Nach dem Desaster der Wiener ÖVP bei der Gemeinderatswahl musste die Kanzlerpartei am Wahlabend auch das Schlimmste in ihren Wiener Hochburgen befürchten: Zumal es in der Inneren Stadt, Hietzing und Döbling ärgste Verluste und jeweils nur Rang zwei hinter der SPÖ gegeben hatte – auf Gemeindeebene.
Doch je länger der Wahlsonntag, umso weiter stiegen die Mundwinkel der türkisen Bezirkskaiser wieder nach oben – denn zumindest bei den Bezirksvertretungswahlen konnten alle drei Hochburgen gehalten werden.
Markus Figl, amtierender Bezirkschef in der City, musste zwar ebenso Verluste einstecken, hielt die SPÖ (20,9 Prozent) mit 36,5 Prozent Stimmenanteil (laut aktuellem Stand) aber deutlich auf Respektabstand.
Wesentlich enger ging es in Hietzing zu, wo ÖVP-Mann Nikolaus Ebert zwar fast 15,5 Prozentpunkte gegenüber dem Ergebnis von 2020 einbüßte, aber dennoch einen knappen Vorsprung ins Ziel rettete. Im Amt bestätigt wurde in Döbling auch Daniel Resch, der mit fast 35 Prozent wiederum deutlich vor der SPÖ über die Ziellinie ging.
Neubau ist tiefgrün
In der Grünen-Hochburg in Neubau, wo die Partei seit 2001 den Vorsteher stellt, konnte Markus Reiter neuerlich zulegen (plus 0,6 Prozentpunkte) und kam auf 45,5 Prozent. Die zweitplatzierte SPÖ schaffte mit 22 Prozent weniger als die Hälfte – und blieb damit deutlich unter den Erwartungen.
Ein ähnlich starkes Ergebnis schaffte in der Josefstadt der grüne Amtsinhaber Martin Fabisch: 41,3 Prozent der Stimmen bedeutet einen satten Zuwachs von fast 8 Prozentpunkten. Die anderen Parteien schafften es nicht über die 20 Prozent, die SPÖ kam nur auf 19, die auf Rang drei zurückgefallene ÖVP lediglich auf 18 Prozent.
In Währing deklassierten die Grünen die Konkurrenz
Auch in Währing konnte die mit ihrer Politik stark polarisierende grüne Vorsteherin Silvia Nossek zulegen: Mit 41 Prozent der Stimmen (plus 2 Prozentpunkte) deklassierte sie die Konkurrenz im Jahrzehnte lang bürgerlichen Bezirk förmlich; für die Türkisen blieb mit rund 19 Prozent nur Rang zwei. Auch in der Leopoldstadt und Margareten konnten sich die Grünen am Wahlabend Hoffnungen auf den Sieg machen – bis zum Redaktionsschluss gab es mit der regierenden SPÖ ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Derzeit gibt es vor Auszählung der EU-Bürger-Stimmen aber nur noch vage Hoffnungen im Fünften.
Zerschlagen haben sich indes die grünen Hoffnungen auf den „Swing State“ Alsergrund: Während die rote Amtsinhaberin Saya Ahmad leicht zulegen konnte, büßte die Öko-Partei leicht ein – am Ende lagen fast elf Prozentpunkte zwischen beiden Parteien.
Das blaue Comeback in Simmering blieb aus
Nichts zu feiern gab es auf Bezirksebene für die FPÖ, die einen Comeback-Sieg in Simmering, wo man schon 2015 den Vorsteher-Posten erobert hatte, im Auge hatte: Ex-Bezirksboss Paul Stadler blieb mit 37 Prozent deutlicher als erwartet hinter dem roten Amtsinhaber Thomas Steinhart (42,1 Prozent) zurück.
Auch in Floridsdorf, wo man im Herbst bei der Nationalratswahl in Front war, machten die Blauen keinen Stich – Papai Georg bleibt weitere fünf Jahre im Amt.
Große Verluste für Nevrivy
Mit einem blauen Auge kam der umstrittene rote Bezirkskaiser Ernst Nevrivy aus der benachbarten Donaustadt davon: Mit einem signifikanten Minus von 7,6 Prozentpunkte auf 37,4 Prozent erteilten ihm die Wähler nur einen Denkzettel. Schließlich ist Nevrivy in der Wienwert-Causa (wie ÖVP-Chef Karl Mahrer) angeklagt und Hauptakteur in der roten Kleingarten-Affäre (wo gegen ihn ermittelt wird). Ob er sein Büro am Dr.-Adolf-Schärf-Platz mit dem Schrebergarten tauschen muss, werden die nächsten Monate zeigen.
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