Heinz Grabmer ist ein Gastgeber, wie er im Buche steht. Mit weißem wallendem Haar begrüßt er die Gäste an diesem lauen Sommerabend schon beim Garteneingang. Aus seiner Jausenstation ist ein stattliches Gasthaus geworden, 16,5 Punkte gibt Gault & Millau der Waldschänke etwas außerhalb vonGrieskirchen.
Ein bisschen abgelegen liegt sie, die Waldschänke, für die Weinkarte wurde das Lokal heuer erst ausgezeichnet. Deshalb gibt es ein besonderes Service: Den Transfer von einem naheliegenden Hotel. Etwa vom Trattnachtaler Weinhaus in Schlüßberg (dort unbedingt den Rosemara Petnat des dazugehörenden Weinguts kosten!).
Wobei sich von dort zumindest für den Hinweg der etwas mehr als einstündige Spaziergang durch das schöne Hausruckviertel anbietet - Begegnung mit Rehen und zur passenden Jahreszeit auch Verpflegung mit Äpfeln und Birnen von den Streuobstwiesen inklusive.
Der schattige Gastgarten der Waldschänke ist im Sommer immer eine Empfehlung, vor allem mittags ist es dort kühl. Aber unschlagbar sind die Spätsommerabende, die Sonnenuntergänge sondergleichen parat haben.
Wer in die Waldschänke fährt, muss fast das Menü "Hoamatgaung" nehmen. Und zwar in sieben Gängen, wie es auf der Karte steht (110 Euro). Obwohl das "Zackelschaf" offenbar für viele Gäste eine kleine Hürde darstellt, die Heinz Grabmer jedem nimmt. "Lassen Sie sich nicht davon abschrecken", sagt er überzeugend. Aber dazu später.
Denn schon steht der Aperitif am Tisch, ein Woid Lager von Max & Malz, einer kleinen Brauerei aus der Gegend. Haferflocken, Bio-Hopfen sowie Sauerklee und Löwenzahn aus dem Garten der Waldschänke, ein leichtes, naturtrübes Bier. Außergewöhnlich gut.
Die Kellner haben vom Senior-Chef gelernt, das ist den ganzen Abend zu spüren. Unaufdringlich, aber präsent und sehr aufmerksam. Der geräucherte Selleriespeck ist das Highlight des Gedecks (5,90), aber Gemüse Quiche mit Yoghurt-Limetten-Dressing und Walnuss steht ihm um nichts nach.
Selbstredend gibt es Sauerteigbrot von der Naturbackstube Klausmayr in Finkelham.
Melone aus Eferding
Mit jedem Gang wird die große Kunst der Küche offenbar. Eferdinger Melone? Gibt es als ersten Gang und sie harmoniert noch besser mit der geräucherten Forelle im saisonalen Menü aus Wald, Wasser und Wiese, das in fünf Gängen kommt (85 Euro).
Vegane und vegetarische Menüs sind übrigens selbstverständlich möglich.
Die Melanzani sind auch aus Eferding, verfeinert mit Trauben und Senf bereiten Haubenkoch Clemens Grabmer und seine Mutter Elisabeth ihren Gästenungeahnte Geschmackserlebnisse.
Selbst Fisch ist in Oberösterreich heimisch, deshalb ist er Fixstarter als dritter "Hoamatgaung". Reinanke kommt mit Marille aus der Scharten, Lavendel und der unvermeidlichen Rauner (rote Rübe), auch zum Saibling gibt es Marille.
Geht selbst im besten Fischrestaurant nicht besser. Gleiches gilt für das Bio-Hendl aus Frankenburg. Kaum zu glauben, dass Huhn mit Artischocke, Buttermilch und Sommertrüffel so vollendet und doch leicht und frisch Gaumen, Herz und Seele erfreuen kann.
Dann steigt die Spannung, das Zackelschaf mit Sommerkürbis, eingelegtem Gemüse und Pilzen kommt. Heinz Grabmer hat noch eine kleine Geschichte zum benachbarten Schafbauern und zum oberösterreichischen Rotwein vom Kienesberger, ehe er uns mit den zwei rosa gebratenen Stück Fleisch alleine lässt. Und er wird es gewusst haben: Unschlagbar schmeckt es, das Zackelschaf, das jedes Vorurteil widerlegt.
Wenig überraschend nicht weniger gut: Das Kalbsbackerl vom Rind aus OÖ, nochmals Artischocke, besonders fein der junge Wirsing.
Aber Mutter und Sohn sind in der Küche noch nicht fertig. Zwetschke (unglaublich gschmackig mit weißer Schoko, Gurke und Granitee), Apfel (mit Most-Sabayone, Bauerntopfen und Basilikum) und Landl-Birne (mit Schoko, Mandel und Buchweizen) machen abschließend den oberösterreichischen Obstgarten erlebbar.
Unbedingt dazu nehmen: Die Weinreise (für sieben Gänge um 65 Euro), Niederösterreich, Steiermark, Burgenland, Spanien, Frankreich und sogar - um es extra zu erwähnen - guter Stoff aus Oberösterreich.
Dass zum Abschluss noch Bauernkrapfen und eine Grießschnitte kommen, rundet den Abend klassisch ab. Oberösterreich halt.
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