Künftig mehr Wölfe in OÖ: Schutzstatus soll gesenkt werden

Der Wolf ist ein Wildtier und wagt sich nur selten in die Nähe von Menschen
Zahl der Risse aktuell gleichbleibend, Sichtungen steigen; derzeit zwischen 20 und 40 Tiere in OÖ unterwegs.

Kürzlich wurde in der Nähe der Kaserne in Hörsching eine mögliche Wolfssichtung gemeldet. Die Experten rückten aus, nahmen Proben der Losung, schickten diese ins Labor. In rund zwei Wochen soll das Ergebnis Klarheit bringen.

Der Wolf sowie der Umgang mit dem Tier ist seit jeher ein hochemotionales Thema. Umso wichtiger sei es, professionell und sachlich heranzugehen, sagt Philipp Engleder.

Der 31-jährige Forstwirt ist seit kurzem Wolfsbeauftragter des Landes OÖ und in dieser Tätigkeit mit allem befasst, was sich rund um das Wildtier in Oberösterreich tut. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, wenn es um Sichtungen, Grämungen (Erklärung siehe Infobox unten), Risse und Entschädigungszahlungen geht.

Population verdoppelt sich alle 3 Jahre

"Der Wolf ist zurück in Oberösterreich", sagt auch Jagd- und Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger, ÖVP. Da in den kommenden Jahren mit einem starken Wachstum der bestehenden Population zu rechnen sei, müssten bereits jetzt entsprechende Maßnahmen getroffen werden, um dann entsprechend reagieren zu können.

"Am wichtigsten sind ausreichend Informationen, der Herdenschutz, professionelles Wolfsmanagement sowie die Herabsetzung des Schutzstatus", so die zuständige Landesrätin. Die letzte Forderung begründet sie mit der wachsenden Population.

Bereits jetzt können sogenannte "Problemwölfe" nach umfassender Prüfung der Umstände zum Abschuss freigegeben werden. Das passiert in Oberösterreich derzeit relativ selten: 2023 gab es zum Beispiel vier Abschussfreigaben, zwei Wölfe wurde dann tatsächlich erschossen. 

2024 kein Wolf erwischt

2024 wurden zwei Tiere zum Abschuss freigegeben, aber keines erwischt und im ersten Monat von 2025 gab es bereits eine Freigabe, bisher aber noch ohne Ausführung.

Künftig mehr Wölfe in OÖ: Schutzstatus soll gesenkt werden

Die Herabsenkung des Schutzstatus von "streng geschützt" auf "geschützt" könnte demnächst sogar auf europäischer Ebene umgesetzt werden: Innerhalb der Berner Konvention - ein völkerrechtlicher Vertrag zum Schutz und der Erhaltung der Wildtiere und Pflanzen in Europa - wurde im Dezember 2024 die Herabstufung beschlossen und tritt vermutlich in den kommenden drei Monaten in Kraft. 

Danach könnte die Europäische Kommission eine Änderung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie vorschlagen, in der der Schutz des Wolfes geregelt ist.

Wie viele?

Derzeit wird von 20 bis 40 Wölfen in OÖ ausgegangen, drei Rudel befinden sich im Oberen Mühlviertel. Die Population verdoppelt sich alle drei Jahre.

Risse

2023 und 2024 wurden jeweils 66 Einsätze durchgeführt, wovon 10 bzw. 11 Vorfälle klar einem Wolf zuzuordnen waren.

Vergrämungen

Darunter versteht man das Vertreiben des Wolfs mit Gesten und Lärm. 2023 gab es in OÖ 15 Vergrämungen, 2024 waren es 14.

Sichtungen

Waren es 2020 noch 30 gemeldete Wolfssichtungen bzw. der Verdacht dahingehend, wurden 2024 bereits 133 dieser Meldungen protokolliert.

Wie viele Tiere derzeit in Oberösterreich unterwegs sind, lässt sich aufgrund der hohen Mobilität nur ungefähr schätzen. Gottfried Diwold, Landesforstdirektor, erzählt von drei Rudeln im Mühlviertel und einigen einzelnen Tieren. "Ich gehe von 20 bis 40 Wölfen bei uns im Bundesland aus."

Künftig soll im sogenannten Wolfsmanagement noch genauer erhoben werden, wo die Tiere in welchen Verbänden leben, was sie fressen, wo sie sich bewegen und wie sie sich verhalten. Die hier gesammelten Daten sollen ebenso dazu beitragen, das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf so friedlich wie möglich zu gestalten. 

15 Menschen, die die Risse begutachten

Wenn es doch zu Rissen kommt, gibt es mittlerweile eine einheitliche Vorgehensweise: Wird ein Vorfall gemeldet, rückt einer der 15 Rissbegutachter, die es derzeit in OÖ gibt, aus, dokumentiert das Geschehen, sichert Beweise und nimmt DNA-Proben

Sowohl 2023 als auch 2024 wurden je 66 derartige Einsätze durchgeführt: 2023 war zehn Mal ein Wolf für den Riss verantwortlich, 2024 konnten elf Vorfälle klar auf einen Wolf zurückgeführt werden.

"Vor Ort geht es darum, die Emotion rauszunehmen und sehr sachlich zu bleiben", sagt der Wolfsbeauftragte Philipp Engleder. Ihm ist es wichtig, die Angst vor dem Tier zu nehmen.

"Es gibt keinen Grund, sich in Oberösterreichs Wäldern vor einem Wolf zu fürchten. Das sind Wildtiere, die im Normalfall den Menschen meiden."

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