90 Prozent der Pistenunfälle selbst verschuldet

Ein gelber Rettungshubschrauber steht auf einer schneebedeckten Bergwiese, während Sanitäter eine Person versorgen.
Seit Saisonbeginn starben bereits acht Menschen auf den Pisten. Unfälle mit Fremdverschulden leicht rückläufig.

Am Neujahrstag brach sich Ex-Finanzministerin Maria Fekter bei einem Sturz in Saalbach-Hinterglemm das Schlüsselbein. Wenige Tage später stürzte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel beim Langlaufen in St. Moritz und zog sich dabei einen Beckenbruch zu. Besonders dramatisch verlief der Skiunfall von Formel-1-Legende Michael Schumacher am 29. Dezember 2013. Der 45-Jährige prallte mit dem Kopf gegen einen Felsen und liegt seither im künstlichen Koma. Bisherigen Ermittlungen zufolge waren alle drei Unfälle der Prominenten selbstverschuldet.

Dass Stürze ohne Fremdverschulden am häufigsten vorkommen, bestätigen aktuelle Zahlen, die von der Alpinpolizei im Innenministerium seit 1. November bis zum Dreikönigstag erstellt wurden. Demnach machen selbst verschuldete Stürze rund 90 Prozent der Wintersportunfälle aus. Der Rest sind Unfälle mit Verdacht auf Fremdverschulden. Acht Menschen starben auf den Pisten, drei durch Lawinen, darunter ein Varianten-Snowboarder.

Leichter Rückgang der Unglücke

Für die Alpinpolizei geht es vor allem um Zusammenstöße im Pisten- und Skiroutenbereich, Liftunglücke sowie generell tödliche Ereignisse im Wintersportbetrieb: 626 Unfälle mit Verdacht auf Fremdverschulden im Pisten-Skiroutenbereich wurden bisher aufgenommen (Stichtag 6. Jänner 2014). In der Vorjahres-Saison waren es 699 Fälle. Allerdings dürften heuer noch nicht alle Unglücke eingetragen sein, er gehe dennoch von einem eher leichten Rückgang aus, sagte der Leiter der Alpinpolizei Hans Ebner am Dienstag.

Acht Wintersportler starben im organisierten Skiraum (Vorjahr 13). Vier tödliche Unfälle ereigneten sich auf Salzburger Pisten, zwei in Tirol und zwei in der Steiermark. Beim Variantenfahren gab es 76 Unglücke, die der Alpinpolizei gemeldet wurden (Vorjahr 114), darunter ein Lawinentoter. Dazu kamen 45 Liftunfälle, genauso viele wie in der vergangenen Saison, und 25 Lawinenunglücke (Vorjahr 48). Insgesamt drei Wintersportler starben laut Ebner bei Lawinenabgängen (Vorjahr fünf) in Vorarlberg, Tirol und Salzburg.

Wetterlage entscheidend

Einen starken Einfluss habe die Wetterlage: Je schlechter das Wetter, umso weniger Wintersportler bewegen sich auf den Pisten, wodurch die Unfallzahlen automatisch geringer ausfallen. "An Spitzentagen mit schönem Wetter in den Ferien oder an Wochenenden verzeichnen wir österreichweit 80 bis 100 Kollisionsunfälle", erläuterte Ebner. In den Weihnachtsferien habe es mit Föhnstürmen, Schneefällen und Regen bis in höhere Lagen solche Spitzentage in vielen Regionen kaum gegeben. "Da gehen die Wintersportler lieber ins Hallenbad oder in die Sauna."

In anderen Gegenden hilft eine gute Schneelage. "In Kärnten sind beispielsweise mit 22 Unfällen (Vorjahr 47) außergewöhnlich wenige erhoben worden", sagte Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit. "Dort profitiert man von besseren Bedingungen als anderswo, wo die Piste hart ist."

Zu hohe Geschwindigkeit

"Je geringer die Schneelage, umso dramatischer die Unfalllage", meinte auch Ebner. Aber obwohl derzeit vor allem in Skigebieten im Norden hauptsächlich auf technischem Schnee gefahren werde, sei kein Trend zu mehr Unfällen feststellbar, betonte Gabl. Dazu trügen die hohe Helmquote und hervorragend präparierte Pisten bei. Insgesamt wurden laut Kuratorium seit Saisonbeginn rund 1.100 Beteiligte an Wintersportunfällen erhoben, der geringste Wert seit 2005/06. Trotzdem: "Bei höherer Pistenfrequenz müssen Wintersportler die Geschwindigkeit drosseln", appellierte Gabl: Etwa zehn Prozent der Fahrer seien zu schnell unterwegs.

Fahrerflucht

Auf gleichbleibend hohem Niveau rangieren in der Statistik der Alpinpolizei Unfälle mit Fahrerflucht: Bei 15 bis 20 Prozent der Kollisionen macht sich ein Unfallgegner aus dem Staub, ohne sich um womöglich verletzte Personen zu kümmern. In der aktuellen Saison sei das bisher 137 Mal vorgekommen. "Es passiert allerdings auch, dass ein Beteiligter sich beim anderen schon erkundigt, ob etwas passiert ist und das verneint wird, und später stellt sich dann doch eine Verletzung heraus", berichtete Ebner. "Deswegen ist es wichtig, dass Alpinsportler bei Zusammenstößen immer die Identitäten und Telefonnummern austauschen, damit Geschädigte zu ihrem Recht kommen."

Bei einer Unfallsituation als Zeuge zur Verfügung zu stehen, sei eine Frage der Zivilcourage. Wer nicht Hilfe leistet oder einen Verletzten nach einem Skiunfall im Stich lässt, macht sich hingegen strafbar. Es drohen bei unterlassener Hilfeleistung bis zu sechs Monate und bei Imstichlassen eines Verletzten bis zu ein Jahr Haft.

Kommentare