Apotheker zu Arzneimittel-Engpass: Politik muss rasch handeln

Nach dem KURIER-Bericht über Lieferprobleme bei Medikamenten in Österreich kommt jetzt Bewegung in das brisante Thema.

Der KURIER-Bericht über die Lieferengpässe mehrerer, lebenswichtiger Medikamente in Österreich hat heftige Reaktionen ausgelöst. Wie berichtet, sorgt derzeit das bundesweit fehlende Medikament „Imurek“ und ähnliche Produkte mit demselben Wirkstoff, die ein Abstoßen eines eingepflanzten Organs im Körper verhindern sollen, für Empörung. Während der heimische Zulassungsinhaber des genannten Präparats „Aspen Austria“ derzeit eine Ausnahmegenehmigung beantragt hat, um noch im Juli „Imurek“ aus Nachbarländern nach Österreich bringen zu können, fordert die österreichische Apothekerkammer im KURIER-Interview die Politik auf, rasch zu handeln.

Ulrike Mursch Edlmayr, Präsidentin der österreichischen Apothekerkammer, kritisiert das zaghafte Handeln der zuständigen Stellen. „Die Behörden und die Gesetzgebung sind gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Bereits heute gebe es schon fast keine Medikamentenproduktion in Europa mehr. Eine europäische Initiative muss laut Apothekerkammer verhindern, dass Forschung und Entwicklung im Pharmabereich aus Europa abwandern. Auch die Lagerbestände würden zunehmend reduziert. „Von der Gesundheitsbehörde fordern wir die Etablierung eines zuverlässigen Frühwarnsystems, um rasch und flexibel auf drohende Medikamentenengpässe reagieren zu können. Die Industrie wiederum muss ihre globale Vernetzung nutzen, um Marktengpässe zu vermeiden und eine ausreichende Versorgung mit Arzneimitteln zu gewährleisten“, sagt Mursch Edlmayr.

Warnung vor Online-Bestellungen

Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien ein Thema, das die Apotheker inzwischen ständig begleitet. In jüngster Zeit komme es immer öfter zu Lieferverzögerungen, berichten mehrere Seiten. Trotzdem gebe es keinen Grund zur Sorge. Engpässe könnten durch Vorräte aus anderen Ländern wieder aufgefüllt werden. Bis dahin gibt es laut der obersten Apothekerin des Landes auch die Möglichkeit, Präparate selbst herzustellen: „Wir sind dabei ständig bemüht, individuelle Lösungen zu finden. Jede Apotheke ist pro Woche mehr als zehn Stunden damit beschäftigt, solche Lieferengpässe auszugleichen.“

Vor der Alternative, benötigte Medikamente in Online-Apotheken zu bestellen, warnt Mursch Edlmayr: „Der Handel mit gefälschten Arzneimitteln ist ein unendlich großes Geschäft. In Österreich ist der Versand von rezeptpflichtigen Arzneimitteln verboten. Ich rate wirklich davon ab, aus dem Ausland zu bestellen. Es gibt keine Kontrolle.“

Aktuell ist die Pharmafirma „Aspen Austria“ auf der Suche nach einer Alternative, um gewisse Mengen ihres „Imurek“ aus einem anderen europäischen Markt nach Österreich zu bekommen. Vor dem Verkauf müsse noch die hierzulande übliche Verpackung angepasst werden, damit es bei den betroffenen Patienten und dem medizinischen Fachpersonal nicht zu Verwirrungen kommen könne. Aspen geht davon aus, dass „das Produkt im Rahmen der Ausnahmeregelung noch im Juli geliefert werden kann.“ Die planmäßigen Auslieferungen seien, wie der KURIER berichtete, erst wieder ab September vorgesehen.

"Das Problem, Österreich ist ein Billigpreisland"

Die Kritik der Ärzteschaft, dass der Medikamentenengpass ein hausgemachtes Problem sei, weil Österreich ein Billigpreisland sein soll, weist nicht nur das Gesundheitsministerium, sondern auch der Verband der pharmazeutischen Industrie „Pharmig“ zurück: „Wir haben hier kein österreich-spezifisches Problem, sondern ein weltweites, das noch dazu viele Ursachen hat. Daher arbeiten wir gemeinsam mit allen Beteiligten der Lieferkette intensiv und mit Hochdruck an Lösungen, um die Versorgung für die Patienten möglichst reibungslos zu gestalten“, sagt Generalsekretär der Pharmig Alexander Herzog. Das Gesundheitsministerium erklärte auf Anfrage des KURIER, dass die installierte Task Force die aktuelle Situation evaluiert und Lösungsansätze erarbeiten soll.

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