Gemeinsam mit einem Freund baute er einen Transporter zur mobilen Werkstatt um. Die Nähmaschine lässt sich versenken, der Zuschneidetisch mit Extra-Platten vergrößern. Einen alten, am Flohmarkt erstandenen Leibstuhl funktionierte er zur Sitzgelegenheit um. Auch ein Stoffsortiment, von Samt bis Seide, hat er dabei. Solarzellen am Dach liefern Strom für unterwegs.
Im Jänner machte sich Vinzenz etwas später als ursprünglich geplant auf den Weg, erreichte zuerst einmal die Lagunen von Venedig. „Ich wollte mein schönes Zuhause noch voll auskosten“, gibt sich der Freigeist auch heimatverbunden. Es galt, „auf allen Ebenen loszulassen“. Leben will er unterwegs von Schneider-Aufträgen, auch Musik will er machen, offenbleiben für Neues. „Mal schauen, was sich so ergibt.“
Familie führt Traditionsbetrieb im Flachgau
Der Weltenbummler stammt aus einer Flachgauer Schneiderdynastie: Seit 1741 wird im elterlichen Traditionsbetrieb in Schleedorf bereits genäht. Vor allem edle Trachten entstehen hier. Sein Vater führt das Unternehmen in neunter Generationen. Und auch Vinzenz, jüngster Spross von fünf Kindern, erbte das Schneider-Gen. Als Kind habe ihn das tapfere Schneiderlein zutiefst fasziniert, erzählt er, der später beim Lehrabschluss brillierte.
Er spannt mit Nähmaschine und Garn einen breiten Bogen: Neben traditionellen Trachten designte er auch Kleiderkreationen wie Bühnenoutfits für seinen Bruder, der in London als Musiker erfolgreich ist, oder ein leuchtend rotes „Kleid der Flammen“ für den Austrian Haute Couture Award.
Er will verrückte Ideen gleich umsetzen
Was er unterwegs schneidern will? „Das wird sich ergeben. Das Gute ist, dass ich meine verrückten Ideen gleich umsetzen kann.“
Fernweh packte ihn schon einmal: Sieben Monate tourte er durch acht mittelamerikanische Länder, war damals fasziniert von den vielen Impressionen anderer Kulturen. Der Rucksack war ihm zu wenig: „Ich habe nach einer anderen Reise-Möglichkeit gesucht.“
Aufgeregt ist er nicht. Die Fragen des Alltags eines Reisenden wie „Wo werde ich schlafen? Wo gibt es Gemüse? Wo kann ich Müll entsorgen?“ werden ihn beschäftigen, meint Vinzenz. Freunde und Fans können auf seiner Homepage (vinzenzwimmer.com) virtuell mitreisen.
Ein Lebensstil, der eigentlich gar nicht so ungewöhnlich ist, wie Vinzenz Wimmer meint. „Denn das Leben ist ja so oder so eine Reise.“
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