Im Vergleich zu 2020 gibt es heuer also neue politische Vorzeichen. Die FPÖ ist seit den Wahlen am 24. November stimmenstärkste Fraktion im Landtag und Landeshauptmannpartei. Die ÖVP nahm dagegen erstmals seit 2015 wieder nur als Juniorpartner in der Landesregierung Platz und hat in den vergangenen fünf Jahren zwei Mal den Chef gewechselt: Schützenhöfer übergab im Juni 2022 an Christopher Drexler, der im Dezember 2024 nach verlorener Landtagswahl Manuela Khom Platz machte.
Die SPÖ sitzt das erste Mal seit 1945 überhaupt in Opposition und hat mit Max Lercher ebenfalls einen neuen Vorsitzenden. Auch wenn FPÖ-Landeshauptmann Mario Kunasek und seine Stellvertreterin, die geschäftsführende ÖVP-Obfrau Khom, sowie SPÖ-Landesparteichef Lercher nicht direkt selbst zur Wahl stehen – die Kommunalwahlen am 23. März werden automatisch auch als erster Gradmesser ihrer Politik gelesen.
Die faktische Ausgangslage
Die ÖVP hat gemessen an 2020 eine hohe Vorgabe. Mit 47,2 Prozent der Stimmen über das gesamte Bundesland gerechnet landete sie mit großem Abstand vor der SPÖ auf Platz 1 und legte gegenüber 2015 sogar noch um 4,5 Prozentpunkte zu. In 177 Gemeinden fuhr sie absolute Mehrheiten ein.
Die SPÖ freute sich damals ebenfalls über ein Plus, wenn auch ein sehr zartes: 0,3 Prozentpunkte mehr als 2015 und 31,9 Prozent insgesamt, in 66 Kommunen gab es absolute Mehrheiten. Maßgebend ist für die SPÖ aber das Abschneiden in den roten Hochburgen, den Städten: Bisher regiert die SPÖ in Knittelfeld, Deutschlandsberg, Leibnitz, Bruck an der Mur, Kapfenberg und Weiz absolut.
Die FPÖ indes wird versuchen, die Verluste aus dem Jahr 2020 mit dem für sie neuen Landeshauptmannbonus wettzumachen. Sie sackte damals auf 8,2 Prozent der Stimmen ab, nachdem 2015 ein blaues Rekordergebnis von 13,5 Prozent gebracht hatte. Das war aber auch dem Ärger der 2015 greifenden Gemeindefusionen geschuldet, der 2020 wiederum offenbar verflogen war – ebenso wie der Rückenwind aus dem Bund, Stichwort Ibiza-Affäre. Heuer stehen die Vorzeichen für die Blauen deutlich besser.
Warum nicht gleich viele Gemeinden wie 2020 wählen
Gewählt wird in 284 Kommunen, eine weniger als noch 2020. Mit Jahresbeginn wurden Fürstenfeld und Söchau (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) zusammengelegt.
Das war im Gegensatz zu vielen Fusionen aus 2015 keine vom Land betriebene Zusammenlegung. Das schwer verschuldete Söchau wollte zur Stadt Fürstenfeld, die damit die 10.000-Einwohner-Marke knackte: Das gibt wiederum mehr Geld vom Bund. Mit der Fusion wurden aber die Gemeinderäte aufgelöst, bis zur Wahl setzte das Land einen Regierungskommissär ein. Der neue Gemeinderat hat dann 31 Mandate, es gibt sieben Mitglieder im Gemeindevorstand.
Ausgenommen aus dem Wahltag ist auch die Landeshauptstadt, Graz hat einen anderen Wahlrhythmus. Hier ist es erst wieder im Herbst 2026 so weit.
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