Brucknerhaus: Prüfung auf Herz und Nieren durch zwei Kontrollbeamte

Brucknerhaus: Prüfung auf Herz und Nieren durch zwei Kontrollbeamte
Sowohl extern als auch intern sind die intensiven Prüfungen der Verträge des früheren Direktors angelaufen

Die Sinfonie, die mit dem Paukenschlag der Freistellung des künstlerischen Direktors Dietmar Kerschbaum als auch seines kaufmännischen Direktors Rainer Stadler begonnen hat, wird nun auf allen möglichen Klavieren gespielt.

Wie berichtet, wurde eine externe Wirtschaftsprüfungsagentur damit beauftragt, alle Compliance-Themen, die bisher als Vorwurf gegenüber Kerschbaum aufgetaucht sind, zu überprüfen. Zuvor wurde bereits ein von Kerschbaum abgeschlossener Vertrag mit einer Agentur (Opus 3) aufgelöst. 

Diese Agentur hat neben einer durchaus stattlichen Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im künstlerischen Bereich gegen ein stattliches Honorar für das Programm des Brucknerhauses gesorgt. Die Kündigung dieses Vertrages habe keinerlei negative Auswirkung auf das gebuchte Programm – dieses könne wie geplant präsentiert werden.

Auch das städtische Kontrollamt hat seine Tätigkeit bereits aufgenommen. Auch dieses wurde bereits von SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger mit einer Prüfung beauftragt.  Am Montag tagte erstmals seit Aufkommen der Brucknerhaus-Affäre der Kontrollausschuss unter seinem Vorsitzenden Georg Redlhammer (Neos). 

Kritik an mangelnder Transparenz bleibt

Dieser ortet in Sachen Aufklärung aller Vorwürfe „ein Spiel auf Zeit“, mit Luger als dessen Dirigent. „Diesen Raum für Spekulationen gibt es nur, weil Bürgermeister Luger nicht offen kommuniziert“, kritisiert Redlhammer. Vor allem, was den Vertrag von Kerschbaum betrifft. 

Da habe Luger zwar volle Transparenz zugesichert, aber dann wesentliche Teile, wie das Gehalt Kerschbaums, erst wieder bei der Einsichtnahme geschwärzt. Redlhammer: „Warum ist das Gehalt so ein Geheimnis?“

Am Montag stand der Leiter des Kontrollamtes jedenfalls Rede und Antwort über den Prüfungsauftrag des Bürgermeisters. Das Kontrollamt nimmt das Brucknerhaus jedenfalls auch über die bisher medial bekannten Vorwürfe hinaus genau unter die Lupe, zwei Bedienstete sind für diese Prüfung vollständig abgestellt – sie erhalten im Brucknerhaus laut dem neuen Geschäftsführer Rene Esterbauer weiterhin jede Unterstützung. 

Bericht bis Juli

Redlhammer geht davon aus, dass der Sonderbericht des Linzer Kontrollamtes noch vor Beginn der Sommerferien erstellt sein wird. „Dann können wir noch vor den Sommermonaten die entsprechenden Konsequenzen ziehen“, ist Redlhammer optimistisch. 

Wobei er über den Aspekt der Prüfung von Kerschbaum und Co. auch jene des Bürgermeisters erneut in seine Partitur schreibt: „Wie konnte der üppige Vertrag mit dem künstlerischen Leiter gerechtfertigt werden? Wie hat sich der Vertrag zur Vertragsverlängerung 2022 verändert? Wer kontrolliert den Bürgermeister?“

Prüfungsstrategie gefordert

Kritik am Bürgermeister kommt in dieser Frage auch von der ÖVP. Für ein zielführendes Arbeiten im Sinne einer raschen und lückenlosen Aufklärung brauche es im Vorfeld eine konkrete Prüfungsstrategie, diese vermisse man. Thomas Naderer, ÖVP-Mitglied im Prüfungsausschuss , fordert die Aufklärung der Hearing-Vorwürfe genauso wie jene zu den Neben- und In-sich-Geschäfte Kerschbaums. 

Aber die ÖVP will auch geklärt wissen, was genau zwischen Bekanntwerden der Whistleblower-Meldung im November bis zum Auffliegen im März gemacht wurde.

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