Anwälte-Gezerre um das angebliche Bombenhirn

Beran A. soll von seinem Kinderzimmer in Ternitz aus einen Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert geplant haben. Er sitzt in Haft.
Seit vergangener Woche sind die Augen der Öffentlichkeit auf Beran A. gerichtet. Jenen 19-Jährigen aus Ternitz, der einen Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien geplant haben soll. Doch nicht nur die Polizei ist brennend an ihm interessiert, auch das Interesse innerhalb der Strafverteidiger an diesem außergewöhnlichen Fall ist enorm – internationale Aufmerksamkeit ist ihnen dadurch gewiss.

Anwältin Ina-Christin Stiglitz
Nachdem Beran A. laut Ermittlern erst ein umfangreiches Geständnis abgelegt haben soll – so habe er „möglichst viele Ungläubige töten“ wollen –, trat am Wochenende Ina-Christin Stiglitz als seine Verteidigerin in Medien auf und gab Interviews. Auch dem KURIER. Demnach habe der 19-Jährige nur cool sein wollen und das Geständnis widerrufen.
Was zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt war: Am Freitag hat die Familie von Beran A. einen ganz anderen Anwalt beauftragt. Es handelt sich um Werner Tomanek, der zuletzt etwa Unterwelt-Boss Dexter vertreten hat.

Anwalt Werner Tomanek
„Ich bin am Freitag von der Familie mit der Vertretung beauftragt worden. Die Familie selbst war sehr irritiert darüber, dass plötzlich eine andere Anwältin über ihren Sohn Interviews gibt“, sagt Tomanek. Ebenso habe die Familie die Juristin kontaktiert: „Man hat ihr gesagt, sie soll sich vom Sohn fernhalten. Aber als ich am Montag zu ihm komme, war sie wieder da“, sagt Tomanek.
Heikle Aussagen
Stiglitz ist über eine derartige Aussage wenig erfreut. „Das ist disziplinär“, sagt die Anwältin. Denn: „Seit Freitagfrüh hatte ich ein schriftliches Mandat.“ Der 19-Jährige selbst habe die Juristin an seiner Seite gewollt und sie ausdrücklich auch damit beauftragt, mit den Medien in seiner Sache zu sprechen.
Die Anwältin bestätigt das Telefonat mit der Mutter, woraufhin sie sich am Montag von ihrem Mandanten persönlich verabschiedet hätte. „Er hat sich nochmals bei mir bedankt und gefragt, ob wir die Verteidigung gemeinsam machen können.“ Daran wiederum habe Tomanek kein Interesse gehabt. Ein offizielles Mail von der Vollmachtsaufkündigung habe Stiglitz am Montag um 11.32 Uhr bekommen.
Verteidigungslinie bleibt bestehen
Auch mit neuem Anwalt dürfte sich die Verteidigungslinie nicht verändert haben: Auch Tomanek stellt jegliche Anschlagspläne seines Mandanten in Abrede. „Ja, den Treueschwur gibt es. Er hat sich religiös da etwas verrannt. Aber wir waren weit entfernt von einem Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert.“
Tomanek zeichnet das Bild eines einsamen, jungen Mannes. „Er hat genau einen Freund (damit ist nicht der 17-jährige Mitbeschuldigte gemeint, Anm.) und in die Moschee geht er nicht, weil ihm dort zu viele Menschen sind.“ Nach Durchsicht der Niederschrift der ersten Befragung durch die Polizei könne Tomanek auch kein Geständnis erkennen, wie er sagt. „Das hat nichts damit zu tun, was der Innenminister verlautbart hat.“
Dass Bombenbau-Anleitungen auf dem Handy zu finden waren, bestätigt Tomanek. Dies allerdings nur aus Interesse. Fertigen Sprengstoff hätte es laut seinem aktuellen Wissensstand nicht gegeben. Tomanek räumt aber ein, den Akt noch nicht erhalten zu haben.
Die Eltern des 19-Jährigen seien „reizende Leute“, die sich gerade auf einem Heimaturlaub in Nordmazedonien befunden hatten, als sie im Radio von einer Festnahme gehört hätten. Mehrfach hätten sie versucht, ihren Sohn zu besuchen – doch der Besuch werde ihnen ohne Angabe von Gründen verweigert.
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