Wisent-Fund am Kasberg - "Glaubten erst, es sei eine Kuh"

Bis zu zwei Meter hoch, drei Meter lang und eine Tonne schwer kann ein ausgewachsener Wisent-Bulle werden.
Höhlenforscher entdeckten am Kasberg ein fast vollständiges Skelett eines europäischen Bisons.

Eine abgestürzte Kuh am Kasberg bei Grünau im Almtal? Nichts wirklich besonderes. Ein abgestürztes Wisent, wie der europäische Bison auch genannt wird? Eine Sensation. Begann er doch schon ab dem frühen Mittelalter in unseren Breiten auszusterben.

Im Dezember machten die Höhlenforscher Franz Moser und Franz Rühringer in Oberösterreich den außergewöhnlichen Fund. Nun wurden der Schädel, die Rippen und die Dornfortsätze des verunglückten Tieres der Öffentlichkeit präsentiert.

Wisent-Fund am Kasberg -  "Glaubten erst, es sei eine Kuh"

Der Schädel des gefundenen Wisents wiegt in etwa sieben Kilogramm.

30 Meter tief, 100 Meter lang und auf 1.530 Meter Seehöhe gelegen ist die Höhle, in die sich die Forscher am 29. Dezember abseilten, um diese zu vermessen. „Das Gestein war sehr brüchig. Als wir wieder nach oben aufstiegen, sahen wir an einer Stelle ein Horn hervorschauen“, sagt Rühringer. „Wir glaubten erst, es sei eine Kuh.“

Kurzerhand gruben sie den Schädel aus, wobei weitere Knochen zum Vorschein kamen. Sie packten diese in den Rucksack – und zeigten sie der Biologin Teresa Schaer: „Diese Hörner, diese Augenhöhlen und die Größe des Schädels. Mir war schnell klar, dass das ein Wisent sein muss.“

Datierung läuft

Im Jänner begann man, das restliche Skelett zu bergen: An die 95 Prozent davon wurden gefunden. Die Knochen sind in gutem Zustand, sie wurden in der Höhle gut gekühlt. „In Österreich ist es der erste Fund eines Wisent-Skeletts, das fast vollständig ist. Vielleicht ist es dafür nicht das älteste“, sagt Schaer. Wann der Bison gelebt hat, wird derzeit mittels C14-Methode am Institut für Paläontologie der Uni Wien bestimmt. Im Mai soll das Ergebnis vorliegen.

Wisent-Fund am Kasberg -  "Glaubten erst, es sei eine Kuh"

Teresa Schaer präsentierte am Dienstag den Fund.

„Bis ins frühe Mittelalter lebten Wisents in unseren Breiten. Nur knapp konnten sie um die Jahrhundertwende vor dem Aussterben bewahrt werden“, sagt Schaer. Wegen Waldrodungen sei ihr Lebensraum stark geschrumpft. Heute leben kleine Herden an der Grenze von Polen und Weißrussland und im deutschen Rothaargebirge.

Dass man am Kasberg je wieder ein lebendiges Wisent sehen wird, ist unwahrscheinlich. Viel eher wird man es in Form eines Kuscheltiers zu Gesicht bekommen: Es gibt Überlegungen, „Willi, das Wisent“ zum Maskottchen des Naturtierparks Grünau zu machen. Dort wird übrigens später auch das Skelett ausgestellt werden.

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