Mit einem neuen Vorschlag zur Nachnutzung des Hitlerhauses in Braunau ist der Verein die ,Österreichischen Freunde von Yad Vashem´ (Internationale Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, Anm.)an die Stadt Braunau herangetreten.
Der Verein schenkt Braunau die "in vielfacher Hinsicht beeindruckende und international anerkannte Ausstellung ,Die Gerechten - Courage ist eine Frage der Entscheidung´, wie es die Braunauer Initiative Diskurs Hitlerhaus formuliert.
Der Vorschlag wurde im Rahmen einer Pressekonferenz in Linz am Mittwoch präsentiert. Die Ausstellung wurde 2013 für Steyr erstellt und tourte bisher als Wanderausstellung durch Österreich.
Am 11. August war der Vorschlag erstmals dem Braunauer Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP) unterbreitet worden. Dieser habe sich zwar dafür interessiert, sich aber nicht positioniert, wie die Initiative Hitlerhaus am Mittwoch kritisierte: "Die Stadtpolitik zeigt in dieser Frage zu wenig Courage."
Vom Bürgermeister selbst war vorerst keine Stellungnahme zu erhalten, eine Teilnahme an der Pressekonferenz hatte er am Dienstag abgesagt, so die Initiative.
Heftige Kritik bekam auch das Innenministerium (BMI) von der Initiative ab. Denn anstatt mit ihr oder dem Verein, dem die Ausstellung gehört, Kontakt aufzunehmen, ließ das ÖVP-geführte Ministerium verlautbaren: Man wolle diese Wanderausstellung in Dienststellen des Innenministeriums im gesamten Bundesgebiet präsentieren.
"Ministerium will uns Wind aus den Segeln nehmen"
Das bestätigte ein Sprecher des Ministerium nach der Pressekonferenz: "Gedacht ist insbesondere an Polizeischulen, aber auch andere Baulichkeiten in Nutzung des Innenministeriums (Landespolizeidirektionen bzw. das Innenministerium selbst). Dadurch kann ein möglichst weiter Kreis an Polizistinnen und Polizisten erreicht werden, aber auch auf die Gerechten aus der Polizeiorganisation entsprechend eingegangen werden."
Die Ausstellung "Die Gerechten - Courage ist eine Frage der Entscheidung" wurde 2013 für das Arbeitermuseum Steyr entwickelt.
Seither tourt sie als Wanderausstellung durch Österreich.
Die Ausstellung hat 180.000 Euro gekostet und ist völlig abbezahlt. Der Verein stellt die Ausstellung der Stadt Braunau kostenfrei zur Verfügung.
Pro Ausstellungsort der Wanderausstellung sind rund 26.000 Euro für Transport, Adaptierungen, Reparaturen etc. angefallen.
300 bis 400 Quadratmeter Platz werden für die Ausstellung jedenfalls benötigt.
Die alternierende Präsentation beider Wanderausstellungen an verschiedenen Orten sei nach entsprechender Planung gut durchführbar, sagte der Sprecher. Man werde auf den Verein Freunde von Yad Vashem von Seiten des BMI aktiv zugehen, hieß es aus dem Ministerium, das auch festhielt: "Bisher wurde vom Verein Freunde von Yad Vashem kein Kontakt mit dem Innenministerium gesucht."
Für die Initiative und den Verein ist das lediglich "der Versuch, die gute Idee zu kapern, um uns den Wind aus den Segeln zu nehmen", kritisierten die Sprecher der Initiative das Vorgehen des Innenministeriums: "Dass das BMI damit reingrätscht, verstehen wir nicht."
Das sei schon einmal versucht worden, als ein "Schulungszentrum für Menschenrechte" plötzlich in den Planungen für die Neutralisierung des Hauses aufgetaucht sei: "Ein seltsames Vorgehen von gewählten Volksvertretern."
Bevölkerung gegen Polizeistation
So verweisen die Initiatoren auf eine österreichweite Umfrage, bei der eine überwältigende Mehrheit sich für eine Nutzung des Hauses im Zusammenhang mit Faschismus, Nationalsozialismus oder ähnlichen Themen ausgesprochen habe.
Nach den zunehmenden Turbulenzen rund um das Hitlerhaus und den steigenden Kosten (fünf statt 20 Millionen) sei der Zeitpunkt gekommen, nochmals über die Nutzung zu reden.
"Ein Drüberfahren"
Denn die ausschließliche Nutzung als Polizeiinspektion sei "ein Drüberfahren des Innenministeriums über die Menschen".
Deshalb unterbreitet die Initiative dem Innenministerium nun den Vorschlag: "Wenn das BMI die Ausstellung so gut findet, warum machen wir das nicht so, dass diese in das Hitlerhaus kommt, gemeinsam mit einer Polizeiwache im Erdgeschoß?"
Nochmals darüber reden, diese Forderung erhebt die Initiative Diskurs Hitlerhaus abschließend: "Stadt, Polizei, Innenministerium und wir. Der neue Vorschlag ist ein aufgelegter Elfmeter, der angenommen werden sollte."
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