Hartheim: „Wert des Lebens“ lässt 30.000 NS-Opfer nie vergessen

Hartheim: „Wert des Lebens“ lässt  30.000 NS-Opfer nie vergessen
Über 500.000 Besucher in 20 Jahren im Schloss Hartheim, dem Lern- und Gedenkort für Opfer des Nationalsozialismus.

„T4“. Ein Buchstabe, eine Zahl. Hinter der so bezeichneten Aktion steht der Tod von mehr als 18.000 Menschen, die von Nazis zwischen 1940 und 1941 im Schloss Hartheim ein kleines Stück westlich von Linz systematisch getötet wurden.

Menschen mit Behinderungen, Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie waren in der NS-Euthanasieanstalt im Schloss untergebracht.

Als die Aktion „T4“ abgebrochen wurde, war das Töten damit nicht beendet. Bis 1944 wurden kranke und arbeitsunfähige Häftlinge aus den umliegenden Konzentrationslagern sowie Zwangsarbeiter ermordet.

Insgesamt über 30.000. Von rund 23.000 kennt man mittlerweile die Namen, sie sind im „Gedenkbuch Hartheim“ aufgelistet.

Hartheim, ein massiv belasteter Ort nationalsozialistischen Grauens, war und ist ein Beispiel für die Gedenkkultur in Österreich – und wie sie sein kann.

Anfangs als Wohnhaus für Flüchtlinge und Vertriebene, später für Hochwasseropfer der Standortgemeinde Alkoven genutzt, ehe französische und italienische Organisationen auch Hartheim bei ihren Gedenkfahrten und Aktivitäten besuchten.

Hartheim: „Wert des Lebens“ lässt  30.000 NS-Opfer nie vergessen

1969 wurden im Schloss zwei Gendenkräume für die Opfer der Aktion „T4“ eingerichtet. 1995 wurde ein Verein gegründet, 1997 fasste das Land den Beschluss, das Schloss zu restaurieren.

2003 folgte die Eröffnung der Ausstellung „Wert des Lebens“, seit 2004 wird das Haus als Lern- und Gedenkort betrieben.

Schloss Hartheim Ausstellung

Schloss Hartheim Ausstellung

Schloss Hartheim Ausstellung

Für Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ein wichtiger Ort, schließlich stoße man im beschaulichen Oberösterreich immer wieder auf Orte, an denen „finstere Kapitel unserer Geschichte“ geschrieben wurden. Die Erinnerung daran gelte es aufrecht zu erhalten, betonte Stelzer, der seitens des Landes versicherte, weiter für Kosten des Gedenkortes aufzukommen, die die Stiftung nicht aufbringen könne.

Bezug zur Gegenwart

In Hartheim spielt die Verbindung der vergangenen Gräueltaten zur Gegenwart eine große Rolle.

Florian Schwanninger, Leiter von Schloss Hartheim, erklärt: „Der Gegenwartsbezug der 2021 überarbeiteten Ausstellung ,Wert des Lebens’ stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar.“

Zusätzlich setzt man auf ein umfangreiches pädagogisches Vermittlungsangebot samt verschiedener Workshops, zuletzt auch für Pflege- und Polizeischüler.

Mehr als eine halbe Million Besucher wurden seit 2003 gezählt, sehr viele Besucher nahmen pädagogische Angebote und Workshops in Anspruch.

Eine weitere wichtige Säule sind die Publikationen des Vereins - sie widmen sich Themen wie Inklusion, Sozialpolitik und medizinisch-ethischen Fragestellungen.

Der 20. Jahrestag wird mit einem Tag der offenen Tür am Freitag, 16. Juni, ab 10 Uhr gefeiert – mit öffentlichen Rundgängen, einem Blick hinter die Kulissen und einem Einblick in die pädagogische Praxis.

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