Wie Frauen Städte bauen und warum das noch immer zu selten passiert

Wie Frauen Städte bauen und warum das noch immer zu selten passiert
Im Architekturforum OÖ werden Frauen, die im urbanen Raum planen, bauen und gestalten, vor den Vorhang geholt.

„Frauen bauen nicht anders als Männer. Das liegt ja nicht in den Genen. Diese Klischees von hart und weich gibt es in der Realität nicht.“ Sabine Pollak ist Architektin und Professorin an der Kunstuni in Linz. Sie sagt: „Ich fühle mich dem Feminismus verpflichtet, seit ich baue.“

Von Parität sei man auch in ihrer Branche meilenweit entfernt, „es tut sich etwas, aber sehr langsam.“

Genau das haben auch die Stadtforscherin Katja Schechtner und der Journalist Wojciech Czaja bemerkt und die Wanderausstellung „Frauen Bauen Stadt“ ins Leben gerufen. Nach Stationen in Wien, Bregenz und Klagenfurt das Projekt derzeit vor dem und im afo (Architekturforum OÖ) in Linz Halt.

Wie Frauen Städte bauen und warum das noch immer zu selten passiert

Kuratierten: Wojciech Czaja und Katja Schechtner

Was es zu sehen gibt? In niederschwelligen Texten und mit vielen Bildern werden 18 Architektinnen, Stadtplanerinnen und Künstlerinnen aus aller Welt vor den Vorhang geholt. Der Anspruch ist klar: Frauen und ihre Leistungen für den öffentlichen Raum verstärkt sichtbar zu machen.

Die Frau, die Canberrra plante

Da stolpert man zum Beispiel über die amerikanische Architektin Marion Mahony Griffin, nach deren Entwurf ab 1913 die australische Hauptstadt Canberra gebaut wurde. Sabine Pollaks Kommentar dazu: „Das weiß man nicht, das wird nicht gelehrt, das kommt nirgends vor.“ Mahony Griffin gewann den Wettbewerb mit ihrem Mann Walter Burley Griffin. Sie zeichnete die Einreichung bewusst mit „M. M. Griffin“. Dahinter vermutete nämlich niemand eine Frau.

Lokaler Bezug

Zu den internationalen Erfolgsgeschichten gibt es in der Schau den lokalen, oberösterreichischen Bezug: „Es ist wichtig, dass die Menschen dieses Aha-Erlebnis haben: Dass Architektur von Frauen auch hier im Stadtbild präsent ist“, sagt Kurator Wojciech Czaja.

Im Jahr 2030 werden 2,5 Milliarden Frauen in Städten leben und arbeiten. In Städten, die in den allermeisten Fällen von Männern geplant und gebaut wurden. Das bedeutet: Es fehlen weibliche Perspektiven auf entscheidende Lebensbereiche. Viele Studien zeigen: Frauen strukturieren ihre Wege anders als Männer, nutzen andere Verkehrsmittel, haben andere Ansprüche an Städte, vor allem wenn es um Sicherheit geht. Und Frauen bleiben lieber und länger im öffentlichen Raum als Männer, nutzen ihn also intensiver.

Vergangene Woche wurde das Innenstadtkonzept zur Weiterentwicklung der Linzer City präsentiert: Im Planungsteam sind sieben Männer und zwei Frauen vertreten. „Die dort vorgestellte Strategie ist nicht gendergerecht. Wir hoffen, im Zuge der Ausstellung mit Planungsstadtrat Dietmar Prammer ins Gespräch zu kommen und unsere Inputs geben zu können“, sagt Veronika Platz vom afo.

Als positives Beispiel für gelungene Stadtplanung nennt Czaja die Seestadt Aspern in Wien: „Viele Versäumnisse, die es in den meisten Städten gibt, werden dort korrigiert. Es sind zum Beispiel alle Straßen nach Frauen benannt.“

Die Oberösterreicherinnen: Drei Beispiele

Wie Frauen Städte bauen und warum das noch immer zu selten passiert

Hafenpark von Anna Detzlhofer

Anna Detzlhofer, DnD Landschaftsplanung: Hafenpark
Sie ist spezialisiert auf Park- und Gartenanlagen im Wohnbau, auf öffentliche Plätze und Verkehrsräume. Die gebürtige Innviertlerin Anna Detzlhofer ist mittlerweile mit ihrem Büro DnD Landschaftsplanung in Wien verankert. In Linz zeichnet sie für die Gestaltung des Hafenpark, einer öffentlich zugänglichen Dachlandschaft auf einer Logistikhalle am Hafen, verantwortlich.

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Dachausbau von Christa Lepschi

Christa Lepschi, Lepschi Architektin: Dachausbau
Inmitten einer Nachkriegssiedlung in Haid schuf die Linzer Architektin Christa Lepschi einen Zubau zum bereits bestehenden Rathaus. Die Basis  des  Stadtzentrums bilden eine Bibliothek und ein Supermarkt. Auf das Dach gelangt man über eine breite Treppenanlage, der Ausbau ist begehbar. Lepschi baute zudem den Kindergarten der Stadt Linz in der Rohrmayrstraße.

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JKU-Campus von Gabriele Riepl

Gabriele Riepl, Riepl Riepl Architekten: JKU-Campus
Gabriele Riepl arbeitet mit ihrem Partner Peter Riepl an Projekten, die weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung finden. Jüngst realisierten sie den neuen JKU-Campus, der für den europäischen Mies van der Rohe Award 2022 nominiert wurde. Signifikant ist  der Lux Tower im neuen Linzer Bahnhofsviertel, das OK Offene Kulturhaus trägt auch die Riepl-Handschrift.

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