Als Gendarmerie und Polizei eins wurden: BMI feiert mit Ausstellung

Neun Innenminister in 20 Jahren (v. li. n. re.): Peschorn, Ratz, Sobotka, Strasser, Schlögl, Nehammer, Karner, Schüssel, Fekter.
Polizei und Gendarmerie zu fusionieren, galt einst als undenkbar. Noch vor 25 Jahren hieß es: „Das ist, wie wenn man katholische und evangelische Kirche zusammenlegen will.“ Nun, im Jahr 2025, rezitierte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP ) den markigen Sager, den mehr als zwei Jahrzehnte zuvor der ehemalige BMI-Chef Ernst Strasser (ÖVP) tätigte. „Beide würden an den gleichen Gott – die Sicherheit der Bürger – glauben, seien ansonsten jedoch völlig unterschiedlich“, führte Karner weiter aus.
Davon aufhalten ließ sich Strasser – trotz anfänglicher Zweifel – nicht und brachte die laut dem damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel „größte Verwaltungsreform der Zweiten Republik“ auf den Weg. An Strassers Seite war Franz Lang Projektleiter, der als Chefermittler im Fall der Brandkatastrophe der Gletscherbahn Kaprun im November 2000 auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Karner, Schüssel, Strasser, Lang und viele weitere ehemalige Ressortchefs kamen am Mittwoch in die Wiener Herrengasse, um im Festsaal des Innenministeriums (BMI) das 20-jährige Jubiläum der schlussendlich 2005 umgesetzten Reform zu feiern.
Unter den Ehrengästen zahlreiche Wegbegleiter, die launig aus dem Nähkästchen plauderten. Einer von ihnen der als „Gendarm sozialisierte“ stellvertretende steirische Landespolizeidirektor Joachim Huber: „Bist du deppert, bei der Polizei haben die jetzt Radios in den Autos. Polizist hätte ich werden sollen“, erinnerte er sich an die wohl scherzhafte gemeinte Meldung eines Kollegen.
Als Polizist aufgewacht
Der Wunsch des Mannes wurde Realität. Tausende Gendarmeriebedienstete wachten am 1. Juli 2005 als Polizisten auf. „Im Gegenzug verabschiedeten sich die Polizeibeamten für immer von ihren geliebten grünen Uniformen“, so Karner, der auch erklärte, warum das Projekt zur Jahrtausendwende angegangen wurde: „Weil’s g’scheit war.“ Kommunikation, Durchlässigkeit und Schlagkraft des nun vereinten Wachkörpers hätten durch die Zusammenlegung entsprechend erhöht werden können.
Eine Einschätzung, die Altkanzler Schüssel teilte. Die Reform – „ein unglaublicher Meilenstein am Weg zu einer vernünftigen Verwaltung“ – habe sich positiv auf die Sicherheit der Bevölkerung ausgewirkt. Modernen Herausforderungen, etwa der Verstärkung krimineller Ideologien, „würde man mit den alten Strukturen vermutlich nicht gerecht werden“.
Wie stark sich die Kriminalität gewandelt hat, zeigen Zahlen aus dem BMI. Gab es vor 20 Jahren noch 1.794 Anzeigen wegen Cybercrime, lag die Zahl der Anzeigen zu diesen Delikten im vergangenen Jahr bei 62.328. Bei den Haus- und Wohnungseinbrüchen ist dafür ein umgekehrter Trend zu sehen: 2005 gab es 21.225 Anzeigen, 2024 nur noch 6.930 Anzeigen.
Anlässlich des Jubiläums wurde im Anschluss an den Festakt die Sonderausstellung „Eine Einheit. Ein Auftrag.“ in der Sala terrena des Innenministeriums eröffnet. Der Öffentlichkeit zugänglich wird diese bei der „Langen Nacht der Museen“ sein.
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