Mordprozess in Salzburg: In Gasthaus gelockt und getötet

Mordprozess in Salzburg: In Gasthaus gelockt und getötet
Ein Gastronom (42) ist wegen Mordes angeklagt, sein Verteidiger spricht von Totschlag. Das Urteil wird für Donnerstag erwartet.

Der Angeklagte schildert am Mittwoch im Gerichtssaal mit ruhiger Stimme und Selbstmitleid seine Lebenssituation vor der Bluttat: Er führte zuletzt in Piesendorf (Pinzgau) fünf Gastronomiebetriebe vom Gasthof bis zur Schirmbar.

2011 begann die Beziehung mit der Frau, 2017 wurde geheiratet.  Es gibt eine gemeinsame Tochter (7) und von beiden Seiten ein Kind aus früheren Beziehungen.

Für die 30-Jährige sei er der finanzielle Anker gewesen. Die Geschäfte liefen ausgezeichnet. Der Gastronom  habe bei Cateringaufträgen  gutes Geld verdient. „Wir waren ein sehr verliebtes Paar“, sagt der Angeklagte.  

Es gab häufig Streit

Doch dann begann sich das Blatt  zu wenden: Als eine Affäre der Frau aufflog, kam es zu einer ersten großen Krise. „Sie hatte über fünf Monate eine heimliche Liebschaft“, zeichnet Verteidiger Franz Essl kein gutes Bild vom Opfer.

Die Frau habe einen zu aufwendigen Lebensstil gepflegt. Es gab Schulden. „Sie behübschte sich ständig, hatte Termine für Kosmetik und Haarverlängerung. Er war in der Arbeitsspirale gefangen“, so Essl. Streit wurde häufiger, der Ton  rauer.

Sie arbeitete in Teilzeit bei einer Modekette, managte auch die Büroarbeit in den Gastronomiebetrieben. „Es gab massive Beziehungsprobleme“, legt die  Staatsanwaltschaft dar.  

Opfer erstattete vor Bluttat Anzeige

Im Frühjahr 2020 kam es zu einer Anzeige: Der Angeklagte sei gewalttätig geworden und habe ihr einen Bruch der Hüfte zugefügt.

Vor Gericht erklärt der Gastronom: „Sie ist bei einem Streit  auf einem Parkplatz auf eine Eisplatte gestürzt.“ Den Antrag auf einstweilige Verfügung zog die Frau kurz vor der Tat wieder zurück.
„Die Spirale wurde immer schlimmer“, versucht der Verteidiger zu erklären. Zur Stresssituation kamen gesundheitliche Probleme. 

Gesundheitliche Probleme als Belastung

Der Gastronom war bei Darmoperationen zeugungsunfähig geworden. Der Wunsch nach einem zweiten Kind erfüllte sich nicht, was die Frau  enttäuscht habe. 

Der Angeklagte flüchtete sich in den Alkohol. „Ich war am Ende“, schildert er vor Gericht. Drohungen, wie „Du bist tot und weißt es nur noch nicht“, sollen von ihm ausgegangen sein, hält ihm Richterin Martina Pfarrkirchner vor.

Die 30-Jährige wollte sich trennen und die Pacht der Betriebe übernehmen, was am Geld zuerst scheiterte. Sie soll  einen Vertrag aufgesetzt und ihrem Mann gegen Bezahlung weiter Liebesdienste angeboten haben.

Frau verblutete nach Messerattacke

Am Tag der Bluttat im Mai 2022 soll der gebürtige Deutsche seine Noch-Ehefrau zur Aussprache in den Gasthof gelockt haben. Die  zierliche, um elf Jahre jüngere Frau habe gedroht, mit Fäusten auf ihn eingeschlagen und ihn in den Arm gebissen.

Es kam zu einem Handgemenge.  Dann wurde es für immer still:  „Ich habe reflexartig nach dem Messer gegriffen und zugestochen.“ Er flüchtete zuerst, informierte seine Eltern über einen Streit und versteckte sich. Die 30-Jährige verblutete. Am nächste Tag stellte sich der Gastronom.

Urteil für Donnerstag erwartet

Die Verteidigung plädiert auf Totschlag. Es sei kein Vorsatz erkennbar. Die Staatsanwaltschaft sieht  erkennbare Tatvorbereitungen. 

Belastendes Detail: Auch eine frühere Freundin zeigte ihn einmal wegen gefährlicher Drohung an. Das Urteil wird für heute, Donnerstag, erwartet. Dem 42-Jährigen drohen bis zu 20 Jahre oder lebenslang.

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