Die blauen Freudenrufe waren bis zur ÖVP zu hören
Von einem „enormen Vertrauensvorschuss der Wähler“ sprach Spitzenkandidat Dominik Nepp in einer ersten Stellungnahme. Zu hören waren die blauen Freuden wohl auch noch bei der wenige Hundert Meter weiter stattfinden ÖVP-Wahlfeier. Dabei baute sich die Stimmung bei den Freiheitlichen am Wahlabend nur langsam auf. Als der blaue Balken bei der ersten Trendprognose um 16.30 Uhr um 15 Prozentpunkte auf die vorhergesagten 22 Prozent hochschnellte, reagierten die zuletzt so erfolgsverwöhnten FPÖ-Anhänger und Funktionäre zunächst mit verhaltenem Jubel. Denn sie hatten noch mehr erwartet. „25 Prozent hätte ich mir gewünscht. Aber immerhin hat die SPÖ verloren“, hob etwa ein Simmeringer Parteimitglied das aus seiner Sicht Positive hervor. Und darauf zugleich sein Bier.
Hauptthema für ihn und für viele andere an diesem Abend ein freiheitlicher Klassiker: „Egal, wo ich hinschau – türkische Kopftücher, somalische Kopftücher, überall Kopftücher“, empörte er sich während eines ORF-Beitrags über den „Swing-State“ Simmering.
Die Wahlmotive
Mit dem Schließen der Wahllokale um 17 Uhr füllte sich das Innenstadtlokal „Vino“, in das die Wiener FPÖ geladen hatte, zunehmend. Neben „Vino“ wurde reichlich Red Bull konsumiert, denn mit Fortdauer der Feier mischten sich zahlreiche junge FPÖ-Anhänger – einige mit strengem Scheitel, getrimmten Oberlippenbärten oder auch Lederhose – unter die Gäste. Mit den Medien reden wollten sie nicht, aber immerhin: Anders als bei der Nationalratswahl im Vorjahr bekamen Journalisten diesmal keine Zettel mit „Benimmregeln“ in die Hand gedrückt.
Anonym erklärte sich schließlich doch ein FPÖler Mitte 30 bereit, mit dem KURIER zu sprechen. Er beklagte die „undemokratische Ausgrenzungspolitik der SPÖ“, die Sondierungsgespräche nur mit Neos, Grünen und ÖVP führen wolle. Der blaue Fraktionsführer im EU-Parlament, Harald Vilimsky, rechnete in einer ersten Stellungnahme ebenfalls nicht mit einer Koalition in der Bundeshauptstadt.
Ein Umstand der Pensionist Oskar S. sichtlich ärgerte, schließlich habe ihn erst die „Unfähigkeit von SPÖ und ÖVP“ zum Blau-Wähler gemacht. Dieses Wahlmotiv teilt er offenbar mit vielen. Wie eine Wahlbefragung von ATV/Puls24 zeigt, waren für den Großteil der FPÖ-Wähler die blauen Inhalte wahlentscheidend – allen voran die Themen Zuwanderung, Asyl und Sicherheit. Ebenfalls wichtig war aber: die SPÖ „abzuwählen“.
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