht verhindert
Seit Beginn der Corona-Krise sollen dort sechs Covid-19-positive Menschen gestorben sein - das bringt nach einer Anzeige nun die Strafbehörden auf den Plan. Diese Todesfälle hätten nämlich möglicherweise verhindert werden können, wie es in einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Graz heißt: "Es ergibt sich, dass die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung beziehungsweise zur Verhinderung der Verbreitung von Covid-19 nicht eingehalten wurden."
Eingebracht wurde die Anzeige von der Grazer Rechtsanwältin Karin Prutsch, die am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der "Kronen Zeitung" bestätigt.
Keine Schutzausrüstung bis April
Gegenüber dem KURIER führt die Anwältin weitere Details aus, die auch die Verwaltungsbehörden alarmieren müssten: Zwar wurde das Besuchsverbot von Angehörigen im Heim ab 16. März eingehalten - doch die Pflegekräfte seien bis bis 4. April "weder mit Schutzmasken, Handschuhen noch sonstiger Schutzkleidung ausgestattet" gewesen, wie Prutsch in ihrer Sachverhaltsdarstellung formuliert.
Rechtlich komme laut Anzeige § 178 des Strafgesetzbuches zu tragen. Er umfasst "Handlungen, die geeignet sind, die Gefahr der Verbreitung einer übertragbaren Krankheit unter Menschen herbeizuführen". Der Strafrahmen für dieses Delikt beträgt bis zu drei Jahre Haft.
Zimmerkollegin Covid-19-positiv
Die Steirerin, in deren Auftrag Prutsch die Anzeige einbrachte, lebt seit zwei Jahren in dem Heim. Ihre Tochter habe sie zu Beginn der Corona-Krise heim holen wollen, aber "ich wollte meine Zimmerkollegin nicht allein lassen", schildert die Pensionistin im KURIER-Gespräch. "Sie braucht Hilfe, beim Essen, beim Waschen."
Diese alte Dame wurde am Dienstag gestet - sie ist Covid-19-positiv.
Heim wehrt sich
Seitens des Heimbetreibers hieß es am Donnerstag in einer Stellungnahme, man sei "zutiefst betroffen" von den Todesfällen, allerdings hätten alle Betroffenen Vorerkrankungen gehabt und seien teilweise schon hochbetagt gewesen. Das habe zu "schicksalshaften Verläufen" geführt.
"Aus den Medien haben wir entnommen, dass eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht wurde, die uns leider nicht vorliegt", heißt es weiters. "Die kolportierten Anschuldigungen weisen wir entschieden zurück. Alle Vorschriften und Empfehlungen werden eingehalten und umgesetzt."
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