Bereits jetzt mehr Drogentote in Kärnten als im gesamten Jahr 2020

Das Duo versuchte 125 Kilo Drogen zu Schmuggeln
Wieder starb Mann an Drogen. Wieder bleibt die Frage des Warums

Die Fälle ähneln einander auf schockierende Weise: Zwei Männer werden innerhalb von zwei Tagen tot in ihren Wohnungen in Klagenfurt aufgefunden. Beide waren in der Substitutionsbehandlung. Beide sind Todesopfer (Nummer fünf beziehungsweise sechs) aufgrund von Drogenmissbrauch in diesem Jahr in Kärnten. Somit gibt es nach nur fünf Monaten bereits mehr Drogentote zu beklagen, als im gesamten Jahr 2020. Damals starben fünf Menschen an Drogen im Süden Österreichs. 2019 waren es 15.

Und wieder taucht die Frage auf: Warum? Eine besonders brisante in Kärnten, denn nach wie vor ist das Jahr 2018 in Erinnerung. Damals waren 25 Drogentote zu beklagen. Das beschauliche Bundesland im Süden Österreichs schaffte es auf den unrühmlichen zweiten Platz bei den Drogentoten hinter Wien.

Comeback von Heroin

Dabei würde sich aktuell in der Drogenszene keine zugespitzte Situation abzeichnen, wie es Ärztin Claudia Scheiber, Fachbereichsleiterin Unterland, der Drogenambulanz Klagenfurt, formuliert: „Aber wir sind seit dem Jahr 2018 immer besorgt. Was wir beobachten, ist, dass es vielen unserer Patienten psychosozial aufgrund der Corona-Situation schlechter geht“, erklärt die Expertin. Der Andrang auf die Behandlungen sei unverändert groß. 800 bis 900 Menschen suchen in der Landeshauptstadt jährlich Hilfe. Zwei Drittel davon Männer, die meisten von ihnen heroinabhängig.

Auch jene drei Männer, die innerhalb von vier Wochen im Februar und März 2021 an Drogen in Kärnten starben, waren heroinabhängig. Die Substanz, die lange als „schmutzig“ galt, erlebt ein massives Comeback, hat ihren Schrecken verloren und wird in der Szene mittlerweile als Alltagsdroge gehandelt. Hinzu kommt die geografische Nähe zu Slowenien, dort ist Heroin zu Dumpingpreisen erhältlich.

Kritik an fehlender Dauerstrategie

Das sechste Drogentodesopfer im heurigen Jahr ruft auch die Polizeigewerkschaft auf den Plan: „Seit Jahren werden uns vom Innenministerium Maßnahmen im Kampf gegen Drogenmissbrauch versprochen, doch eine Dauerstrategie fehlt. Es nützt nichts, eine Enquete auszurufen, wenn die Drogentoten überhand nehmen, aber schlussendlich fehlt seitens der Polizei das Personal“, sagt Vorsitzender Bruno Kelz. Wie ernst die Drogenthematik in Kärnten genommen wird, zeige sich laut Gewerkschaft bereits an einem Umstand: Für das gesamte Bundesland gäbe es ein Drogenvortestgerät.

Kärntens Gesundheitsreferentin und Landeshauptmann Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) betont, dass der „Kampf gegen die Drogenproblematik ein gemeinsamer“ sein müsse. Und fügt hinzu: „Es ist sehr bedauerlich, dass die Zahl der Todesopfer nun wieder steigt. In keinem anderen Bundesland wird die Zahl der Drogentoten kommuniziert: Daher sind uns keine Vergleiche und damit auch keine eventuellen Erklärungen möglich. Zumindest können wir zum jetzigen Zeitpunkt über Gründe und Ursachen nur spekulieren.“ Alle Todesfälle würden aber laufend analysiert werden.

Nach sechs Drogentoten in fünf Monaten fällt diese Analyse so aus: Es sei kein „Muster“ erkennbar.

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